Nina Petri als Gabriele Sanchez in der Serie "Bettys Diagnose". (Foto: ZDF/Kai Schulze)

Steckbrief: Nina Petri

  • Geboren am 16. Juli 1963 in Hamburg
  • Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum
  • Wirkte in zahlreichen Fernsehfilmen und -serien mit u. a. Lola rennt, Tatort
  • Sprecherin von Hörbüchern
  • Auszeichnungen: u. a. Bayerischer Filmpreis, Deutscher Filmpreis und Hessischer Fernsehpreis 

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Ab 24. September gibt es Neues aus der Aachener Karlsklinik: 27 weitere Folgen der Serie „Bettys Diagnose“ werden immer freitags, um 19.25 Uhr, ausgestrahlt. Die neue Staffel begleitet Betty und ihr Team durch den Alltag der Aufnahmestation. Dabei bleibt es nicht nur bei beruflichen Turbulenzen. Bettys leibliche Mutter Gabriele (Nina Petri) kommt in die Klinik, sie sucht weiterhin den Kontakt zu ihrer Tochter.

Ab 24. September ist Nina Petri in „Bettys Diagnose“ zu sehen. (Foto: ZDF/Willi Weber)

Frau Petri, wollten Sie schon immer Schauspielerin werden?

Nina Petri: Ja, das kann man so sagen. Ich kann mich sonst an nichts anderes erinnern. Ich meine, das ging so mit fünf Jahren los. Eine Alternative gab es für mich nicht.

Wurde der Wunsch auch von Ihren Eltern gut geheißen?

Nina Petri: Als ich noch ein Kind war, haben sie es bestimmt gar nicht so richtig ernst genommen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass meine Mutter auch damals schon eine leidenschaftliche Theatergängerin war. Sie hatte ein Abo bei der Volksbühne in Hamburg. Wenn sie sich am Abend hübsch machte und ins Theater ging, war das schon immer etwas Besonderes. Als Kind bin ich natürlich auch ins Kindertheater gegangen und als ich dann älter war, bin ich mit meiner Mutter dann zu den großen Bühnen mitgegangen. Irgendwie hat mich diese Welt schon immer fasziniert. Als ich noch Kind war haben meine Eltern mir vorgeschlagen, dass ich doch mal in eine Kindertheatergruppe gehen soll. Was ich dann auch gemacht habe, allerdings fand ich es dort ziemlich doof, das weiß ich noch (lacht). Dann ging ich eben zur Schule, machte mein Abitur und habe es danach versucht. Leider habe ich nicht bei der ersten Aufnahmeprüfung bestanden, sondern musste drei davon machen. Da kamen dann erstmal Worte wie: „Willst Du nicht doch erst was anderes lernen?“ Das kam für mich allerdings nicht in Frage und letztendlich haben sie mir auch nicht im Weg gestanden. 

Gab es eine Person, die Sie inspiriert hat?

Nina Petri: Als ich in Bochum zur Schauspielschule gegangen bin, hatte ich das große Glück in der großen Peymann-Zeit dort zu sein. Gerd Voss war einer der Protagonisten, auch Kirsten Dehne – sie waren für mich absolute Vorbilder. Natürlich hat mich auch die Schaubühne, die damals noch ganz aktuell war, mit den großen Schaubühnenstars fasziniert. Wenn sie in Bochum ein Gastspiel hatten, bin ich da auch hingerannt. Wie Sie schon raushören, ich wollte eigentlich gar nichts mit Film zu tun haben, sondern wollte ans Theater. 

In Ihrer Vita werden auch immer wieder Theaterproduktionen aufgeführt.

Nina Petri: Ja, Gott sein Dank. 

Die Theaterproduktion ist also schon Ihre große Leidenschaft.

Nina Petri: Am Entscheidensten ist eigentlich die Rolle, die man spielt, natürlich auch das Ensemble, mit dem man spielt, und der Regisseur. Das ist am Wichtigsten! Jetzt stehe ich gerade in Hamburg auf der Bühne und spiele zum ersten Mal in meinem Leben Boulevardtheater. Das habe ich bisher noch nie gemacht. Es ist total lustig und macht einen riesen Spaß. Es ist schon toll, wenn man da oben steht und mit dem Publikum direkt in Kontakt kommt und es zum Lachen bringt – das ist herrlich! 

Theater ist ja viel direkter. Man wird dort doch viel mehr wahrgenommen als im Film, oder?

Nina Petri: Ja, genau. Ich scheue mich davor, beides direkt zu vergleichen oder zu sagen, das eine ist die größere Kunst. Es ist schwer zu sagen und es gibt in beiden Bereichen sowohl Gutes als auch Schlechtes. Ich habe schon Fernsehfilme oder Krimis von mir gesehen, bei denen ich dachte „Was ist das denn?“ Das ist mir erst neulich so gegangen. Da war die Rolle, die ich gespielt habe eigentlich komplett verschwunden. Von dem was ich mir ausgedacht und gespielt habe, war fast nichts mehr zu sehen. Natürlich bauen die Regisseure und die Redaktion im Nachhinein den Film und im Schnitt kann es dann sein, das der Fokus des Films ganz wo anders liegt, als man beim Lesen des Drehbuches gedacht hat. Da habe ich mir den „Affen gespielt“, aber zu sehen war nichts mehr davon. Das gibt es natürlich auf der Bühne nicht. Da ist man von vorne bis hinten zu sehen und es kann keiner einen rausschneiden. 

Werden beim Film die Texte anders gelernt als beim Theater?

Nina Petri: Zuerst muss man die Wörter genau so lernen wie sie im Buch stehen, das ist ja meistens Literatur im Theater. Im Boulevard kann man schon ein bisschen was ändern, da es sich auch um Umgangssprache handelt. Aber in der Regel lernt man wirklich Wort für Wort. Beim Fernsehen ist es so, dass die Bücher oft nicht so wirklich grandios geschrieben sind, dass ich da manchmal wirklich eingreifen muss. Da hat man schon ein bisschen Freiheit. Es gibt auch Momente in denen der Regisseur oder die Regisseurin sagt „Ich möchte aber, dass Du das genau so sagst, wie es da steht.“ Das ist dann auch okay. Aber da wird von einem auf den anderen Tag gelernt und dann ist der Text auch wieder aus dem Kopf. Das ist beim Theater anders. Da muss er ein bisschen länger abgespeichert werden. 

Wenn Sie mit einem Stück auf Tour gehen und das selbe fünf Jahre später wieder ausführen, ist bestimmt auch die Lernzeit etwas kürzer.

Nina Petri: Ja, genau. Beim Theater müssen wir das Stück auch komplett im Kopf haben. Beim Film habe ich immer nur das, was ich die nächsten ein oder zwei Tage drehe, im Kopf und dann kommt der nächste Abschnitt. Aber hier ist es so, dass ich das gesamte Werk abspeichern muss. 

Es ist Wahnsinn, dass die Theaterschauspieler so ein Gedächtnis haben können. Das ist bestimmt ein enormer Trainingsprozess.

Nina Petri: Ja, also für mich ist das normal. Das gehört einfach zum Handwerk und das kann, glaube ich, jeder lernen. Es gibt auch Schauspieler, die sich damit unheimlich schwer tun. Es ist nicht so, dass jeder Schauspieler seinen Text in null-komma-nichts auswendig gelernt hat. Das ist wirklich sehr, sehr unterschiedlich.

Wie schwer ist es denn, bei einem Dreh bei sich selbst zu bleiben, ohne gewisse Sachen zu adaptieren? Sie verkörpern ja Ihre Rolle, sind voll in der Rolle drin und spielen diese Tag für Tag am Theater. 

Nina Petri: Es kommt nicht so wirklich vor, dass ich Schwierigkeiten habe, wieder zu mir selbst zu finden. Ist es ein längerer Zeitraum, in dem man eine Figur spielt, dann gehört die in diesem Zeitraum auch schon zu einem dazu und man verteidigt sie auch. Es ist ja etwas, für das man brennt. Bei der Serie „Bettys Diagnose“ habe ich die Rolle ja auch über ein paar Monate gespielt und dann kamen wieder neue Drehbücher. Habe ich dann darin gelesen, dass meine Rolle Gabriele Sanchez in dem neuen Buch von Folge XY ganz komisch redet, dann bin ich natürlich los und habe gesagt: „Also nein, ich kenn doch meine Gabriele, ich weiß doch, wie die redet und wie ihr der Schnabel gewachsen ist.“ Aber das hat ja nichts damit zu tun, dass ich im wirklichen Leben anfange, Gabriele zu sein (lacht). Wenn das schon so weit ist, sollte man besser zum Arzt gehen. 

Filmemachen an sich hat sich vermutlich im Vergleich zu Ihrer Anfangszeit gravierend geändert, oder?

Nina Petri: Auf jeden Fall. Alleine schon, dass heute endlos oft wiederholt werden kann, ohne dass es Geld kostet. Es kostet natürlich Zeit. Früher haben wir wirklich noch auf Filmen gedreht und wenn man sich am Ende einer Einstellung versprochen hat, war man Schuld, dass es nochmal gedreht werden musste. 

War die Schauspielkunst damals auch ein bisschen mehr gefragt als heute?

Nina Petri: Nein, das glaube ich nicht. Es ist ja auch nicht immer der Schauspieler, der Schuld ist, dass nochmal gedreht werden muss. Ich kann mir vorstellen, dass die Regisseure heute unbefangener sind und sich sagen „Dann machen wir es halt noch einmal, kostet ja nichts“. 

Gibt es für Sie einen unerfüllten Rollenwunsch, den Sie schon immer mal spielen wollten, aber bisher kein Angebot kam?

Nina Petri: Beim Film sind es eigentlich fast alle Rollen, die andere Schauspielerinnen in meinem Alter spielen dürfen (lacht). Da frage ich mich jedes Mal, wieso ich das eigentlich nicht spiele. Beim Theater wäre es die Iphigenie auf Tauris, das ist meine Traumrolle, die ich gerne mal spielen möchte.