Herr Lambert, seit nunmehr zwei Jahren leiten Sie die Asklepios Südpfalz Kliniken in Kandel und Germersheim. Wie hat Ihre berufliche Laufbahn begonnen?

Frank Lambert: Ich habe zunächst eine klassische Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten bei der Bundesknappschaft gemacht, anschließend habe ich ein betriebswirtschaftliches Studium durchlaufen. Ich war dann bei der IKK Südwest tätig. Die IKK war ein Wachstumsunternehmen auf Krankenkassenseite. Ich war damals der 18. Mitarbeiter, irgendwann waren es dann 1.800 Mitarbeiter. Dieses Wachstum und diese Dynamik haben mich sehr geprägt. Die IKK hat mir die Möglichkeit gegeben, einen guten Einblick in das Gesundheitswesen zu bekommen, bei diesem jungen Unternehmen gab es noch keine festgefahrenen Strukturen. Erst war ich im Controlling, anschließend im Vertragsbereich tätig. Ich habe also mit Krankenhäusern und Ärzten Budgets verhandelt – ich war also genau auf der anderen Seite tätig wie heute. Irgendwann kam der Wunsch auf, in den Bereich der Leistungserbringer zu wechseln, das tat ich dann auch 2014. Ich war als stellvertretender Geschäftsführer und Kaufmännischer Direktor der Kreuznacher Diakonie tätig. Danach habe ich mich entschlossen, zu einem privaten Träger zu wechseln, weil ich glaube, dass private Träger Vorteile in puncto Investitionsfähigkeit haben, die im Hinblick auf das heutige Gesundheitswesen mit seinen enormen Herausforderungen wichtig sind. So kam ich genau vor zwei Jahren in die Südpfalz.

Wenn man in Ihrer Position ist, muss man ein gewisses Interesse an medizinischen Themen mitbringen. Woher kommt dieses Interesse bei Ihnen?

Frank Lambert: Ich finde, wir haben in Deutschland ein hervorragendes Gesundheitssystem – und das ist keine Selbstverständlichkeit. Auf Krankenkassenseite stellt man die Mittel dafür bereit und auf Krankenhausseite – und das war letztendlich auch ein Antrieb für mich, die Seite zu wechseln – kann ich die Mittel einsetzen, mein Gestaltungsraum ist größer. Wir haben hier in Kandel eine Geriatrie und eine Kardiologie etabliert und in Germersheim die Psychosomatik. Meine Aufgabe ist es, die Frage zu beantworten, wie ich Versorgungen gestalten kann, und mir darüber Gedanken zu machen, welchen Bedarf es gibt.

Sie haben es angesprochen: In Germersheim haben Sie eine Psychosomatik etabliert. Wie hat sich gezeigt, dass die Südpfalz in diesem Gesundheitsbereich Bedarf hat?

Frank Lambert: Ich habe vor zwei Jahren Gutachten in Auftrag gegeben, welche Bereiche in den kommenden fünf bis zehn Jahren eine größere Nachfrage haben werden. Viele Bereiche verlagern sich von der stationären zur ambulanten Seite. Viele OPs werden heute ambulant durchgeführt – das war vor ein paar Jahren noch undenkbar. Im Jahr 2000 war ich selbst in einem Krankenhaus mit einem Kreuzbandriss. Ich war 14 Tage stationär. Heute zeigt sich die Tendenz, solche Behandlungen ambulant durchzuführen. Unter diesem Blickwinkel haben wir uns intensiv mit den Versorgungsbedarfen auseinandergesetzt. Und es hat sich gezeigt, dass die Bereiche Psychosomatik, Geriatrie und Kardiologie eine wichtige Rolle spielen. Von daher glaube ich, dass wir die Häuser in Kandel und Germersheim zukunftssicher gemacht haben.

Welche Vorteile haben die Standorte Kandel und Germersheim?

Frank Lambert: Beide Standorte haben den Vorteil, dass sie in einer Wachstumsregion liegen. Viele Häuser in Rheinland-Pfalz haben Betten abgebaut. Das ist bei uns nicht der Fall. Wir haben sogar neue Fachrichtungen dazubekommen.

Stichpunkt Wachstumsmarkt: Im Hinblick auf die Zukunft und der alternden Bevölkerung werden vermehrt Pflegekräfte gebraucht. Wie sind Sie da aufgestellt bzw. gibt es derzeit einen Mangel an Pflegepersonal?

Frank Lambert: Wir laufen – wie allen Krankenhäuser – auf einen Mangel zu. Den Bedarf an Versorgung im Krankenhaus wird es definitiv geben, die Kunst wird es sein, das Angebot aufrechterhalten zu können. Der Fokus muss auf der qualifizierten Ausbildung liegen. Wir haben derzeit 45 Ausbildungsplätze. Pro Jahr haben wir 15 Menschen, die eine Ausbildung bei uns abschließen. Gleichzeitig arbeiten wir auch daran, Fachkräfte aus dem Ausland zu integrieren. Zurzeit machen wir die Erfahrung mit Arbeitskräften aus Serbien. Es zeigt sich jedoch, dass die Politik uns nicht unbedingt hilft. Wir haben vor einem Jahr Arbeitsverträge in Belgrad unterschrieben. Wenn alles gut geht, werden 15 Pflegekräfte im April bei uns anfangen. Das Problem ist, dass die Visa-Vergaben in den Botschaften enorme Zeit in Anspruch nehmen.

Ist die Einstellung von ausländischen Arbeitskräften der einzige Weg, den Fachkräftemangel aufzufangen, oder gibt es noch weitere Ansätze?

Frank Lambert: Ausbildung, Ausland, Prozesse optimieren. Wir suchen aktiv nach Lösungen, unsere Prozesse zu optimieren. Ich glaube, dass auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen wesentlich dabei helfen wird.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung heute schon bei den Asklepios Südpfalz Kliniken?
Frank Lambert. Wir haben es uns groß auf die Fahne geschrieben, die Digitalisierung voranzubringen und somit auch zur Entlastung der Mitarbeiter beitragen zu können. Wir wollen digitale Patientenakten und mobile Visiten einführen. Aktuell haben wir ein Programm eingeführt – Samedi. Dabei handelt es sich um eine Online-Terminvergabe.

Hat das auch etwas mit Telemedizin zu tun?

Frank Lambert: Das ist noch einmal etwas Anderes. Telemedizin nutzen wir in unserer Stokeunit. Wenn Patienten mit einem Schlaganfall eingeliefert werden, vernetzen wir uns telemedizinisch mit Karlsruhe. Wenn bestimmte Fallkonstellationen eintreten, die das Know-how eines Maximalversorgers brauchen, sind wir mit diesem System direkt mit Karlsruhe verbunden.

Aber Arztgespräche mit Patienten via Skype gibt es noch nicht?

Frank Lambert: Doch das funktioniert mit Samedi. Der erste Schritt ist die Online-Terminvergabe, der zweite Schritt wird sein, – und das passiert wahrscheinlich ab Sommer – eine Online-Sprechstunde anzubieten. Und das wird ein echter Mehrwert sein.

Was kann man sich unter einer mobilen Visite vorstellen?

Frank Lambert: Der Arzt geht mit einem iPad oder Laptop zum Patienten und hat dort direkten Zugriff auf die Patientenakte. Mit diesem kann er auch direkt Infos zum Beispiel an das Labor weitergeben, sodass die Wege einfach viel schneller gehen.

Zum 1. Januar hat die Geburtshilfe in Germersheim geschlossen. Warum war esnicht gelungen, die Stellen in ausreichender Zahl neuzubesetzen?

Frank Lambert: Der Arbeitsmarkt ist tatsächlich einfach leergefegt. Bei den Hebammen genauso wie bei den Pflegekräften. Wir hatten eine Geburtshilfe mit 800 Geburten und 13 Hebammen. Als der Kooperationsvertrag gekündigt wurde, war recht schnell klar, dass es schwierig wird, das aufzufangen. Es ist im Generellen schon schwer, offene Stellen zu besetzen, aber eine komplette Geburtshilfe neu zu besetzen … Da gibt der Arbeitsmarkt einfach nicht mehr her.

Stand für Sie von Anfang an fest, wohin Ihre berufliche Reise gehen soll?

Frank Lambert: Das stand in der Tat nicht fest. Mein Wunsch war es eigentlich immer, zur Polizei zu gehen. Das ist aber an meiner Rot-Grün-Schwäche gescheitert. Es mussten also Alternativen her. Und dann bin ich im Gesundheitswesen gelandet (lacht). (pdp)