Leinsweiler. Korallen sind Lebewesen, es sind Tiere, die es zu schützen gilt, denen man kein Leid zufügen sollte – das ist auch die Überzeugung von Jürgen Wendel aus Leinsweiler. In seinem ehemaligen Weinkeller kümmert er sich deswegen beinahe rund um die Uhr um seine ca. 35.000 Schützlinge und sorgt dafür, dass es ihnen gut geht und sie optimal versorgt sind, um zu wachsen.

Alles, was er über die Tiere weiß, hat er sich selbst beigebracht

Jürgen Wendel vor seinem großen Schaubecken. (Foto: hea)
Jürgen Wendel vor seinem großen Schaubecken. (Foto: hea)

Mit 13 Jahren hat der Südpfälzer seine Leidenschaft für die Unterwasserwelt entdeckt. Damals noch ganz klassisch mit einem ersten Aquarium, in dem er Fische gehalten hat. Nach und nach galt sein Interesse aber immer mehr den bunten und skurrilen Formen der Korallen. Alles, was er über die Tiere weiß, hat er sich selbst beigebracht: „Ich halte mich bei der Züchtung nicht an wissenschaftliche Leitfäden, ich messe Temperatur und Salzgehalt – alles andere mache ich nach Augenmaß“, erklärt Wendel. Gehe es einer Koralle nicht gut, würde er es sofort bemerken und Maßnahmen ergreifen. Seine jahrzehntelange Erfahrung hilft ihm dabei, schnell zu erkennen, was dem Lebewesen fehlt und wie geholfen werden kann. 

Vor 15 Jahren hat Wendel sein Hobby zum Beruf gemacht: Er ist europaweit einer der größten und bekanntesten Korallenzüchter und beliefert Aquarien und Zoohandlungen mit seinen gezüchteten Tieren. Auch als Berater und Betreuer ist der Südpfälzer ein gefragter Mann in der Branche. Insgesamt hat er etwa 70 verschiedene Arten in seinen Anlagen in Leinsweiler. Dabei konzentriert er sich vor allem auf so genannte Weichkorallen und langporige Steinkorallen: „Korallen, die sich durch die Strömung im Wasser bewegen und so für ein tolles Schauspiel sorgen, gefallen mir persönlich am besten. Meine Züchtungen kommen auch gut bei den Kunden an, ich hatte das Glück, auf die richtigen zu setzen. Da immer mehrere Jahre Arbeit in den einzelnen Sorten steckt, hoffe ich natürlich auf langanhaltendes Interesse.“ Von Trends lässt sich Wendel generell aber wenig beeinflussen, er setzt auf Nachhaltigkeit und vertraut auf sein Wissen und Können. So ist fast jede seiner einzelnen Korallen auf ein einziges Exemplar ihrer Art zurückzuführen. „Ich kaufe eine Sorte nur ein einziges Mal, ich stelle mich auf die Bedürfnisse der Art ein und züchte daraus dann die Ableger. Das dauert natürlich immer ein paar Jahre, bis ich auch erste Korallen dieser Art dann weiterverkaufen kann. Aber auf diese Weise gehe ich besonders sorgsam mit den Tieren um. Jede einzelne Koralle ist mir wichtig.“

Wichtig sind die Algen

Damit Korallen sich wohlfühlen, brauchen sie eine relativ konstante Wassertemperatur von ca. 24 Grad und einen Tag-/Nacht-Rhythmus, der durch ein Beleuchtungssystem hergestellt wird. Außerdem leben in den Becken Fische und kleine Schalentiere – von deren Ausscheidungen ernähren sich die Korallen. Ganz wichtig sind auch die Algen: Erst durch die Symbiose mit Algen, sind Korallen lebensfähig – und sie erhalten dadurch ihre Farbe. 

Anemonen kennen die meisten aus dem Film „Findet Nemo“. (Foto: hea)
Anemonen kennen die meisten aus dem Film „Findet Nemo“. (Foto: hea)

Mit seiner Korallenzucht leistet Jürgen Wendel auch einen Beitrag zum Artenschutz: „Ich denke, durch meine Arbeit schaffe ich ein Bewusstsein für unser Ökosystem und die Schönheit der Artenvielfalt!“ Früher habe man außerdem Korallen für den Verkauf direkt aus den Riffen in der Südsee genommen. Ein aufwendiger Eingriff in die Natur, der sich inzwischen glücklicherweise und auch dank professioneller Zucht nicht mehr lohne. Die Preise für Korallen sind in den letzten Jahren gestiegen – das sei ein gutes Zeichen, nicht nur aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Es zeige die Wertschätzung gegenüber den Tieren, meint Wendel, und die ist der zentrale Antrieb für seine Arbeit. (hea)