Landau/Herxheim. Die letzten Sommertage stehen vor der Tür – und wie könnte man sie besser nutzen als bei einem Besuch im Schwimmbad oder am See? Eine Erfrischung im kühlen Nass tut schließlich gut. Aber dabei ist Vorsicht geboten! Die Schlagzeilen über Badeunfälle haben sich in den vergangenen Monaten gehäuft. Auch bei uns in der Region kam es am Rhein oder an Badeseen zu mehreren tragischen Unfällen. Das liegt zum einen natürlich daran, dass der Sommer sehr lang und sehr heiß war und immer noch ist – also gehen auch mehr Menschen baden. Die Verlockung, auch an gefährlichen Stellen ins Wasser zu gehen, ist groß. Aber es wird auch regelmäßig gewarnt: In Deutschland gibt es immer mehr Nichtschwimmer. Laut einer aktuellen Pressemeldung der DLRG können immer weniger Kinder schwimmen: „20 bis 25 Prozent aller Grundschulen in Deutschland bieten keinen Schwimmunterricht mehr an, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht, und ausbildende Verbände haben lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs.“

Das Baden in offenen Gewässern kann für Ungeübte besonders gefährlich werden. (Foto: Porapak Apichodilok/Pexels)

Auch bei uns in der Region sind die Wartelisten für Schwimmkurse aller Anbieter lang. Trotzdem beurteilt Christof Drost, Betriebsleiter der Bäder in Landau, die Situation hier – zumindest was die Versorgung angeht – eher positiv: „In Landau können wir den Bedarf an Schwimmunterricht relativ gut abdecken, dadurch, dass wir über Sommer sogar zwei Bäder zur Verfügung haben. Wir bedienen alle Anfragen der Landauer Schulen komplett.“

Aber die steigenden Zahlen an Unfällen oder Gefahrensituationen lassen sich auch in Landau beobachten. „Unsere Mitarbeiter sind in den vergangenen Jahren sensibilisiert worden. Wir haben festgestellt, dass die Zahl der Nichtschwimmer steigt und haben natürlich auch entsprechend reagiert“, erklärt Drost und gibt gleichzeitig aber auch zu bedenken: „Ein großes Manko der letzten Jahre ist aber auch, dass die Eltern ihrer Aufsichtspflicht immer weniger nachkommen. Der Fokus der Erwachsenen liegt nicht mehr auf den kleinen Kindern im Wasser, sondern auf dem Smartphone oder dem Tablet. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders.“ Die Mitarbeiter im Bäderbetrieb können bei teilweise hunderten Gästen, die sich im Wasser aufhalten, nicht jeden Winkel immer im Blick haben – auch wenn sie natürlich geschult sind und schnell reagieren können. Auch die Eltern bzw. erwachsenen Begleitpersonen sind in der Pflicht, Kinder zu beobachten und rechtzeitig Alarm zu schlagen.

Christof Drost, Betriebsleiter LaOla und Freibad Landau. (Foto: hea)

Wassergewöhnung so früh wie möglich beginnen

„Wir bieten auch vermehrt Erwachsenen-Schwimmkurse an. Da ist die Nachfrage in letzter Zeit tatsächlich gestiegen“, berichtet Christof Dorst, „aber das kann natürlich nicht die Lösung sein – der Schwerpunkt muss auf jeden Fall viel früher gesetzt werden. Und wichtig sind neben dem Schwimmunterricht die vorbereitenden Maßnahmen!“ Das bedeutet: Wassergewöhnung ab dem Babyalter. Dabei lernen die Kleinsten mit dem Medium Wasser umzugehen und vor allem werden Ängste abgebaut.

Corinna Deutsch Venâncio von der Kita am Niederteich. (Foto: hea)

Das ist auch ein Thema, auf das die Kita am Niederteich in Herxheim sehr viel Wert liegt. Dort wird seit 2016 Schwimmunterricht für Vorschulkinder angeboten – ein sehr seltenes Angebot für eine Kita. „In diesem Jahr gibt es außerdem bei uns die Möglichkeit, am ‚Eltern-Kind-Schwimmen’ teilzunehmen. Das ist eine gute Vorbereitung für den Schwimmunterricht“, so Corinna Deutsch Venâncio. Die Erzieherin hat vor drei Jahren gemeinsam mit Kita-Leiter Michael Feldmann den Anstoß für den Kita-Schwimmunterricht gegeben. „Im ersten Jahr gab es bei den Eltern und im Kollegium noch ein paar skeptische Reaktionen, aber wir konnten schnell alle überzeugen, dass das eine ungefährliche und vor allem sehr sinnvolle Sache ist!“, erklärt sie weiter. Ein halbes Jahr lang, von Januar bis Juni, gehen die Vorschulkinder ein Mal pro Woche ins Schwimmbad des St. Laurentiusheims. Mit im Becken sind drei Erzieher, die alle den KKS(Kleinkinderschwimmen)-Grundlehrgang absolviert haben. Im Außenbereich steht eine weitere Aufsichtsperson. In Gruppen von jeweils ca. zehn Kindern werden die Kinder unterrichtet mit dem Ziel, das „Seepferdchen“ zu absolvieren. „Das schaffen auch die allermeisten! Aber wir haben auch schon extrem viel erreicht, wenn wir den Kindern einfach die Angst vorm Wasser genommen haben“, betont Corinna Deutsch Venâncio. Sie hofft, dass Eltern und auch die Betreiber der Bäder in Zukunft wieder mehr sensibilisiert sind und Vereine, Schulen oder Kitas möglichst viele Möglichkeiten für Kurse und Unterrichtsstunden bieten.

Wassergewöhnung – Darauf sollte man achten:
– Schwimmflügel bieten nur scheinbar sicheren Schutz und gewöhnen dem Kind eine falsche Haltung im Wasser an.
– Schwimm- oder Taucherbrillen verhindern, dass den Kindern die Angst vorm Wasser genommen wird. Wasserkontakt mit den Augen sollte nicht als Gefahr vermittelt werden.
– Wassergewöhnung kann auch schon unter der Dusche stattfinden, wenn das Wasser dabei über den Kopf und das Gesicht fließt. (hea)