Wörth. Darüber sind sich so gut wie alle Wissenschaftler und Experten einig: Die Menschheit muss weniger CO2 produzieren, um den weltweiten Temperaturanstieg aufzuhalten. Denn durch steigende Temperaturen werden Wetterextreme häufiger, Dürren oder Starkregen machen Landwirtschaft schwieriger, Wälder leiden unter den Bedingungen usw. Um in Deutschland klimaneutral zu werden – das heißt, nicht mehr CO2 in die Atmosphäre auszustoßen, als auch wieder kompensiert werden kann – muss vor allem im Bereich der Mobilität viel verändert werden. Dabei geht es nicht nur um den Individualverkehr, sondern auch um Gütertransporte. 

Einen Schritt in Richtung CO2-Reduktion in diesem Bereich geht deswegen auch bald das Daimler LKW-Werk in Wörth: Dort soll die Produktion des eActros in Serie gehen. Der Start sei für die zweite Jahreshälfte geplant, so ein Sprecher des Unternehmens. Er führt weiter aus: „Wir haben die Ambition, bis zum Jahr 2039 in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Neufahrzeuge anzubieten, die im Fahrbetrieb („tank-to-wheel“) CO2-neutral sind.“ Beim Batterie-Betrieb für LKWs sei Daimler Trucks bereits sehr weit, einige Unternehmen testen batterieelektrisch betriebene LKWs seit geraumer Zeit erfolgreich, so das Unternehmen.

Bereits seit 2018 wird der eActros von Unternehmen in ganz Deutschland getestet – wie hier in Hamburg. (Foto: Daimler Truck AG)

Ein Problem dieser LKWs ist jedoch die geringe Reichweite, der Einsatzbereich für solche Modelle ist also auf den Kurzstrecken-Transport beschränkt. Mit dem eActros, der zurzeit getestet wird, kann man etwa 200 Kilometer weit fahren. „Der Serien-eActros, der in Wörth vom Band laufen wird, wird dem bisherigen Prototyp jedoch in einigen Punkten – wie beispielsweise der Reichweite und der Antriebsleistung– deutlich überlegen sein“, ergänzt der Sprecher. Daimler arbeite zusätzlich noch an weiteren CO2-neutralen Technologien, auch für größere Reichweiten: „Ab 2027 wollen wir unser Fahrzeugangebot um Serienfahrzeuge mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb ergänzen. Ein CO2-neutraler Transport auf den Straßen bis 2050 ist unser ultimatives Ziel.“

Wenn es nach Klimaforschern geht, ist das jedoch deutlich zu spät: Der Ausstoß von Treibhausgasen muss laut Berechnungen innerhalb der kommenden 20 Jahre quasi komplett gestoppt werden, wenn die Vereinbarungen des Pariser Klimaschutz-Abkommens von 2015 eingehalten werden sollen. Neue Technologien bringen jedoch auch neue Probleme. So gerät in Bezug auf Elektromobilität vor allem der Rohstoffeinsatz immer wieder in die Kritik. Kinderarbeit und Umweltbelastungen spielen dabei eine Rolle. Das PFALZ-ECHO hat deswegen bei der Daimler AG nachgefragt: Wie stellt das Unternehmen insbesondere im Bezug auf die Batterien eine nachhaltige Rohstoffgewinnung sicher? „Bei Daimler Trucks & Buses bekennen wir uns klar zu den Zielen des Pariser Klimaschutz-Abkommens. (…) Dazu gehört auch, dass wir Nachhaltigkeit in unserer Lieferkette fördern und vorantreiben. Dabei bilden die Daimler Supplier Sustainability Standards die Leitplanken für unser nachhaltiges Lieferkettenmanagement. Sie definieren Anforderungen an Arbeitsbedingungen, die Achtung und Wahrung der Menschenrechte, Umweltschutz und Sicherheit sowie Geschäftsethik und Compliance. Unsere direkten Lieferanten sind aufgefordert, diese Nachhaltigkeitsstandards anzuerkennen und auch in ihre vorgelagerten Wertschöpfungsketten hineinzutragen.“

Nicht nur die Daimler AG, auch die anderen großen Hersteller setzen in ihrer Zukunftsplanung immer konsequenter auf alternative Antriebsformen – auch deswegen liegt der Fokus verstärkt auf den Rohstoff-Problemen. Das sei aber durchaus von Vorteil, sagt dazu Prof. Volker Quaschning (siehe Rubrik Interviews): „Dadurch lastet ein Druck auf den Automobilherstellern, nach besseren Lösungen zu suchen.“ Es sei also absehbar, dass die E-Mobilität in naher Zukunft noch große Fortschritte mache. Ökologisch führe auf jeden Fall kein Weg an ihr vorbei. (hea)