Während die meisten Branchen über Sommer ein wenig aufatmen konnten und nach den ersten harten Maßnahmen im Frühjahr finanzielle Einbußen zumindest teilweise wieder auffangen konnten, gab es für Künstler und Veranstalter keine Verschnaufpause. Konzerte, Aufführungen etc. waren auch in den Monaten mit vergleichsweise wenig Infektionsgeschehen so gut wie nicht möglich. Die Protest-Bewegung „Alarmstufe Rot“ wurde vor diesem Hintergrund immer lauter und forderte die Politik auf, mehr finanzielle Hilfen für die Veranstaltungsbranche bereitzustellen. Nach der Entscheidung der Bundesregierung vor einigen Tagen zu einem Hilfspaket, heißt es bei Verantwortlichen der Branche nun: „Zumindest für den Monat November scheint erstmals seit März für die besonders hart Getroffenen eine Umsatzentschädigung gesichert.“ Betriebe und Selbstständige, die nachweislich 80 Prozent ihres Umsatzes durch Veranstaltungen generieren, können nun Unterstützung beantragen. So werde auch indirekt betroffenen Beteiligten geholfen. Die Hilfen gelten jedoch nur für den Monat November. Die Branche – von den Künstlern über die Veranstaltungstechniker bis hin zu den Agenturen – leidet jedoch schon seit den ersten Einschränkungen im März durchgehend. Das PFALZ-ECHO hat deswegen die Bundestagsabgeordneten aus der Region gesprochen und um ihre Einschätzung zu den beschlossenen Hilfen gebeten. (red)


Tobias Lindner, Grüne (Foto: honorarfrei)
Tobias Lindner, Grüne (Foto: honorarfrei)

Tobias Lindner (GRÜNE)

„First Out – Last in“. Die Veranstaltungsbranche ist von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen und massiv in ihrer Existenz gefährdet. Bereits im Frühjahr haben wir schnelle und umfangreiche Hilfen für Kulturschaffende gefordert. Wenn auch sehr spät, ist es gut, dass die Koalitionsfraktionen nun diesen wichtigen Bereich in den Blick nehmen. Doch leider fallen noch immer zu viele durch das Raster. Es ist dringend geboten, die vorgesehenen Überbrückungshilfen an die tatsächliche Realität der Betroffenen anzupassen. Mit unserem „10-Punkte-Plan zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft“ zeigen wir auf, wie dies u.a. mit einem Existenzgeld für Soloselbstständige, einem Überbrückungsprogramm für die Veranstaltungsbranche und der Schaffung einer zentralen Not-Anlaufstelle gelingen kann.


Thomas Gebhart, CDU (Foto: honorarfrei)
Thomas Gebhart, CDU (Foto: honorarfrei)

Thomas Gebhart (CDU)

Den Begriff Novemberhilfe finde ich unglücklich. Es geht darum, den von den temporären Schließungen erfassten Betrieben, Unternehmen, Selbstständigen, Vereinen und Einrichtungen eine außerordentliche Wirtschaftshilfe zu gewähren, um sie für finanzielle Ausfälle zu entschädigen. Auch mittelbar Betroffene können die Hilfe beantragen, nämlich all jene, die regelmäßig 80 Prozent ihrer Umsätze mit Betrieben machen, die schließen müssen. Solo-Selbstständige können unbürokratisch eine Förderung beantragen. Die Regelung für den Monat November halte ich alles in allem für fair. Sollten die Schließungen über den November hinaus andauern, wird es sicherlich weitere Unterstützungen brauchen. Wer Fragen in diesem Zusammenhang hat, kann sich gerne an mein Büro wenden.


Mario Brandenburg, FDP (Foto: honorarfrei)
Mario Brandenburg, FDP (Foto: honorarfrei)

Mario Brandenburg (FDP)

Die Novemberhilfen sind eine Art Schweigegeld für das von der Bundesregierung verursachte Chaos in Branchen wie der Gastronomie, der Veranstaltungswirtschaft, dem Tourismus, der Kultur oder dem Sport. Profitieren werden davon nur wenige Ausgewählte. Viele kleinere Betriebe wie Bäckereicafés, Einzelhändler oder Taxiunternehmen gehen leer aus. Deshalb brauchen wir eine fairere Verteilung der Novemberhilfen. Als Freie Demokraten setzen wir uns dafür ein, dass die Förderung besonders von indirekt betroffenen Betrieben allein an den gesunkenen Novemberumsätzen bemessen wird. Unterstützt würden damit alle Betriebe, die durch den Teil-Lockdown massive Umsatzverluste erleiden und nicht nur jene, die von der Bundesregierung als förderungswürdig eingestuft werden.


Thomas Hitschler, SPD (Foto: honorarfrei)
Thomas Hitschler, SPD (Foto: honorarfrei)

Thomas Hitschler (SPD)

Aus vielen Gesprächen, Briefen und Mails weiß ich, wie schwer die Situation für diejenigen ist, die von den erneuten vorübergehenden Schließungen direkt und indirekt betroffen sind. Mit der Novemberhilfe ist ein deutliches Signal dafür gesetzt, dass wir allen Betroffenen möglichst wirksam und schnell helfen. Niemand darf vergessen werden. Deshalb ist es gut, dass es nun auch deutliche Verbesserungen für Soloselbstständige und die besonders hart betroffene Kultur- und Veranstaltungsbranche gibt. Ich werde mich auch weiterhin mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Corona-Hilfen stetig überprüft und gegebenenfalls angepasst und erweitert werden. Dazu greife ich die Sorgen und Anregungen der Betroffenen vor Ort auf und mache mich in Berlin für entsprechende Verbesserungen stark.