Ein Roboter kann keinen menschlichen Kontakt ersetzen. (Foto: tmeier1964/pixabay)

Landau. Zum 1. Januar 2019 ist das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz (PpSG) in Kraft getreten – mit diesem Sofortprogramm soll nicht nur der Berufsalltag der Pflegekräfte in Deutschland spürbar verbessert und diese durch die Schaffung neuer Stellen entlastet werden, auch die Digitalisierung im Pflegebereich spielt in dem neuen Gesetz eine wesentliche Rolle. Der südpfälzische Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit Dr. Thomas Gebhart (CDU) besuchte am vergangenen Dienstag das Vinzentius-Krankenhaus in Landau, um in einen offenen Austausch mit Klinikleitung, Pflegedienstleitung, Personalvertretern und Pflegekräften zu treten und sich darüber zu informieren, wie das neue PpSG aus Berlin in der Südpfalz ankommt.

Personalnot auf den Stationen im Vinzentius-Krankenhaus gibt es noch nicht – die Betonung liegt jedoch auf dem kleinen Wort „noch“. „Aufgrund der demographischen Entwicklung steigen die Bedarfe an Pflegekräften stetig an“, erklärt Dr. Gebhart. Man rechne damit, dass die Zahl der über 80-Jährigen bis 2030 bundesweit um fast 50 Prozent steigt. „Umso wichtiger ist es, den Pflegeberuf attraktiver zu machen.“ Das heißt, rund die Hälfte der Bevölkerung wird in den nächsten zwanzig Jahren professionelle Pflege benötigen. „Auch der Beratungsbedarf wird steigen“, prognostiziert Katharina Seelinger, Pflegedirektorin im Vinzentius-Krankenhaus. „Da geht es um Themen wie sportliche Aktivitäten, Hautpflege, Ernährung, geistige Fitness und viele mehr.“
Zurzeit arbeiten in der Landauer Klinik 399 Pflegekräfte – 2020 sollen es optimalerweise 420 sein. Da sich jedoch immer mehr junge Menschen von dem klassischen Ausbildungsberuf abwenden und lieber studieren gehen, wird die Suche nach Pflegepersonal erschwert. „Ich bin sogar nach Albanien und Neapel geflogen, um ausländische Pflegekräfte zu rekrutieren“, erzählt Seelinger. Auch indisches Pflegepersonal konnte für Landau gewonnen werden „Diese habe ich via Skype (Anmerkung der Redaktion „Videotelefonie“) interviewt“, fügt Seelinger hinzu. Auch wenn man im Vinzentius-Krankenhaus zurzeit gut aufgestellt ist, muss mit großem Vorlauf in die Zukunft geplant werden. „Die Pflege ist ein klassischer Frauenberuf. Pro Jahr müssen wir von ca. 15 Mitarbeiterinnen ausgehen, die in Mutterschutz gehen – und diese Lücken müssen natürlich geschlossen werden“, erzählt die Pflegedirektorin. Auch wenn das Jahr 2019 noch jung ist, plane sie bereits für 2020.

„Viele Menschen, die sich dazu entscheiden, einen Pflegeberuf zu ergreifen, tun dies aus Interesse an medizinischen Themen oder aus dem Bedürfnis heraus, anderen Menschen zu helfen“, weiß Seelinger zu berichten. Das Gefühl, einem hilflosen Menschen helfen zu können und von diesem pure Dankbarkeit geschenkt zu bekommen, ist unbezahlbar in unserem Beruf.“

Um sich für die Zukunft fit zu machen, reicht es jedoch nicht aus, das Pflegepersonal in den Krankenhäusern zu stärken. Notwendige Rahmenbedingungen, da sind sich Seelinger, Dr. Gebhart und Dr. med. Dirk Piorko, der Ärztliche Direktor im Vinzentius-Krankenhaus, einig, betreffen auch die bauliche Situation sowie die Klinikausstattung. Ein Schritt, der zwingend gegangen werden muss, ist der in Richtung Digitalisierung. „Wir müssen unseren Pflegekräften technische Hilfsmittel an die Hand geben, um sie in ihren Routinearbeiten zu entlasten, auch körperlich, und bestimmte Abläufe zu vereinfachen“, so Katharina Seelinger. Auch den Einsatz von Hilfsrobotik hält sie für denkbar. Einsatzmöglichkeiten von Robotern gibt es anderswo teilweise schon in der Tagesbetreuung. Die Roboter werden zur Unterhaltung etwa mit Gedächtnis­übungen, Thai-Chi oder dem Vorspielen bekannter Lieder eingesetzt. „Ich würde vor dieser Hilfsrobotik nicht zurückschrecken – jedoch müssten uns die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden“, so Seelinger. Der Arbeitsplatz von Pflegekräften ist durch den Einsatz von Robotern jedoch nicht gefährdet. Roboter können nicht pflegen und auch keinen menschlichen Kontakt ersetzen – sie sind lediglich ein Unterstützung für das Pflegpersonal. (pdp)