Vor einer natürlichen Kiefernverjüngung, von links: Bernd Müller, Johannes Becker, Beigeordneter Michael Gaudier, Norbert Rapp. (Foto: ebl)

Kandel. „Seit Frühjahr verzeichnen wir Forstleute einen noch nie dagewesenen Besucherstrom in den Wald“, berichtet Astrid Berens, Leiterin des Forstamts Bienwald. Die Naherholung im Wald, aber auch Aktivitäten wie Waldexkursionen, Waldpädagogik und „Waldbaden“ sind sehr stark nachgefragt. Gleichzeitig leidet der Wald am Klimawandel.

Buchen mit dürren Wipfeln prägen das Bild

Um die Situation zu veranschaulichen, lud das Forstamt Bienwald am 18. September politische Vertreter aus Kandel und der Verbandsgemeinde zu einer Waldführung ein.
Beim Rundgang im Wald zwischen Kandel und Jockgrim erläuterte Revierleiter Bernd Müller, assistiert von seinen Försterkollegen Rüdiger Sinn und Johannes Becker, wie sehr die Trockenheit in Verbindung mit Wurzelfraß durch Maikäfer-Engerlinge einigen Baumarten zusetzt. Buchen mit dürren Wipfeln, einige schon mit abgeplatzter Rinde, prägten das Bild. „Hier können Äste plötzlich abbrechen und ganze Bäume ohne Vorwarnung umfallen“, warnte Müller. „Immer wieder beobachten wir, dass Buchen innerhalb weniger Wochen absterben. Die Eiche blieb dagegen bisher relativ vital.“

Fichten sind bei den Verlierern des Klimawandels

Brüchige Bäume bedeuten auch eine erhöhte Gefahr für Waldbesucher. Der Aufwand für Verkehrssicherungsmaßnahmen nimmt zu.

Absterbende Bäume werden vorrangig geschlagen und die Fällung gesunder Bäume entsprechend reduziert. „Wir haben dieses Jahr entlang der Straßen und Bahnlinien mehr kranke Bäume fällen müssen als sonst, aber die Waldwege können wir nicht komplett sichern, sonst wäre der Wald streifenweise kahl“, so Müller. Waldbesucher werden gebeten, abgestorbene und absterbende Bäume möglichst zu meiden.

Abgestorbene Buchen.
(Foto: ebl)

Neben Buchen gehören Fichten zu den Verlierern des Klimawandels. Letztere sind im Bienwald nur gering vertreten. Die Lichtbaumart Kiefer profitiert dagegen vom Ausfall alter Buchen. Auf Blößen und Lücken haben sich in den letzten Jahren die Kiefer und verschiedene Mischbaumarten schon wieder angesamt. Auch die nordamerikanische Kermesbeere hat sich ausgebreitet. Teilweise erschwert sie die Naturverjüngung standortgemäßer Baumarten. „Natürlich angesamte Bäume, die von jung auf gewohnt sind, mit weniger Wasser auszukommen, haben bessere Chancen. Nur ergänzend erproben wir Baumarten aus wärmeren Regionen. Mischverjüngungen schaffen durch Vielfalt das Potenzial für Stabilität“, erläuterte Müller. Sein Kollege Johannes Becker ergänzte: „Es geht heute um Walderhaltung, nicht mehr um maximale Holzproduktion. Wenn jemand einen Betrieb erfände, der CO2 der Atmosphäre entnimmt, es verarbeitet und Sauerstoff ausstößt, wäre das ein Patent wert.

Die Erhaltung des Waldes ist ein Beitrag zur Daseinsfürsorge

Dabei gibt es den schon: Der Wald macht das in optimaler Weise und produziert noch Holz, das CO2 langfristig binden sowie fossile Energien und Rohstoffe substituieren kann. Die Erhaltung des Waldes ist ein Beitrag zur Daseinsfürsorge für unsere Kinder und Enkel.“ (ebl)