Prof. Dr. Christoph Zuschlag, Christine Kohl-Langer, Dr. Walter Appel und Dr. Maximilian Ingenthron sichten den Strieffler-Nachlass (v. links). Foto: pdp

Landau. Urkunden vom Reichspatentamt, Kalendereinträge aus dem Jahre 1947, Rechnungen, Korrespondenzen und sogar eine Mitgliedskarte der NSDAP – bei der Durchforstung des Strieffler-Nachlasses sind einige Dokumente zutage befördert worden, „die man so nicht erwartet hätte“, erzählt der freischaffende Kunsthistoriker Dr. Walter Appel im Rahmen eines Pressegespräches am Montag, 4. September, im Archiv und Museum der Stadt Landau.

Auch Fotoalben wurden auf dem Dachboden der Striefflers gefunden. Foto: pdp

Der schriftliche Nachlass von Heinrich und Marie Strieffler lagert seit 2014 im Landauer Stadtarchiv. Zuvor verwahrten über Jahrzehnte zahlreiche Pappkartons auf dem Dachboden des Strieffler-Hauses, in der Löhlstraße, das Schriftgut. In mühsamer, aber auch spannender Arbeit hat der Landauer Kunsthistoriker den Nachlass systematisch gesichtet, sortiert und im Archiv verzeichnet.

Bereits 2013 hatte die Archivleiterin Christine Kohl-Langer den Dachboden der Striefflers inspiziert. Damals sind ihr gleich die Kartons mit dem scheinbar belanglosen Schriftgut aufgefallen. Nach einer Grobsichtung der Inhalte fiel schnell die Entscheidung, Hilfe für die Aufbereitung in Anspruch zu nehmen: „Das Stadtarchiv fungiert als Gedächtnis der Stadt Landau. Es ist unsere Aufgabe die Nachlässe von Personen des öffentlichen Interesses und von Personen, die die Stadtgeschichte mitgeprägt haben, zu übernehmen“, sagt Kohl-Langer. Personen mit berechtigtem Interesse, zum Beispiel solche, die im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit Nachforschungen anstellen möchten, können Einsicht in den Nachlass nehmen.

Über sechs Monate sichtete und verzeichnete der Kunsthistoriker Dr. Walter Appel das Schriftgut. Foto: pdp

Finanziert wurde Dr. Appel‘s Arbeit über eine Spende von Prof. Dr. Christoph Zuschlag, der als Vorsitzender des Freundeskreises „Strieffler Haus der Künste“ die Summe im Rahmen des Kunst- und Kulturpreises der Dr. Feldbausch-Stiftung 2016 erhalten hatte.

„Als ich die 20 prall gefüllten Kartons aus dem Strieffler-Haus gesehen hatte, muss ich zugeben, erst gezögert zu haben, diese Aufgabe anzunehmen“, erinnert sich Dr. Appel und fügt lachend hinzu: „Man bekommt den Eindruck, dass die Striefflers nichts weggeworfen haben. Ich bin aber froh, diese spannende Herausforderung angenommen zu haben.“

Besonders faszinierend empfand der Kunsthistoriker die zahlreichen Patente, die Strieffler

Durch die systematische Archivierung finden Interessierte jetzt schnell, wonach sie suchen. Foto: pdp

im Laufe seines Lebens eingereicht hat. Kälteregler, Kühlschränke, U-Boot-Deckel, Zeppeline und ihre Andockung an Landemaste – Heinrich Striefflers Interesse an Technik war schier unendlich. „Und seine Ideen waren nicht nur heiße Luft“, macht Dr. Appel deutlich, „er hat einige Patente erhalten – alles schriftlich belegt in dem Nachlass.“ Warum Heinrich Strieffler eine Mitgliedskarte der NSDAP besaß, führt der Kunsthistoriker auf die Tatsache zurück, dass Künstler im Dritten Reich nur mit dieser die Erlaubnis hatten, weiter zu malen.

Im Rahmen des Pressegesprächs bedankte sich Bürgermeister und Kulturdezernent Dr. Maximilian Ingenthron für die großzügige Spende von Prof. Dr. Zuschlag und machte noch einmal deutlich, wie wertvoll der schriftliche Strieffler-Nachlass für die künstlerische und kulturelle Stadtgeschichte sei. (pdp)