Sie sind Maschinenbau-Dipl.-Ing. Warum haben Sie sich für diesen Berufsweg entschieden? Gab es alternative Berufswünsche?

Hans-Joachim Wickert: Natürlich gab es alternative Berufswünsche, aber ich war in der glücklichen Lage, dass meine Familie im Besitz einer Maschinenfabrik war und es somit von Anfang an feststand, dass ich als Nachfolger die Firma übernehmen würde.

Wie bewerten Sie, auch mit der Erfahrung als Geschäftsführer bei der Wickert Maschinenbau GmbH, die Zukunftsaussichten für die Branche?

Hans-Joachim Wickert: Der Maschinenbau ist mehr als andere Branchen in der Lage Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten. Deshalb sind die Aussichten für die Branche auch in Zukunft vielversprechend. Wie im vergangenen Jahr, hat sich der deutsche Markt besser entwickelt als die Märkte in den meisten anderen Regionen Europas und der Welt. Wie sich diese Marktentwicklung in 2019 fortführen wird, ist schwer vorherzusagen, befinden wir uns doch nahe an einem historischen Rekordhoch. Erfreulich ist, dass die wieder anziehende Nachfrage in Russland, nach vielen Jahren des Rückgangs, sich auch auf die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland positiv auswirken wird.

Welche Rolle wird Ihrer Meinung nach zukünftig das Maschinenbausegment in Deutschland/weltweit spielen?

Hans-Joachim Wickert: Der Maschinenbau ist mit über 1 Million Beschäftigten der mit Abstand wichtigste Arbeitgeber in Deutschland. Von daher wird er auch in Zukunft eine wichtige Rolle in Deutschland spielen, und zwar basierend auf den hohen Ausbildungsstandard von Fachkräften und Ingenieuren. An dem Exportvolumen in Höhe von 156 Milliarden in 2017 lässt sich ablesen, welche Rolle der Maschinenbau auch weltweit spielt.

Welche Vor- und Nachteile hat der Standort Landau/Südpfalz?

Hans-Joachim Wickert: Landau befindet sich im Spannungsfeld zwischen Weinbergen und dem Pfälzer Wald auf der einen Seite und den Wirtschaftsmetropolen Rhein/Neckar sprich Ludwigshafen, Mannheim auf der anderen Seite. Diese Konstellation macht den besonderen Charme von Landau aus. Hinzu kommt, dass die gesamte Südpfalz allgemein als Urlaubsgegend sehr stark nachgefragt wird.

Sind Sie von dem Fachkräftemangel betroffen?

Hans-Joachim Wickert: Wir sind heute in allen Bereichen personell gut aufgestellt, um die anstehenden Projekte erfolgreich zu bearbeiten. Insgesamt hat sich die Anzahl der Mitarbeiter in unserem Unternehmen gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, arbeiten wir mit hiesigen Schulen zusammen. Wir bieten Praktikumsplätze und Schnupperkurse an, um genügend Lehrlinge verpflichten zu können. Durch die konsequente Ausbildung in vielen Fachbereichen ist es uns in der Vergangenheit gelungen, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, die unser hohes Leistungsniveau erreichen.

Was sind die großen Herausforderungen, mit denen Sie derzeit am meisten zu kämpfen haben?

Hans-Joachim Wickert: Die Tendenz aus den letzten Jahren hin zu immer größeren und komplexeren Gesamtanlagen wird sich fortsetzen. Dies bedeutet, gestiegene Anforderungen an die Planungs- und Entwicklungsabteilungen sowie an das Projektmanagement. Diesen Herausforderungen sind wir bemüht, in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu begegnen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Ihr Unternehmen?

Hans-Joachim Wickert: Unternehmen werden künftig auf zwei Strategien setzen müssen: den Verkauf von hochtechnologischen physischen Produkten, ergänzt um die zugehörigen Daten als Produkt der Zukunft. Insofern muss Industrie 4.0 fest in der Unternehmensstrategie verankert sein und die Konzepte von Führungskräften vorgelebt und vorgedacht werden.

Was raten Sie Schulabgängern, die sich für die Fachrichtung Maschinenbau interessieren?

Hans-Joachim Wickert: Ich empfehle Schulabgängern zunächst ein Praktikum oder eine Lehre als Industriemechaniker zu absolvieren. Darauf aufbauend kann eine Ausbildung zum Staatlich geprüften Maschinenbautechniker oder ein Ingenieurstudium angeschlossen werden. Was heute auf jeden Fall gefordert ist, sind Fremdsprachen. Englisch in Wort und Schrift ist in jeder Position gefragt.

Würden Sie heute wieder Maschinenbau studieren?

Hans-Joachim Wickert: Ja.

Wie lautet Ihre Unternehmensphilosophie?

Hans-Joachim Wickert: Wickert konzentriert sich auf Marktnischen und orientiert sich dort konsequent an den Bedürfnissen der Kunden. Wir sind durch die Problemlösungskompetenz unserer Mitarbeiter und unserer auf Losgröße 1 ausgerichtete Firmenstruktur in der Lage, unseren Kunden durch maßgeschneiderte Lösungen einen Wettbewerbsvorteil zu ermöglichen. Die Führung der Mitarbeiter erfolgt zielorientiert mit großem Handlungsspielraum, gestützt auf das Prinzip Selbstverantwortung. Unser Streben nach qualitativ hochwertigen Produkten, schneller Reaktionsfähigkeit und ein Maximum an Hilfsbereitschaft, sollen zum Erfolg unserer Kunden beitragen und damit einen positiven Gesamteindruck unseres Unternehmens vermitteln. Diese Kundenorientierung und das Image von Wickert werden durch die Motivation und Loyalität unserer Mitarbeiter täglich stabilisiert.

Haben Sie Vorbilder?

Hans-Joachim Wickert: Ich habe ein großes Vorbild in der eigenen Familie. Mein Großvater, Jakob Wickert, hat 1901 als Vollwaise seine Meisterprüfung abgelegt, die Firma gegründet und diese durch zwei Weltkriege hindurch den nachfolgenden Generationen erhalten. Das war eine vorbildliche Leistung.