Morgenroutine (mit Kindern)

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne

Lauter kleine „Stolpersteine“ auf dem Weg vom Bett zur Arbeit. (Foto: hea)

Günthers Wecker klingelt morgens um 7.45 Uhr, damit er pünktlich um 8.30 Uhr im Büro sein kann.

Paulas Wecker klingelt um 6 Uhr, damit sie pünktlich um 8.30 Uhr im Büro sein kann.
Sie denken jetzt vielleicht, dass Paulas Anfahrtsweg ein „wenig“ weiter ist. Aber das ist nicht der Grund, warum sie so lange braucht.

Wenn Günther aufsteht, geht er direkt ins Bad, duschen, Zähneputzen, anziehen – dann noch schnell ein Kaffee im Stehen und schon sitzt er im Auto.

Paulas Tag beginnt eigentlich sogar manchmal schon um 4.30 Uhr, wenn ihre kleine Tochter plötzlich mit Schuhen und Jacke neben ihr steht und fragt, ob sie jetzt endlich in den Kindergarten gehen dürfe. „Es ist mitten in der Nacht! Der Kindergarten hat noch zu. Leg dich bitte nochmal hin“, versucht sie der kleinen Emma zu erklären. Da Emma das aber noch nicht so ganz verstehen kann (oder will?), dauert es, bis sie wieder einschläft, fast eine Stunde. Paula schläft dagegen gar nicht mehr ein – da Emma jetzt neben ihr liegt, muss sie nämlich aufpassen, dass der Wecker die Kleine nicht auch um 6 Uhr schon weckt. Also steht Paula um kurz vor 6 ganz leise auf, macht den Wecker aus, schleicht sich ins Bad und macht sich ganz, ganz vorsichtig fertig. Als ihr die Zahnbürste ins Waschbecken fällt, wacht ihr Sohn im Zimmer nebenan auf. „Na gut. Dann kann er sich ja auch schonmal anziehen.“ Seine Kleider hat Paula natürlich schon am Abend vorher gerichtet. Allerdings nutzt das gar nichts, denn er fängt erstmal lautstark zu motzen an, dass er auf keinen Fall das blaue Shirt tragen könne. Das sei total „out“. Sein Motzen weckt Emma, die nun auch weint, weil sie wegen ihrer nächtlichen Ausflugspläne eigentlich noch ein wenig Schlaf nötig hätte. Während Paula also noch den Fön in der Hand hat, versucht sie ihre beiden Kinder zu beruhigen. Nach einigem Hin und Her, schafft sie es zumindest, den Sohn dazu zu bewegen, das Shirt doch zu tragen. Allerdings braucht er nun eine neue Hose, weil er „aus Versehen“ die Zahnpastatube auf seinem Schoß ausgedrückt hat. Emma hat sich währenddessen in ihrem Kinderzimmer unterm Schrank verschanzt, weil sie sich gar nicht waschen und anziehen lassen möchte. Es ist inzwischen kurz vor 7 Uhr. Paula resigniert, lässt ihre Tochter unterm Schrank liegen und geht in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Das läuft erstaunlicherweise ganz reibungslos ab, Teller und Brote für alle stehen nach ein paar Minuten auf dem Tisch – sie startet also den zweiten Versuch, ihre kleine Tochter anzuziehen. (Lassen Sie uns hier einen Zwischenteil aussparen, wir gehen einfach davon aus, dass irgendwann Anziehen und Frühstücken trotz kleineren Zwischenfällen auch geklappt haben.) Um 8 Uhr wären alle so weit, aus dem Haus zu gehen. Aber der Große klagt plötzlich über Bauchschmerzen und Emma … ja, wo ist sie denn schon wieder? Unterm Schrank. Ganz und gar nicht bereit, „jetzt schon“ in den Kindergarten zu gehen.

„Zur Erinnerung: vier Stunden vorher war sie dazu sehr bereit!“, stöhnt Paula als sie kurz vor 9 in der Büroküche Günther trifft, der sie zuvor ganz unschuldig gefragt hat, wo sie denn bleibe.