Natalia Belitski ist – an der Seite ihres Lebensgefährten Jürgen Vogel – gerade in der neoriginal-Drama-Serie „Liebe. Jetzt!“ (ZDFneo) zu sehen. Sie spielen darin das Paar Jana und Thorsten. Die Reihe befasst sich in sechs Episoden mit der aktuellen Corona-Krise und deren Auswirkungen auf das Miteinander.


Steckbrief: Natalia Belitski
Geboren 1984 in der Sowjetunion.
Einem breiteren Publikum wurde sie 2013 durch die crossmediale Arte-Fernsehserie „About:Kate“ bekannt.
2018 spielte sie in der Fernseh-Serie „Parfum“ eine der Hauptrollen.


 

Das Format „Liebe. Jetzt!“ ist sehr spontan in den letzten Wochen entstanden, zentrales Thema ist die Corona-Krise. Worum geht es denn genau?

Natalia Belitski: Ehrlich gesagt, kann ich selbst noch gar nicht so viel dazu sagen! Es sind ja mehrere Folgen – und ich kenne tatsächlich nur die eine, in der ich mitspiele. Unter normalen Umständen ist es auch so, dass wir Schauspieler die Filme sehen, bevor wir Interviews dazu geben. Das ist jetzt nicht der Fall – aber es sind eben besondere Zeiten! Wir haben erst vor wenigen Tagen den Dreh abgeschlossen. Aber so viel weiß ich natürlich schon: Es geht um Schicksale von Paaren oder auch Einzelpersonen, die mit der aktuellen Corona-Krise kämpfen müssen. In der Folge, in der wir mitspielen, geht es um ein Paar, das erst vor Kurzem zueinander gefunden hat. Die schwangere Frau und ihr Freund sind jetzt gezwungen, viel Zeit auf engstem Raum miteinander zu verbringen, was ihnen aber schwer fällt. Das führt dazu, dass die beiden sich per Skype eine Paartherapeutin dazu holen. Das ist die Rahmengeschichte!

Waren Sie sofort überzeugt, dass Sie da mitspielen wollen?

Natalia Belitski: Ja! Es ist ein tolles Drehbuch, es ist sehr witzig und humorvoll geschrieben, aber auch die traurigen Momente werden nicht ausgespart, die eine solche Extremsituation mit sich bringt. Dabei geht es nicht nur um die große Krise, die ja jeden betrifft, sondern auch um das Zwischenmenschliche, das hier natürlich auf eine harte Probe gestellt wird. Da die meisten anderen Drehs in den letzten Wochen abgesagt werden mussten, konnte dieses Projekt schnell umgesetzt werden und wir Schauspieler hatten natürlich deswegen so spontan auch die Zeit. Die Fernsehsender wollten logischerweise möglichst zeitnah Formate kreieren, die trotz der aktuellen Situation umsetzbar sind. So ist auch dieses Format entstanden.

Wie waren denn die Bedingungen beim Dreh selbst?

Natalia Belitski: Es lief natürlich alles ganz anders als gewohnt. Die Vorbereitung fand beispielsweise komplett im Homeoffice statt. Wir hatten einige Skype-Konferenzen, um die Abläufe zu besprechen. Leseproben, Kostümbesprechung – das alles fand digital statt. Am Set selbst haben wir uns um Maske und Kostüm selbst gekümmert und wir haben mit einem ganz kleinen Team gearbeitet: ein Mann für den Ton, ein Kameramann mit Assistent und die Regie mit einem Assistenten. Alle auf die einzelnen Zimmer in der Wohnung verteilt, in der wir gedreht haben. Auch Mundschutz und Handschuhe waren hinter den Kameras natürlich im Einsatz.

Solche Dreharbeiten bleiben sicher noch eine Weile im Gedächtnis. Gibt es Projekte aus Ihrer Vergangenheit, die einen ähnlich prägenden Eindruck hinterlassen haben?

Natalia Belitski: Vergleichbar mit diesem Dreharbeiten ist nichts, was ich bisher gemacht habe! Aber natürlich habe ich beispielsweise meinen ersten großen Dreh noch stark in Erinnerung, das war 2013 die Serie „About:Kate“. Ein anders Projekt, das mir ganz besonders am Herzen liegt, ist der Film „Stumme Schreie“, in dem es um Kindesmisshandlung geht. Vor allem auch deswegen, weil ich selbst Botschafterin beim Deutschen Kinderverein bin. Gerade in der momentanen Situation, ist es wichtig, die Bedürfnisse von Kindern nicht aus den Augen zu verlieren, deswegen hat sich der Verein auch ganz aktuell wieder zu Wort gemeldet! Familien müssen auf engstem Raum leben und Kitas und Schulen können gerade nicht als Kontrollinstanz wirken – vernachlässigte Kinder werden im schlimmsten Fall ganz sich selbst überlassen und sind schwierigen Situationen hilflos ausgeliefert! Das muss etwas getan werden! Aber um zum Thema zurückzukommen: Die Dreharbeiten zu der Serie Parfum waren ebenfalls eine großartige Erfahrung. Da konnte ich mit ganz tollen Kollegen und einen tollen Regisseur zusammenarbeiten.

Was nehmen Sie denn aus der Corona-Zeit für sich – im Bezug auf Ihre Arbeit als Schauspielerin – mit?

Natalia Belitski: Was unsere Arbeit angeht, hoffe ich vor allem, dass wir bald wieder so arbeiten können wie vor der Krise! Denn gerade jetzt wird mir besonders bewusst, wie sehr ich diese Arbeit schätze. Umso dankbarer bin ich auch, dass ich eine der wenigen Schauspielerinnen aktuell bin, die trotzdem noch drehen konnte! Den Umständen entsprechend haben wir da etwas wirklich Großartiges auf die Beine gestellt, aber das ist nicht der Weg in die Zukunft, mit solch minimalen Mitteln Geschichten zu erzählen. Extrem viele Kollegen – auch aus anderen Bereichen der Kulturlandschaft – fallen ja leider durch sämtliche finanzielle Auffangsysteme und sind in ihrer Existenz bedroht. Ich weiß also meine Situation umso mehr zu schätzen und hoffe gleichzeitig inständig, dass wir bald wieder zu normalen Produktionsbedingungen zurückkehren können.

Gibt es auch Erfahrungen aus der Krise, die für Sie persönlich auch in Zukunft noch eine besondere Rolle spielen werden?

Natalia Belitski: Es ist schwierig, aus einer solchen Notsituation, etwas Gutes mit in die Zukunft zu nehmen. Ich genieße natürlich die Entschleunigung. Man wird ja dazu gezwungen, sich auf die existenziellen Dinge des Lebens zu konzentrieren, die Zeit mit der Familie ist toll! Das hat in der jetzigen Situation also schon auch etwas Gutes, aber um ehrlich zu sein, freue mich auch sehr darauf, wenn der Arbeitsalltag wieder losgeht. Ich mag eine gewisse Emsigkeit um mich herum. Worauf man vielleicht hoffen kann ist, dass die Menschheit allgemein die Entschleunigung ein wenig beibehält und sich weniger von kapitalistischen Gedanken treiben lässt. Immer mehr produzieren, immer größere Gewinne einfahren, alles optimieren, immer schneller, besser, weiter – es wäre wünschenswert, wenn sich das ändert. Was man aktuell ja zum Beispiel gut beobachten kann: Die Natur hat sich innerhalb dieser paar Wochen schon an vielen Stellen erholt, die Luftverschmutzung wurde deutlich reduziert. Das mach Hoffnung, ist aber auch gleichzeitig erschreckend, weil wir solch eine heftige Krise gebraucht haben, um das hinzubekommen.

Gibt es denn in Ihrer Branche aktuell schon Perspektiven für die Zukunft? Haben Sie schon Termine, auf die Sie sich freuen?

Natalia Belitski: Man ist noch sehr verhalten. Die Situation ändert sich immer noch alle paar Tage, niemand weiß, wann es weitergehen könnte. Es gibt ein paar vage Zukunftspläne, die aber genau genommen eigentlich Vergangenheits-Pläne sind. Da geht es um Projekte, die eigentlich jetzt gerade produziert werden sollten und nun immer wieder ein Stückchen weiter nach hinten geschoben werden. Ich freue mich sehr darauf, wenn es dann wirklich weitergehen kann!