Steckbrief

Lara Joy Körner

Geboren am 28. Oktober 1978 in London

Deutsche Schauspielerin

Ausbildung an der Schauspielschule von Ruth von Zerboni in München

Stand mit ihrer Mutter 1999 in Goethes Stella am Fränkisch-Schwäbischen Städtetheater in Dinkelsbühl gemeinsam auf der Bühne

Erster gemeinsamer Filmauftritt in „Hotel Mama“

Lara Joy Körner ist am 9. Oktober, um 20.15 Uhr, im neuesten Film der Herzkino-Reihe „Ein Sommer in …“ zu sehen (ab Samstag, 1. Oktober, 10 Uhr, in der ZDFmediathek). Unter der Regie von Uljana Havemann stand sie für diese Rolle in Langeoog vor der Kamera.

Was hat Sie denn genau an dem Projekt „Ein Sommer auf Langeoog“ gereizt?

Lara Joy Körner: Das waren einige Sachen. Ich finde, dass das ZDF mit diesem Buch etwas ganz Großes gewagt hat, denn es ist ja keine typische „Prinzessin trifft Pferd“-Geschichte. Auch wurde dieser besondere Ort in Deutschland ausgesucht – Langeoog – und im Mai gedreht, also da gibt es auch Wetter. Da kommt der Regen manchmal von der Seite, dann reißt es wieder auf. Die Geschichte erzählt, dass das Leben oft auch anders läuft als wir das denken, sie erzählt, dass man auch zu spät kommen kann im Leben. Es sind zwei starke Protagonistinnen, die mit viel Freude und viel Kraft in einen wirklichen Dialog treten, die nicht an der Oberfläche etwas verhandeln, sondern wahrhaftig über ihren eigenen Schatten springen. Das hat mich enorm gereizt.

Ich habe in den Film reingeschaut, ihn aber noch nicht ganz angesehen. Was mir aufgefallen ist: Toni, eine der Hauptfiguren, ist eine sehr starke Persönlichkeit. Gibt es Charakterzüge von ihr, die Sie auch an sich selbst entdecken?

Lara Joy Körner: Genau genommen wird sie erst da stark, als sie ihre Schwäche zulässt. Und das ist etwas, was ich versuche, zu leben – Stärke durch Schwäche. Wir sind alle stark und mächtig und unsere Verletzlichkeit trägt dazu bei und nicht umgekehrt. Das ist das, was uns mit Menschen verbindet, unsere Verletzlichkeit. Dass wir in Verbindung treten können. Wir müssen unser Herz nicht schützen – was tun wir nicht alles, wir verstecken unsere Verletzlichkeit, um unser Herz zu schützen. Das braucht kein Mensch, im Gegenteil, das kann wirklich alles. Je offener wir unser Herz vor uns hertragen, desto größer wird das Empfinden und desto größer wird die Freude um uns und in uns. Das glaube ich und das ist das, was dieser Film auch erzählt. Da springen zwei wahrhaftig über ihren Schatten und lernen so, Geschenke, die einem das Leben gibt, anzunehmen. 

Das ist eine sehr schöne Botschaft! Was ist Ihnen denn von den Dreharbeiten am meisten in Erinnerung geblieben? 

Lara Joy Körner: Dass ich immer wieder gemerkt habe, wie geil es ist, dass ich in meinem Beruf mit tollen Menschen im Team arbeiten darf. Mich unter anspruchsvoller Führung gemeinsam mit anderen ganz einzulassen, erfüllt mich. In diesem Fall mit unserer Regisseurin Uljana Havemann, mit der ich jetzt schon das dritte Mal in vier Jahren arbeiten durfte, meine wunderbare Kollegin Helene Grass, ein hoch kreatives Kamera- und Baubühnen-Team, das die tollsten Kameragefährte unter anderem auch Fahrräder gebaut hat, weil die Insel autofrei ist… Und dann auch noch mit Tieren und draußen! Ich liebe es, draußen zu drehen! Am liebsten würde ich ja auch, solange es die Temperatur zulässt, draußen schlafen (lacht). Wir haben 16 von 20 Drehtagen draußen verbracht. Das war manchmal ganz schön herausfordernd aufgrund der Temperaturen, der Nässe und des Windes. Und gleichzeitig liebe ich es, mit anderen draußen zu stehen und mich mit Leidenschaft für die Details einzusetzen – Dialoge verhandeln, hier noch eine Sache ausprobieren. Wir haben viele Tage ja auch mit Pferden gedreht, das Pferd ist ja ein eigener Protagonist im Film. Das war toll! Ich habe mich erst für diesen Film mit Pferdetherapie auseinandergesetzt und bin unglaublich beeindruckt davon, was die Hippotherapie bewirkt und wie effektiv und tiefgreifend sie heilt. Vor allem bei posttraumatischen Belastungsstörungen, aber auch anderen schwerwiegenden psychischen Störungen. Das Pferd spürt und zeigt vor allem unmittelbar, wie die Stimmung um es herum ist, vor allem beim Menschen neben ihm, noch bevor es dieser selbst merkt (lacht). Und das ist toll, denn wenn Druck oder Anspannung in einem Team herrschen, dann fängt das Pferd an, das zu zeigen. Und weil die Anspannung nicht lustig ist auf Dauer, wird es sich abreagieren und lustige Sachen machen. Schnauben, Wiehergeräusche oder wie wahnsinnig in der Gegend herumspringen. Da dachte ich mir: „Mein Gott, ich will immer zwei Pferde beim Dreh!“

Wow, das klingt toll! Sie hatten vorher auch noch keine Erfahrung mit Pferden?

Lara Joy Körner: Doch, doch. Zum einen reite ich, seitdem ich Kind bin, leider nicht regelmäßig. Nicht umsonst gibt es ja diesen Spruch: „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“. Und dann durfte ich ja durch die vielen Pilcher-Filme, die ich gedreht habe, und auch die anderen romantischen Filme, ganz oft schon mit Pferden drehen. Ich habe eine große Affinität zu Pferden und diesem Geruch nach Stall. Auch das Pferd selbst riecht gut, es ist warm – oh mein Gott, wie oft habe ich meine Hände an diesem Pferd gewärmt! 

Wenn es kalt war im Mai!

Lara Joy Körner: Ja, genau, ich hatte so oft kalte Knöchel. Und dann kommt dieses schöne, warme Pferd und ich konnte meine Hände an seinem Hals aufwärmen. Das war toll. 

Suchen Sie sich die Rollen dann auch nach diesen Kriterien aus? Ob beispielsweise Tiere dabei sind oder draußen gedreht wird?

Lara Joy Körner: Also das Allerwichtigste bei einer Rolle ist, dass mir das Buch schmeckt. Dass es eine Entwicklung der Figur gibt, dass ich alle Emotionen durchspielen und erleben darf. Das gilt sowohl fürs Theater als auch den Film. Auch auf der Bühne ist es mir wichtig, ein großes Spektrum an Wahrhaftigkeit und Emotionen zu durchleben. Regie und Kamera sind natürlich auch ganz wichtig, und wenn ich dann obendrein noch draußen arbeiten darf, dann ist das sehr sehr schön. 

Dann war dieser Film ja das Nonplusultra sozusagen. Schauen Sie sich die fertigen Produktionen, an denen Sie mitgewirkt haben, noch einmal an?

Lara Joy Körner: Ja, ich schaue sie mir auf dem Weg der Fertigstellung an, auch das ist total interessant. Und dann tatsächlich noch einmal gemeinsam mit Freunden und Familie. Da sitzen wir dann am Ausstrahlungstag vor dem Fernseher. Das ist für mich dann ganz schwierig, da ruhig zu sein. Ich gebe dann Kommentare ab wie „Ach, das haben sie weggelassen? Das war eigentlich so und so.“ Das will aber eigentlich keiner hören. (lacht) 

Die kennen Sie ja vermutlich schon lang genug! Würde mir aber, glaube ich, auch so gehen, dass ich nicht ruhig sein könnte. 

Lara Joy Körner: Ich kenne ja das „Behind-the-scenes“ und würde dann unglaublich gern sagen: „Ihr könnt euch das nicht vorstellen, das hat fünf Stunden gedauert und danach waren unsere Knie so steifgefroren! Wie viele Anläufe haben wir gebraucht, bis dieses Pferd dann auch wirklich da hingelaufen ist, wo es hinsollte!“

Ja, vor allem mit Tieren stelle ich mir das schwierig vor, zu planen.

Lara Joy Körner: Ja, genau! Und auch das finde ich, ist eine große Herausforderung und eine wunderbare Schule fürs Leben. Auf der einen Seite führen zu wollen, die Kontrolle haben zu wollen, etwas fertigzustellen und richtig zu machen, und dann hat man so etwas Unberechenbares, das nur bedingt kontrolliert werden kann, wie ein Tier, dabei. Wenn ich jetzt auf dem Pferd sitze, ist es viel eher führbar, als wenn ich möchte, dass es von der hinteren Ecke der Koppel in einem Bogen zu diesem Zeitpunkt nach vorne läuft. Sich darauf einzulassen, zu vertrauen und loszulassen, ist etwas, das wir in unserem Leben viel brauchen. 

Sie hatten nun in Ihrer Karriere schon wirklich viele Produktionen. Gibt es für Sie ein absolutes Highlight? Einen besonderen Drehort oder ein spezielles Setting?

Lara Joy Körner: Also, da kann ich mehrere nennen. Einmal habe ich einen Zweiteiler, „Die Frau des Sizilianers“, gedreht, mit Joseph Vilsmaier (Regisseur, Anmerkung der Redaktion). Mein Gott, hat der Mann Bilder gemacht! Es spielte in den 50er Jahren. Es gab einen Moment, da saß ich mit Mario Adorf hinter einem blinkenden Martini-Schild auf den Dächern in Catania, Sizilien. Das war sehr atmosphärisch dicht, da waren tolle Momente dabei. Und diesen Film, „Ein Sommer auf Langeoog“, würde ich definitiv auch dazuzählen! Diese Zwischentöne, die ich da erzählen durfte, mit der wunderbaren Helene Grass, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, das Verhandeln zwischen zwei starken Protagonistinnen in dieser Landschaft – das hat mir wahnsinnig viel gegeben. Das ist sicherlich eines der Highlights. Was ich auch total liebe – das hatte ich gerade wieder auf der Bühne – ist, wenn sich die Haltung einstellt, dass ich meinen Text nicht mehr „weiß“, sondern er einfach da ist. Ich bin sozusagen in der Situation und ich nehme alles um mich herum wahr – aus dieser Figur heraus! Da kann man eine Stecknadel fallen hören, in dieser Beziehung zwischen meinen Kolleg:innen und mir auf der Bühne und dem Publikum. Als wäre man mit allen mittels Fäden verbunden und ich fühle die Geschichte der Rolle, sie entwickelt sich in mir, als würde sich mit mir gerade etwas ausrollen. Ich mache nichts, es passiert! Oh, ein tolles Gefühl!

Das können Sie unglaublich gut transportieren, es kommt auch bei mir an! Man spürt die Liebe zu Ihrem Beruf. Es klingt, als wären Sie eine Art Geburtshelferin für die Geschichte. 

Lara Joy Körner: Ja stimmt, so habe ich das noch nie gesehen. Es ist auch ein gewisser Trennungsschmerz vorhanden danach. Wenn es dann getan ist und ich die Figur gehen lassen muss. Es ist oft schneller vorbei als man denkt. Ich habe mich oft so lange auf etwas vorbereitet – gerade jetzt auch beim Dreh – mir so viele Gedanken gemacht, hatte so viele Bilder im Kopf, und dann kommen alle anderen hinzu und auf einmal ist es vorbei! 

Ja, das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Loslassen… Eine Abschlussfrage habe ich noch: Ihre Karriere hat 1992 begonnen – wenn Sie aus Ihrem heutigen Bewusstsein auf sich schauen, gibt es etwas, das Sie der jungen Lara Joy Körner von damals raten würden?

Lara Joy Körner: Hm, dass sie alle Erfahrungen machen darf, die sie macht. Dass sie die Möglichkeit hat, mutig alle Erfahrungen zu machen, ihren Weg genauso geht wie sie es tut. Es ist alles gut so, genau wie es ist. 

Ich danke Ihnen für das tolle Gespräch!