(Foto: Denise Jans/unsplash)

Corona – diese unsichtbare Gefahr, hat unser ganzes Leben verändert. Ausgangsbeschränkungen, Atemmasken, Abstandsgebote – das sind alles Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie und somit zum Schutz der Bevölkerung getroffen wurden. Die Folgen dieser weltweiten Pandemie sind noch gar nicht absehbar. Immer wieder sprechen Experten von der Gefahr einer zweiten Welle. Die Wissenschaft erlangt täglich neue Erkenntnisse und arbeitet fieberhaft an der Entwicklung eines Impfstoffes.

Wirtschaftlich sind die Folgen noch gar nicht abzusehen. Einbrüche im Exportgeschäft, der Einzelhandel kämpft ums Überleben, Millionen Menschen befinden sich in Kurzarbeit, die Arbeitslosenzahlen steigen. Subventionen vom Bund, Einmalzahlungen und KfW-Darlehen sollen das Überleben der Betriebe mittel- und langfristig sichern.

Aller Betriebe? Nein. Es gibt Branchen, die ausgenommen sind, weil sie als nicht systemrelevant oder als nicht ganz so wichtig eingestuft werden: die Veranstaltungs- und Kulturbranche. Bis heute ist in diesem Sektor für die meisten eine Ausübung ihres Berufs kaum oder gar nicht möglich.

Das ist aus epidemiologischer Sicht auch nachvollziehbar. Aber das Fatale ist: Es gibt in vielen Bundesländern keinerlei Unterstützung für Künstler oder Veranstalter. Falls doch, sind die bürokratischen Hürden so hoch, dass sie schlicht unüberwindbar sind, die Voraussetzungen an der Realität vorbeigedacht.

Mancher mag sich die Frage stellen: Wer braucht denn jetzt bitte unbedingt Kunst und Kultur? In Zeiten, in denen nicht einmal der geregelte Betrieb in Kitas und Schulen gewährleistet wird? Doch damit fängt das Problem an, denn das ist eine sehr vereinfachte Denkweise. Die Kultur- und Veranstaltungswirtschaft ist ein bedeutender Wirtschaftszweig.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie beschreibt es wie folgt: „Die Branche erzielte im Jahr 2018 eine Bruttowertschöpfung von schätzungsweise 100,5 Milliarden Euro (+ 2,9 Prozent gegenüber 2017) und einen Umsatz von 168,3 Milliarden Euro (+1,87 Prozent gegenüber 2017). Über 256.600 Unternehmen mit knapp 1,2 Millionen Kernerwerbstätigen sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Die Quote der Selbständigen ist mit 21,5 Prozent außergewöhnlich hoch.“

Die Anzahl der Arbeitsplätze, die mitten – und unmittelbar an der Kultur hängen, ist schon überraschend hoch. Wer ist das alles? Zu allererst natürlich der Künstler selbst, der seinem Beruf zurzeit nicht nachgehen kann. Aber es geht auch um den Grafiker, der die Gestaltung aller Werbemittel übernimmt, die Druckerei, die Programmhefte und Plakate druckt, den Plakatierer, der die Plakate aufhängt, den Caterer, der für die Verkostung zuständig ist, den Garderobenmitarbeiter, den Ticketverkäufer, die Reinigungsfirma, die Mitarbeiter im Büro, in der Administration, Personalabteilung und der Finanzbuchhaltung, das Fachpersonal für Tontechnik und Licht, den Hausmeister, Kostümbildner, Schneider, Schreiner und Schlosser, Requisiteure, Fotografen, Journalisten.

Veranstaltungen wie diese können in den nächsten Monaten nicht stattfinden. Für viele Künstler und Veranstalter bedeutet das eine Bedrohung ihrer Existenz. (Foto: Freepik)

Ein Leben ohne das alles? Keine Malerei, keine Gedichte, keine Bücher, kein Tanz, keine Fotografie, keine Klassische Musik, keine Rockkonzerte, kein Besuch im Museum, keine Theateraufführung, kein Film, kein Fernsehen, keine Internetclips, kein Kino, kein Weinfest oder Stadtfest mit musikalischer Umrahmung, keine Discotheken und Clubs … usw.
Das ist nicht alles nur Blödsinn und Schwarzmalerei. Denn wenn Bund und Länder nicht endlich einheitliche Regelungen finden und eingreifen, sind die Zukunftsaussichten für die Branche extrem düster. Kulturstätten werden endgültig schließen, Künstler nicht mehr ihrem Beruf nachgehen können und Kommunen durch fehlende Kulturprogramme an Anziehungskraft verlieren. Am Ende betrifft es alle, da ein großes Stück Lebensqualität verloren gehen wird.

Ganz am Rande sei bemerkt, dass das übrigens die gleichen Berufsgruppen sind, auf die die Politik im Zuge ihres Wahlkampfes auf keinen Fall verzichten kann. (eis)

Das PFALZ-ECHO hat sich in der Kulturbranche umgehört und Stimmen eingefangen. Lesen Sie die Statements in unserem E-Paper auf Seite 4 und 5.