Steckbrief: Stefan Braun, Geschäftsführer der Braun Maschinenbau GmbH

  • Geboren 1962
  • 1990-1994 nach Studium Maschinenbau, angestellt bei Mannesmann Rexroth
  • seit 1994 im Familienbetrieb tätig
  • seit 2002 Geschäftsführer

Unternehmensprofil: Braun Maschinenbau GmbH:

  • 1958 in einer alten Dorfschmiede gegründet, zählt Braun Maschinenbau heute zu den führenden Herstellern von Spezialmaschinen für die ökologische Bodenbearbeitung im Wein- und Obstbau. Mit Hauptsitz in Landau und einer Tochterfirma in Italien bedient Braun Maschinenbau ein internationales Händlernetz von Kanada bis Neuseeland.
  • Mitarbeiter: ca. 70
  • Umsatz 2019: 11 Millionen

Herr Braun, Sie führen die Braun Maschinenbau GmbH in zweiter Generation. War Ihnen von Anfang an klar, dass Sie in den Betrieb Ihres Vaters einmal einsteigen wollen?

Stefan Braun: Meine Mutter erzählt heute noch die Geschichte, dass ich als kleiner Junge das Wort „Ingenieur“ nicht richtig aussprechen konnte, aber trotzdem allen berichtet habe, dass ich gerne „Schenier“ werden möchte. Mein Interesse an Maschinen und Technik hat sich also schon sehr früh entwickelt! Das ist aber auch kein Wunder: Als Kind war ich oft im Betrieb meines Vaters – damals noch die Alte Dorfschmiede in Burrweiler – und habe mitgeholfen. Ich stand auf einer kleinen Kiste, damit ich an alle Hebel dran komme und habe zum Beispiel Löcher gebohrt. Manchmal durfte ich als Jugendlicher sogar die Schule schwänzen, um meinen Vater auf Terminen im Ausland zu begleiten oder Geräte auszuliefern. Es war also keine Überraschung, dass ich nach der zehnten Klasse dann eine Ausbildung zum Maschinenbauer gemacht habe. Und das hat auch unheimlich Spaß gemacht, dieses Handwerk auszuüben und mit den Materialien zu arbeiten. Es ist faszinierend, wenn man kirschrotes Metall aus der Esse holt, es dann mit Hammerschlägen formt und bearbeitet, mit selbst hergestelltem Werkzeug Dinge erschaffen kann. Diese Erfahrungen haben mich sehr geprägt!

Aber Sie sind nicht direkt in den väterlichen Betrieb eingestiegen, oder?

Stefan Braun: Nein, ich habe zuerst mein Fachabitur nachgeholt, habe danach in Kaiserlautern Maschinenbau studiert und war dann einige Jahre bei Mannesmann Rexroth (heute: Bosch Rexroth) in Lohr am Main angestellt. Dort habe ich als Jung-Ingenieur CAP-Systeme aufgebaut und interaktive Arbeitspläne erstellt. Hierbei habe ich ein mannloses Montage-Arbeitsplanprogramm entwickelt. Damals – 1990 bis 1994 – war das ganz neu. Durch meine Entwicklungen konnte die Durchlaufzeit der Arbeitsplanerstellung von vier bis fünf Arbeitstagen auf vier bis fünf Stunden reduziert werden.

Wie kam es dann, dass Sie doch wieder in den Familienbetrieb zurückgekehrt sind?

Stefan Braun: Mein Vater wollte natürlich irgendwann eine Entscheidung von mir haben. Und so spannend der Job bei Mannesmann Rexroth auch war: Dort hatte ich keinen Acht-Stunden-Tag. Und wenn ich schon so viel arbeite, dann kann ich das auch für mich und meinen Familienbetrieb tun! So war die Entscheidung dann relativ klar.

Dann kam es also zum Generationswechsel in Burrweiler.

Stefan Braun: Genau, den haben wir dann langsam eingeleitet. Wie bei allen Betrieben in dieser Situation kam es dabei natürlich ab und zu mal zu Meinungsverschiedenheiten zwischen meinem Vater und mir. Aber das gehört dazu und am Ende war immer klar, in welche Richtung es weitergehen soll. Die Dorfschmiede war damals, als ich eingestiegen bin, immer noch ein kleiner Handwerksbetrieb mit 18 Mitarbeitern. Ein sehr innovativer Handwerksbetrieb zwar, aber von einer strukturierten Fertigung konnte man da noch nicht sprechen. Es wurde sehr viel improvisiert.

Es war zu dem Zeitpunkt aber sicher auch noch nicht das Ziel, einmal so groß zu werden, wie das heute der Fall ist?

Stefan Braun: Das stimmt! So weit haben wir nie gedacht. Wir hatten einfach Glück und es haben sich viele Dinge für uns gut gefügt, die man so nicht planen kann. Man muss einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Mein Vater hat mir den Freiraum gegeben, das Unternehmen weiter zu entwickeln und ich habe auch durch meine Erfahrungen außerhalb des Familienbetriebs genug Selbstvertrauen aufgebaut.

Die Fläche in Landau reicht inzwischen auch nicht mehr aus – gerade wird schon wieder erweitert. (Foto: Braun Maschinenbau)

Ist das denn eine generelle Empfehlung, die Sie geben würden: Es lohnt sich, den Betrieb für ein paar Jahre zu verlassen, um eigene Erfahrungen zu sammeln?

Stefan Braun: Absolut! Das ist sogar unabdingbar und für alle beteiligten Seiten von Vorteil: Man selbst erlangt Wissen und Selbstbewusstsein, die Eltern begegnen einem auf einer ganz anderen, respektvolleren Ebene und man bringt neue Perspektiven und neuen Input für den Betrieb mit.

Was waren denn die ersten großen Veränderungen, die Sie angestoßen haben?

Stefan Braun: Ich habe begonnen unser Händlernetzwerk im Ausland aufzubauen. Das lag nahe, da ich englisch und französisch spreche und durch meine Arbeit in einem großen Konzern gelernt hatte, auf Menschen zuzugehen und Verhandlungen zu führen.

Das heißt, die Produkte sind aber erst mal die gleichen geblieben?

Stefan Braun: Ja, mein Vater war ein extrem innovativer Maschinenbauer und hat tolle Geräte entwickelt, die sich weltweit vermarkten ließen. Er hatte damals schon viele Gebrauchsmuster und Patente angemeldet. Auf der Seite der Entwicklung war unser Betrieb also schon sehr fortschrittlich.

Als Sie 2002 den Betrieb dann übernommen haben, ist Ihr Vater sicher auch nicht direkt ausgestiegen, oder?

Stefan Braun: Nein, er hat noch einige Jahre weitergearbeitet, was auch für mich sehr schön war. Denn so hatte ich immer jemanden an der Seite, den ich um Rat fragen konnte. Und es ist auch ein tolles Gefühl, zu sehen, dass man die eigenen Eltern stolz macht. Das ist ein ganz wichtiges Feedback für mich!

Das Wachstum des Unternehmens war in den letzten Jahren immens. Wie haben Sie das geschafft? War es Ihr unternehmerisches Geschick oder ist der Bedarf so stark gestiegen?

Stefan Braun: Beides, würde ich sagen. Zum einen hat uns die Diskussion um Herbizide wie und Glyphosat natürlich viel Rückenwind gegeben. Die Menschen hinterfragen den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft immer mehr. Das spielt uns natürlich in die Karten. Als mein Vater vor einigen Jahrzehnten Maschinen entwickelte, die Unkraut im Weinberg ohne Chemie bekämpfen, spielte allerdings weniger der Umweltgedanke eine Rolle als die Tatsache, dass chemische Unkrautbekämpfung schlichtweg zu teuer für viele Winzer war. Heute sind wir mit den Produkten genau am Puls der Zeit. Hinzu kommt aber auch, dass wir unsere Vertriebswege stark ausgebaut haben und international viel besser vernetzt sind.

Was würden Sie denn als den Verkaufsschlager unter Ihren Produkten bezeichnen?

Stefan Braun: Das sind auf jeden Fall die Geräte zur Unterstockbodenbearbeitung – also die Maschinen, die es ermöglichen, auch zwischen den Rebstöcken und nicht nur in der Zeile selbst den Boden zu bearbeiten.

Was zeichnet Ihre Maschinen denn besonders aus?

Stefan Braun: Kritiker haben lange gesagt, der Einsatz von Herbiziden ginge schneller und Verletzungen am Rebstock selbst könnten nur so vermieden werden. Aber unsere Maschinen sind so ausgefeilt, dass diese Argumente nicht mehr ziehen. Außerdem gebe ich immer zu bedenken, dass Landwirte mit den Herbiziden dem Boden langfristig schaden. Dabei ist der Boden doch ihre Zukunft! Der Wein soll hier doch noch für kommende Generationen wachsen. Deswegen liegt es heute in unserer Verantwortung mit diesem Land gut umzugehen. Dieses Verständnis zu vermitteln, ist mir ein wichtiges Anliegen.

Die Geräte zur Unterstockbidenbearbeitung haben sich seit der Erfindung vom Aufbau her kaum geändert. (Foto: hea)

Seit vergangenem Jahr gehört aber auch ein hoch technologisches, innovatives Produkt zu Ihrer Palette!

Stefan Braun: Ja, der Vineyard Pilot Assistant! Die Idee dazu hatte ich schon 2013 bei einer Vor-Ort-Vorführung unserer Geräte. Ich wollte dabei natürlich eine gute Figur machen und zeigen, dass unser Produkt perfekt funktioniert, saß aber auf einem fremden Traktor, in fremdem Gelände. Mit diesen Umständen musste ich erst mal kämpfen und das kostet viel Konzentration und Zeit. Ständig müssen Abstände neu eingestellt werden, die Höhe muss angepasst werden usw. Man muss auf fünf Dinge gleichzeitig achten. Wenn es also eine Steuerung gäbe, die diese Dinge selbstständig erkennt und einstellt, würde die Arbeit immens erleichtert werden!

Und das macht nun der VPA?

Stefan Braun: Genau! Der VPA ist eine autonome Steuerung, die die Arbeitsgeräte zum Stock richtig positioniert. Auf die Idee bzw. das System dahinter habe ich relativ schnell ein Patent angemeldet. Gemeinsam mit einem Start-up haben wir dann in den letzten Jahren auch die IT dahinter umgesetzt. Dieses Jahr konnten wir die ersten Geräte mit VPA verkaufen und ausliefern!

Wie stark sind Sie denn von der Wirtschaftskrise durch die Pandemie aktuell betroffen?

Stefan Braun: Ich muss ehrlich sagen, dass wir davon so gut wie gar nichts spüren! Das ist ein großes Glück und ich bin dafür sehr dankbar. Wir konnten die Aufträge im Vergleich zum letzten Halbjahr sogar noch steigern und erweitern auch gerade unsere Fläche hier in Landau.

Sie suchen entsprechend natürlich auch immer wieder neue Mitarbeiter. Spüren Sie auch den Fachkräftemangel?

Stefan Braun: Noch vor ein paar Jahren hätte ich das nie gedacht: Aber heute ist es wirklich schwierig, gute, neue Mitarbeiter zu finden. Auch deswegen bilden wir sehr viel aus. Leider ist es schwierig, die Auszubildenden auch nach dem Abschluss noch zu halten. Viele zieht es in die großen Industrie-Unternehmen. Das finde ich schade! Der Mittelstand wird auch von der Politik nicht so stark unterstützt wie die Industrie. Das sieht man auch jetzt wieder: Die Konjunkturhilfen der Regierung sollten vor allem dem Handwerk helfen! Das Handwerk und der Mittelstand bräuchten auch viel mehr Lobbyarbeit. In Rheinland-Pfalz sind das immerhin mehr als 80 Prozent der Unternehmen! Wir sind diejenigen, die sichere Arbeitsplätze bieten und auf langjährige Zusammenarbeit und unbefristete Arbeitsverträge setzen.

Haben Sie denn auch schon Pläne für die Zukunft – Stichwort: Nachfolge?

Stefan Braun: Mein Ziel ist es natürlich, dass der Betrieb auch nach mir noch existiert! Wir sind jetzt hier in der zweiten Generation. Meine Tochter ist allerdings erst 15 und ich werde sie natürlich nicht dazu drängen, hier einzusteigen. Sie soll ihren eigenen Weg gehen! Dass sie an Technik und Bauplänen interessiert ist, hat sie aber schon als kleines Kind gezeigt, als sie sich lieber mit Lego beschäftigt hat als mit Puppen. Wir schauen aber selbstverständlich auch hier intern, dass wir uns gut aufstellen. Ich habe sehr gute Führungskräfte in meinem Team! Erst mal habe ich allerdings auf jeden Fall noch vor, lange weiter zu arbeiten – ich habe ja keine anderen Hobbys! (lacht) Ich wüsste gar nicht, was ich machen sollte, wenn ich mich mal zur Ruhe setze.