Frauen-Fußball-Teams treten oft in reduzierter Mannschaftsstärke auf. (Foto: honorarfrei)
Frauen-Fußball-Teams treten oft in reduzierter Mannschaftsstärke auf. (Foto: honorarfrei)

Beim Thema Gleichberechtigung denken die meisten sicher zuallererst an Politik und Wirtschaft. Und meist muss man feststellen: Es ist noch viel Luft nach oben, was die Gleichstellung aller Geschlechter angeht. Frauen werden für die gleiche Arbeit im Schnitt deutlich schlechter bezahlt und sind in wichtigen Ämtern extrem unterrepräsentiert. Sie zahlen im Drogeriemarkt für gleichwertige Produkte mehr Geld und werden von Alghorithmen in Sozialen Netzwerken benachteiligt. Die Liste ließe sich noch sehr lange fortführen – an Sport denkt man allerdings nicht unbedingt so schnell. Aber auch dort spielt das Thema Gleichberechtigung eine Rolle, vor allem im Fußball. Vor einigen Wochen hat die brasilianische Frauen-Fußball-Nationalmannschaft Schlagzeilen gemacht, als das Gehalt der Spielerinnen auf das gleiche Niveau wie bei den Männern angehoben wurde. Allein, dass diese Meldung so viel Furore gemacht hat, zeigt wie groß die Unterschiede bei anderen Vereinen offensichtlich noch sein müssen. Also kommen wir von Südamerika in die Südpfalz: Wie sieht es hier aus?

In der Region gibt es in elf Orten Fußballmannschaften für Frauen, (Bad Bergzabern, Hatzenbühl, Göcklingen, Knittelsheim, Harthausen-Weingarten, Dammheim, Annweiler, Venningen-Kirrweiler, Lustadt, Herxheimweyher und Minfeld). Am stärksten ist der Verein in Göcklingen, dort stellt der FFV Fortuna Göcklingen sogar zwei Mannschaften, die erste spielt in der Regionalliga Südwest. Alle anderen Mannschaften sind in der Landes- und Bezirksliga zu finden. 

Frauen sind im Haushalt immer noch mehr eingebunden

Im Gegensatz zum Männerfußball gibt es bei den Frauen unterhalb der Bezirks-Ebene keine weiteren Ligen, es gibt einfach nicht genug Mannschaften. Das hat zweierlei Gründe. Der wichtigste ist sicherlich der, dass Fußball traditionell eher von Männern gespielt wird und es dadurch natürlich deutlich mehr aktive Fußballer als Fußballerinnen gibt. Der zweite Grund führt allerdings wieder zum Thema zurück: Frauen haben immer noch neben Beruf, Haushalt und Erziehung weniger Zeit für Mannschaftssport. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern werden es seit Jahren immer weniger Spieler, Mannschaften bilden Spielgemeinschaften mit Nachbarvereinen oder müssen ihren Spielbetrieb komplett einstellen. Auch diese Entwicklung trifft die Frauenmannschaften allerdings härter, denn sie sind personell von vorneherein schon schlechter aufgestellt. Werden dann noch ganze Mannschaften aufgelöst, gibt es für die wenigen Frauen, die gerne spielen würden, kaum noch Möglichkeiten in der näheren Umgebung. Ein Teufelskreis also.

Die Mannschaft vom SV 1920 Hatzenbühl ist eines von zwölf Frauen-Teams in der Region. (Foto: privat)
Die Mannschaft vom SV 1920 Hatzenbühl ist eines von zwölf Frauen-Teams in der Region. (Foto: privat)

Nur noch sieben auf dem Platz: Lösung gegen Spielerinnen-Mangel

„Vor zehn Jahren gab es in der Region sicher noch doppelt so viele Frauenmannschaften wie heute“, berichtet uns Angelika Schermer. Die Rambergerin ist Frauen- und Mädchenbeauftragte für den Vereinsfußball in der Südpfalz. Als Staffelleiterin terminiert und organisiert sie außerdem die Spielrunden u.a. für die so genannte 7er-Staffel. Dort spielen Teams mit reduzierter Mannschaftsgröße – auch eine Konsequenz der sinkenden Zahlen bei den Spielerinnen.

Man kann nicht über Gleichberechtigung schreiben, ohne die Frage nach der Bezahlung zu stellen – auch im Amateurfußball spielt sie eine Rolle. Männer, die mit ihrer Mannschaft regelmäßig Liga-Spiele bestreiten, bekommen häufig Aufwandspauschalen oder Siegprämien. Auch die Trainer der Herren-Mannschaften werden für ihre ehrenamtliche Arbeit bezahlt. Bei den Frauen sieht das ganz anders aus. Geld fließt hier in den seltensten Fällen. Selbst in der Bundesliga können längst nicht alle Spielerinnen allein vom Fußball leben. Legendär ist das Kaffeeservice, das den Frauen 1989 noch als Prämie für den Gewinn der Weltmeisterschaft winkte. Ein bisschen Bewegung hat es inzwischen natürlich gegeben, die eingangs erwähnte Nachricht aus Brasilien setzt ein Zeichen in die richtige Richtung – auch wenn der Weg zur Gleichberechtigung noch sehr weit ist. (hea)