Freispruch für den Vierbeiner!

Hunde-Experte Martin Rütter kommt mit seiner neuen Show nach Karlsruhe

Martin Rütter mit Hündin Emma. (Foto: Klaus Grittner)

In seinem neuen Live-Programm „Freispruch!“ hält Martin Rütter ein bellendes Plädoyer für die Beziehung von Hasso und Herrchen – und am 27. November, um 20 Uhr, kommt er nach Karlsruhe, in die Schwarzwaldhalle.

Wie schaffe ich es, dass mein Hund beim Spazierengehen nicht mehr an der Leine zieht?

Martin Rütter: Das Ziehen des Hundes an der Leine kann viele verschiedene Ursachen haben. Vielleicht hat der Hund vor bestimmten Umweltreizen Angst und möchte gerne wieder zurück nach Hause oder ins Auto. Oder er glaubt, das Rudelmitglied am anderen Ende der Leine führen zu müssen. Hier fühlt sich der Hund für den Menschen sozusagen verantwortlich. Vielleicht ist er auch jagdlich orientiert und sucht nach einer Möglichkeit, sein Bedürfnis auszuleben. Oder aber er hat das entspannte Laufen an der Leine einfach noch nicht wirklich gelernt. Daher sollte auf jeden Fall die Beziehung zwischen Mensch und Hund analysiert werden, damit die Ursache des Problems herausgefunden und im Training mit berücksichtigt werden kann. Als „Erste-Hilfe-Maßnahme“ kann man immer stehen bleiben, wenn der Hund zieht. Es geht erst weiter, wenn die Leine wieder locker ist. Oder man wechselt einfach die Richtung, möglichst aber bevor der Hund von sich aus die Leine auf Spannung gebracht hat. So lernt der Hund, dass er durch Ziehen auf keinen Fall ein zügigeres Vorankommen erreichen kann.

Mein erwachsener Hund hat eine Futteraggression gegenüber dem Menschen. Wie kann ich ihm diese abtrainieren.

Martin Rütter: Hier muss man zunächst wissen, dass Futteraggression bei Hunden ein total natürliches, arttypisches Verhalten ist. In der Hundewelt gilt: Wer Beute gemacht hat, darf diese für sich beanspruchen und auch verteidigen. Dennoch kann und muss man einem Hund natürlich beibringen, trotz Anwesenheit anderer beim Fressen entspannt zu bleiben. Hier gibt es verschiedene Übungen, sowohl für den Welpen, als auch für den älteren Hund. Bei Letzterem empfiehlt sich zum Beispiel, dass der Hund erst an seinen Napf darf, wenn er dazu aufgefordert wird. Die Signale „Bleib“ und „Nimm“ sollten also sitzen. Klappt das, kann man im nächsten Schritt einfach neben dem Napf stehen bleiben, während der Hund frisst. Zunächst mit einer größeren Distanz, die man bei gutem Verlauf der Übung, mit der Zeit immer weiter minimiert. Klappt das, kann man dazu übergehen, die Futtermenge zu portionieren, sich dem verlassenen Napf also immer wieder zu nähern und dem Hund so Nachschub zu liefern. Verläuft das reibungslos, kann man im nächsten Schritt weiteres Futter hinzugeben, noch während der Hund frisst. So wird der Hund an die Anwesenheit des Menschen gewöhnt und verknüpft diese mit der Zeit positiv.

Wie kann ich meinen Hund sinnvoll beschäftigen und ihn gleichzeitig geistig fördern?

Martin Rütter: Genau das ist ein ganz zentrales Thema. Wichtig ist, dass der Vierbeiner sowohl körperliche, als auch geistige Beschäftigung erhält. Prinzipiell ist Auslastung ein ganz wichtiges Thema, weil ganz viele Probleme dadurch entstehen, dass unsere Hunde nicht ausreichend beschäftigt werden. Ein monotoner Spaziergang, bei dem nichts wirklich Spannendes passiert, ist für viele Hunde todlangweilig. Der Hund denkt sich: Hier ist ja gar nichts los, dann mache ich es mir mal selber nett. Deswegen sollte der Mensch seinem Hund beim Spaziergang, aber auch Zuhause, etwas Spannendes bietet. Leckerli-Suchspiele oder Apportierspiele mit dem Lieblingsspielzeug des Hundes sind nur zwei schöne Beispiele für Beschäftigungsformen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Hauptproblem in einer Hund-Mensch-Beziehung?

Martin Rütter: Ganz klar, man muss die drei Kardinalfehler in der Beziehung zwischen Hund und Mensch vermeiden. Die extreme Vermenschlichung, denn diese schürt Erwartungen, die der Hund niemals erfüllen kann. Ein Hund kann nicht denken und handeln wie ein Mensch. Dazu kommt mangelnde Konsequenz. Menschen stellen Regeln auf, gehen dann aber zu lax mit diesen um. Immer sonntags darf der Hund mit am Frühstückstisch sitzen und bekommt sein Leberwurstbrötchen, an den anderen Tagen aber nicht. Das kapiert kein Hund und verunsichert ihn nur. Ein Hund benötigt klare Regeln, nur so kann er Vertrauen zu seinem Menschen aufbauen und sich auch in schwierigen Situationen auf ihn verlassen. Und ein weiteres Problem ist die mangelnde Beschäftigung. Hunde brauchen, wie eben erwähnt, körperliche und geistige Auslastung. Ein weiteres großes Problem ist, dass der Mensch das Verhalten seines Hundes nicht richtig deutet. Es ist nämlich auch wichtig, die Sprache des Hundes zu lernen und seine Bedürfnisse erkennen – Stichwort: Kommunikationsmissverständnisse. Das Anspringen bei der Begrüßung wird fast immer als Freude des Hundes empfunden. In den wenigsten Fällen ist es aber freundlich gemeint, sondern viel häufiger als Korrektur am Menschen, der den Hund nicht mit nach draußen genommen hat. Oder das Schwanzwedeln, das die meisten Leute ebenfalls generell als Freude interpretieren. Dabei kann das Schwanzwedeln sehr unterschiedliche Bedeutungen haben. Wenn zum Beispiel der Körper beim Wedeln ruhig ist, und der Hund hält dabei den Kopf leicht abgesenkt und fixiert sein Gegenüber, zeigt die wedelnde Rute lediglich die Aufregung des Hundes kurz vor einem Angriff.

„Wie der Herr, so’s Gescherr“ – wie viel Wahrheit steckt in diesem Sprichwort?

Martin Rütter: Eine äußerliche, optische Ähnlichkeit ist ja eher selten zu bestaunen. Aber charakterlich oder im Verhalten kann man mitunter schon eine Annäherung erkennen. Meine erste Hündin Mina beispielsweise wurde mit der Zeit immer klüger. Meine Kinder sagten dann immer: Sie wird aber auch verfressener (lacht).