Steckbrief: Bastian Pastewka

  • Geboren am 4. April 1972 in Bochum.
  • Wurde Ende der 90er als Teil der Comedy-Sendung „Die Wochenshow bekannt.
  • Von 2004 bis 2020 spielte er die Hauptrolle in der Serie „Pastewka“
  • Auszeichnungen u.a: Goldene Kamera, Adolf Grimme-Preis, Deutscher Comedypreis.
  • Weitere Aktivitäten: regelmäßige Auftritte bei „Genial daneben“, gemeinsam mit Anke Engelke: „Wolfgang & Anneliese“
  • Auch als Synchron- und Hörspielsprecher tätig. (Letzteres ist nach eigenen Angaben auch eine private Leidenschaft des Schauspielers

Im Film „Sommer nach dem Abitur“ (Ausstrahlung: 25. Juni, 20.15 Uhr, ZDF) spielt ein altes Auto eine wichtige Rolle. Das Thema kommt bei Ihnen öfter vor, oder?

Bastian Pastewka: Offensichtlich, ja. Dieses Mal ist es kein roter Saab wie in der Serie „Pastewka“, sondern ein gelber Einser Golf. Also einer, der wirklich aus der Generation stammt, die Florian Illies mal „Generation Golf“ genannt hat. Mein erster Wagen war übrigens ein gebrauchter Ford Fiesta, vollkommen unverdächtig. Das war die Zeit, als alle Autos noch mit lustigen Aufklebern zugeklebt waren. Ich wollte das aber nicht, ich hatte mir bewusst etwas Seriöses ausgesucht.

Rebellion in die andere Richtung, quasi.

Bastian Pastewka: Genau. Der Ford war weiß – eine allgemein anerkannte und charmante Autofarbe! Ich war sehr zufrieden … aber bin wahrscheinlich hinter meinem Rücken dafür ausgelacht worden.

Im Film geht es darum, dass drei Freunde gemeinsam einen unerfüllten Jugendtraum nachholen möchten. Gibt es bei Ihnen auch Pläne aus früheren Zeiten, die Sie noch umsetzen möchten?

Bastian Pastewka: Das ist eine gute Frage. (überlegt) Ich erinnere mich, dass ich nach dem Abitur eigentlich nicht das gemacht habe, was alle meine Freundinnen und Freunde taten: Ich habe nicht gefeiert, war nicht im Ausland, habe mir kein halbes Jahr Auszeit gegönnt. Ich bin nach dem Abi sofort in den Zivildienst eingestiegen. Der hat damals noch ganze 15 Monate gedauert – und ich wollte diese Pflichtübung so schnell wie möglich hinter mich bringen. Während meine Mitschülerinnen und Mitschüler damals also durch die Welt gondelten und die Nach-Abi-Zeit feierten, war ich bereits als Zivi im Einsatz als Transportfahrer für die Uniklinik Bonn. Ein sehr verantwortungsvoller Job: Ich musste Blutkonserven und Ähnliches zum Einsatzort fahren. Die Klinik hatte uns allerdings nicht genug Transportbehälter zur Verfügung gestellt und wir mussten improvisieren: Auf meiner Kühltasche, die ich mit dem Fahrrad transportiert habe, war Pumuckl abgebildet. Das war nicht unbedingt die Erfüllung für mich. (lacht)

Aber es schließt sich ein Kreis! Im Film spielen Sie Alexander, einen Pharma-Vertreter!

Bastian Pastewka: Ja, stimmt! Alexander hat eine sehr seltsame Geschichte hinter sich. Ich habe das Gefühl, dass er ohne Persönlichkeit auf die Welt gekommen ist und so sein Fähnchen immer nach dem Wind richtet. Deshalb ist er folgerichtig auch Lobbyist geworden. Er versucht, sich so über Wasser zu halten. Auch auf der Reise im Film wird das deutlich: Er schlägt sich zwischen seinen beiden Freunden immer auf die Seite des Gewinners. Das macht ihn so ein bisschen peinlich. Ich mag den Alex aber trotzdem – auch wenn ich nicht genau sagen kann, warum.

Er macht immerhin eine Entwicklung durch und hinterfragt sich am Ende selbst.

Bastian Pastewka: Richtig. Unser Film ist glücklicherweise kein Märchen, bei dem am Ende alles ausnahmslos gut ist. Man muss damit leben, dass es immer wieder Rückschläge gibt.

Es ist schwer, eine klassische Moral aus dem Film zu ziehen.

Bastian Pastewka: Ja! Und das war uns auch ganz wichtig. Der Autor Marc Terjung hat von vornherein klargestellt, dass er nicht irgendeinen Retrofilm schreiben wollte. Als das Drehbuch entwickelt wurde, habe ich zu Marc gesagt, ich wäre gerne der eine von den dreien, der die Schepper-Musik von Madness eigentlich nicht mag, aber trotzdem mitfährt, weil er zu feige ist, den Trip abzusagen.

Welche Musik haben Sie denn privat zu der Zeit gerne gehört?

Bastian Pastewka: Tatsächlich ist „Our House“ von Madness – neben „Sweet Dreams“ von den Eurythmics – einer der ersten Popsongs, an die ich mich überhaupt erinnere. Sicherlich kenne ich längst nicht jeden Song von Madness – aber speziell dieser begleitet mich seit meiner Kindheit. „It must be love“ und „Baggy Trousers“ liefen zusammen mit „Come on Eileen“ von Dexys Midnight Runners und „Words don’t come easy“ von F. R. David auf allen Partys, die wir in den 80ern veranstaltet haben, in Dauerschleife. Damals nannte man die übrigens noch Fete. (lacht)

Gibt es denn Bands, für die Sie privat solch einen Roadtrip wie im Film auf sich nehmen würden?

Bastian Pastewka: Ehrlich gesagt nicht. Ich war noch nie ein Freund von Live-Konzerten und habe bis heute nahezu keines gesehen! Ich war aber auch damals schon eher Fan von Musikern, die sich nicht so ans Publikum rangeschmissen und Gitarren über die Bühne geschleudert haben. Ich mochte Elektropop-Bands wie Human League, Kraftwerk oder ganz speziell The Art of Noise. Das waren Elektromusiker, die sich für ihre Konzerte verschleierten. Das fand ich damals spannend!

Wie sieht es denn mit Camping aus? Kommt das für Sie in Frage?

Bastian Pastewka: Ich wäre dafür absolut ungeeignet! (lacht) Ich muss mich in Räume mit stabilen Wänden zurückziehen können. Wir haben für „Sommer nach dem Abitur“ ja auf echten Campingplätzen gedreht, es waren also auch echte Camper um uns herum – und das waren alles sehr zuvorkommende Menschen! Aber für mich wäre das nichts, ich würde spätestens nach zwei Tagen nach dem Zimmerservice rufen!

Wie sieht denn ein perfektes Wochenende mit Freunden für Sie aus?

Bastian Pastewka: Ich habe mit meinem echten Abitur-Jahrgang immer noch Kontakt. Wir haben 1991 unseren Abschluss gemacht und sehen uns regelmäßig. Eine Verbindung, die einem auch nie mehr genommen werden kann. Und so kommt es auch, dass ich mit meinen Schulfreunden schon Wochenendreisen unternommen habe.

Das ist sicher nicht immer einfach, Freundschaften zu pflegen – vor allem vor dem Hintergrund von ganz unterschiedlichen Werdegängen?

Bastian Pastewka: Ja, das stimmt. Es gab eine Phase – bevor wir alle Social Media genutzt haben –, wo wir uns fast aus den Augen verloren hätten. Aber dank Facebook und WhatsApp konnten wir uns wiederfinden. Seitdem funktionieren die Kontakte auch auf analogem Weg wieder viel besser. Wir treffen uns tatsächlich regelmäßig alle drei Monate zum Essen. Durch die Coronakrise wurde die Zeitspanne zum ersten Mal wieder länger! Ein halbes Jahr ist das letzte Treffen jetzt her – ein Rekord für uns. Das ist seit 2012 nicht mehr passiert.

Soziale Medien sind für Sie dann etwas, das Sie gerne nutzen und positiv sehen?

Bastian Pastewka: Ich bin, anders als manche Kolleginnen und Kollegen, nicht besonders intensiv in diesen Netzwerken unterwegs. Twitter ist die Ausnahme, dort bin ich vergleichsweise häufig aktiv!

Wofür nutzen Sie Twitter denn am liebsten? Als Informationsquelle oder eher um sich zu unterhalten?

Bastian Pastewka: Inzwischen habe ich dort eine Blase von freundlichen Followern gebildet, die alles, was ich dort schreibe, uneingeschränkt interessant findet. Ich kann mich dort, im Gegensatz zum wahren Leben, wunderbar über Kriminalhörspiele aus den 1960ern unterhalten (…). Ich beobachte dann auch, dass der ein oder andere mir wieder entfolgt, weil das, was ich dort an nerdigem Wissen zusammentrage, für einige wahrscheinlich doch zu langweilig ist.

Die 10. und letzte Staffel der Serie „Pastewka“ wurde im Februar auf Amazon Prime veröffentlicht.
(Foto: obs/Amazon.de)

In der Serie „Pastewka“, von der vor Kurzem die letzte Staffel herausgekommen ist, spielen Sie ja mehr oder weniger sich selbst – da wird auch das nerdige Wissen immer wieder thematisiert. War es damals eine schwere Entscheidung, die eigene Persönlichkeit der Öffentlichkeit so zu präsentieren?

Bastian Pastewka: Das war eine sehr bewusste Entscheidung, die es mir beim Spielen auch sehr leicht gemacht hat. Solange sich unsere Zuschauerinnen und Zuschauer immer wieder die Frage stellten, ob „der Pastewka“ wirklich so ist, hat die Serie gut funktioniert. Das war der Spaß an der Sache! Sie haben es ja gesagt: „Mal mehr, mal weniger.“ Genau so war es: Manche Sachen sind „on the nose“ mein wirkliches Leben gewesen, andere wiederum waren komplett erfunden. Wir waren eine Sitcom, und für die 22 Minuten pro Folge mussten wir die Ereignisse so verdichten, dass sie flott auf eine Schlusspointe hinausliefen. Das passiert im wahren Leben ja eher nicht. (lacht)

Was war denn der Grund für Entscheidung, die Serie zum Ende kommen zu lassen?

Bastian Pastewka: Auch das war eine sehr offensive Entscheidung. Wir haben die Serie im Mai 2004 pilotiert. Es wurden schließlich zehn Staffeln, 15 Jahre, 99 Folgen und ein Special. Das sind so viele runde Geburtstage, dass wir das zum Anlass genommen haben, einen Schlussstrich zu ziehen. Die zehnte Staffel war die erste, wo wir von Anfang an wussten, dass wir auf ein Ende hinschreiben. Ein „finale furioso“! So wurde es auch auf allen Ebenen kommuniziert und besprochen. Und es war für uns eine Erleichterung. Wir hätten nach so langer Zeit nicht mit einem offenen Ende leben können.

Dennoch war es sicher ein schwerer Abschied, oder?

Bastian Pastewka: Das war für uns alle sehr unterschiedlich. Matthias Mattschke, der meinen Bruder Hagen spielt, hat den Satz gesagt: „Man wird hier im vollen Lauf abgeschossen.“ Das trifft es schon sehr gut. Wir haben uns gleichzeitig aber auch gefreut, dass wir diesen langen Weg zusammen gegangen sind. Und ich muss meinem Stammensemble wirklich danken, dass es mich so lange ertragen hat. Keiner wollte nach der dritten oder vierten Staffel aussteigen, im Gegenteil. Im Winter haben sie immer angerufen und nachgefragt, wann der Drehstart für die nächste Staffel im Sommer ist.

Dann hat es auch hinter den Kulissen offensichtlich viel Spaß gemacht?

Bastian Pastewka: Ja, wirklich! Wir haben uns nur vor der Kamera angezickt. Hinter der Kamera haben wir uns über die Jahre sehr zu schätzen gelernt und wir sind heute noch als Freunde verbandelt. Wir sind jetzt eben nicht mehr Anne, Hagen, Kim und Frau Bruck, sondern Sonsee, Matthias, Cristina und Bettina. Das ist etwas Tolles!

Wie haben Sie denn die letzten Wochen verbracht? Drehen war ja nicht möglich. Gab es andere Projekte, die Sie verfolgt haben?

Bastian Pastewka: Nein, ich hatte aus privaten Gründen entschieden, nach dem Ende von „Pastewka“ eine Art Sabbatjahr zu machen. Deswegen ist mir durch die Coronakrise kein Projekt weggebrochen.

Gibt es denn einen Moment, auf den Sie sich in der Zukunft besonders freuen? Verstärkt durch die Coronazeit vielleicht sogar?

Bastian Pastewka: Ich werde mich vor allem für die Menschen freuen, denen es jetzt nach dieser Talsohle hoffentlich bald wieder besser geht. Ich danke jeder Supermarktkassiererin und jedem Supermarktkassierer dafür, dass sie ihren Job weiter machen – auch wenn sie hinter einer Plexiglasscheibe sitzen. Wenn ich meinen Beruf nur unter solch erschwerten Bedingungen machen könnte, würde es mir sicher extrem schwerfallen. Deswegen habe ich vor allen, die an vorderster Front stehen und für unser Gemeinwohl sorgen, und dabei möglicherweise nicht gut geschützt sein können, größten Respekt.