Steckbrief: Jochen Breyer

  • Wurde 1982 in Hamburg geboren.
  • 2002-2006: Studium an der LMU in München – Politische Wissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Amerikanistik.
  • War sechs Jahre lang freier Mitarbeiter bei der Süddeutschen Zeitung.
  • bis 2011: Als Hörfunk-Reporter und -Redakteur beim Bayerischen Rundfunk.
  • seit 2011: Moderator beim ZDF-Morgenmagazin.
  • seit 2013: Moderator von „Das aktuelle Sportstudio“.

Herr Breyer, Sie wollten ursprünglich als Journalist für Zeitungen schreiben. Wie sind Sie dann doch beim Fernsehen gelandet?

Jochen Breyer: Ich habe früh das Schreiben für mich entdeckt. In der Schule war ich in Naturwissenschaften völlig verloren, habe aber Deutschunterricht gemocht. Während alle meine Freunde es gehasst haben, Aufsätze zu schreiben, habe ich es geliebt! Sehr zum Leidwesen meiner Lehrerin, die sich durch 20 Seiten lange Texte von mir durchkämpfen musste. Es war also damals schon klar, dass mir das Schreiben Spaß macht. Außerdem war ich ein großer Sportfan! Es lag deshalb nahe für mich, diese beiden Interessen zu kombinieren und Sportjournalist zu werden. Im Rahmen meiner Zeit beim Studenten-Radio habe ich dann aber auch meine Liebe für elektronische Medien entdeckt. Damals habe ich mit Freunden nächtelang durchmoderiert, meine Lieblingsmusik Hip-Hop aufgelegt und nebenbei das Handwerk Radio gelernt. Von dort ging’s dann zum Bayerischen Rundfunk und über ein Praktikum bin ich am Ende beim ZDF gelandet, wo ich heute noch bin!
Es kommt also auch nicht in Frage, dass Sie das Medium doch nochmal wechseln?
Jochen Breyer: Man weiß nie, was noch kommt! Ich schreibe nach wie vor sehr gerne und war auch eine ganze Zeit lang für die Süddeutsche Zeitung tätig. Diese Zeit habe ich extrem genossen, weil ich die Zeitung großartig finde und mit einer tollen Redaktion zusammengearbeitet habe. Ich will also nicht ausschließen, dass ich irgendwann einmal wieder zur schreibenden Zunft zurück wechsle – vielleicht wenn die Zuschauer keine Lust mehr haben, ständig mein Gesicht auf dem Bildschirm zu sehen (lacht).

Sie haben es ja gerade selbst schon erzählt, dass Sie sehr sportbegeistert sind. Sind Sie selbst auch aktiv?

Jochen Breyer: Ja, wenn es die Zeit zulässt, spiele ich sehr gerne Fußball mit Freunden und fahre Ski. In meiner Jugend habe ich lange Handball gespielt und Leichtathletik betrieben.
Sie sind schon in sehr jungem Alter bei Sportübertragungen als Moderator aufgetreten – beispielsweise bei der Champions League oder im Aktuellen Sportstudio. Wenn man so früh schon den Olymp erreicht, fragt man sich dann nicht: Was kann da noch kommen?
Jochen Breyer: Das werde ich öfter gefragt, stelle mir diese Frage aber ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich habe schon viel mehr erreicht, als ich mir selbst je zugetraut hätte, deshalb genieße ich einfach, was ich habe und denke nicht daran, was die nächsten Schritte sein könnten. Auch wenn ich damit meinem langjährigen Kollegen Oliver Kahn mit seinem Credo „weiter, immer weiter“ vielleicht nicht unbedingt gerecht werde (lacht).

(Foto: ZDF/Robertino Nikolic)

Haben Sie jemals darüber nachgedacht ein Fußballspiel zu kommentieren?

Jochen Breyer: Nein, das ist eine ganz andere Disziplin als die Moderation – die beherrsche ich auch gar nicht! Das können Experten wie Béla Réthy oder Oliver Schmidt viel besser.

Neben der Sportmoderation machen Sie aber auch noch zahlreiche andere Formate. Sie moderieren das Morgenmagazin, sind für politische und gesellschaftliche Reportagen auf der ganzen Welt unterwegs. Was treibt Sie dabei an?

Jochen Breyer: Ich habe mich selbst eigentlich nie nur als Sportmoderator gesehen. Ich habe Politikwissenschaften studiert, interessiere mich für gesellschaftliche Themen – deswegen war ich von Anfang an sehr glücklich, dass mir das ZDF auch andere Formate zugetraut hat. Das Morgenmagazin ist eine sehr politische Sendung – und dort hat eigentlich meine Karriere als Moderator vor neun Jahren begonnen, auch wenn die meisten mich inzwischen vom Sport kennen. Ich bin froh, dass ich nicht nur in einer Schublade gelandet bin, aus der ich nicht mehr raus komme.

Würden Sie das MoMa als Sprungbrett bezeichnen?

Jochen Breyer: Ja, definitiv! Gerade den ersten Teil – von 5.30 bis 7.00 Uhr – kann man als Sprungbrett für Talente bezeichnen. Das ist so früh, dass man da nicht so viel kaputt machen kann. Wenn man zu der Uhrzeit ein paar Versprecher drin hat, sind die Zuschauer noch zu müde, um es zu merken (lacht). Oder anders gesagt: Man hat die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Dort hatten einige Karrieren ihren Anfang!

Sie sprechen auch einige Sprachen! Französisch, Englisch, Spanisch …

Jochen Breyer: Ja, das liegt daran, dass ich unglaublich gerne reise. Ich bin ein echter Reise-Junkie! Außerdem habe ich ein Jahr in Spanien gelebt. Das war nach dem Studium. Damals habe ich mir bewusst noch mal ein Jahr eine Art Auszeit gegönnt – quasi als letzte Chance bevor es richtig ernst wird. Ich bin nach Madrid geflogen, habe mich in eine spanische Studenten-WG eingemietet und bin von meinen Mitbewohnern fast jeden Abend auf eine Fiesta mitgeschleift worden. Das war besser als jeder Sprachkurs. (lacht). Ein besonderes Sprachtalent würde ich mir also nicht attestieren.

Jetzt sind Sie aber sehr bescheiden. Wie steht es denn generell mit Ihrem Selbstbewusstsein? Können Sie sich z.B. ihre eigenen Sendungen selbst anschauen?

Jochen Breyer: Das mache ich sehr ungerne. Ich bin wahnsinnig selbstkritisch und selten zufrieden mit dem, was ich da von mir sehe: „Was ziehe ich denn da für eine Grimasse? Warum hake ich an der Stelle nicht genauer nach? Warum sieht meine Frisur so komisch aus?“ usw.

Auf Ihrer Homepage gibt es auch einen Ausschnitt eines Interviews mit Jürgen Klopp, das etwas unglücklich verlief. Dazu stehen Sie aber anscheinend …

Jochen Breyer: Auch diese Szene konnte ich mir eine ganze Weile nicht anschauen. Sie stammt aus meiner ersten Champions-League-Saison. Es war mein erster Shitstorm, ich kannte solche Situationen noch nicht, wo ich derart im Fokus stehe, deswegen hat mich das ziemlich umgehauen. Die Tage nach dem Vorfall waren hart. Inzwischen schaue ich mir die Szene aber sehr gerne an und sehe das insgesamt ganz anders: ist doch für die Zuschauer klasse, wenn im TV-Studio die Fetzen fliegen und was los ist.

Wie war das Verhältnis zu Jürgen Klopp nach dieser Szene?

Jochen Breyer: Der war schon direkt danach wieder total entspannt. Gleich am nächsten Tag hat er sich bei mir gemeldet und gesagt, dass für ihn alles cool sei. Er war, anders als ich, schon viel souveräner in solchen Situationen. Wenn wir uns heute sehen, lachen wir gemeinsam darüber!

Wie gehen Sie denn generell mit Kritik um?

Jochen Breyer: Am Anfang hat jede Kritik sehr an mir genagt. Ich musste erst lernen, das zu trennen: Zu Beginn meiner Karriere habe ich negative Kommentare oft auf mich persönlich bezogen. Ich musste lernen, dass ich nicht als Mensch gemeint bin. Und dass ich das Feedback auch richtig einordne. Denn die positiven Kommentare überwiegen ja bei weitem die negativen. Leider sind wir Menschen ja so gestrickt, dass oft das Negative hängen bleibt. Auch daran muss man als junger Moderator arbeiten.

Haben Sie das Gefühl, das Fernsehen hat Sie verändert?

Jochen Breyer: Ich glaube nicht, dass ich mich verändert habe. Ich gehe sehr ungerne auf Events mit roten Teppichen, dieses Sehen und Gesehenwerden ist nicht mein Ding. Aber letztlich müssen vermutlich andere beurteilen, ob ich mich verändert habe.
Können Sie sich denn trotz Ihrer Bekanntheit noch ganz normal draußen bewegen?

Behandelt Sie der Bäcker von nebenan immer noch wie früher?

Jochen Breyer: Ja, das tut er! Und auch wenn mich jemand auf der Straße erkennt, sind die Reaktionen durchweg total nett! Ich mache dann gerne ein Foto oder gebe ein Autogramm. Aber ich bin ja auch nicht Thomas Gottschalk oder Günther Jauch – da hat das Ganze eine ganz andere Dimension.

Apropos! Haben Sie berufliche Vorbilder?

Jochen Breyer: Ja, durchaus. Ich war als Kind ein ganz großer Fan von Dieter Kürten. Aber auch Günther Jauch, vor allem in seiner Zeit als Sport-Moderator, habe ich sehr bewundert. Er hat seine Moderationen auf eine sehr sympathische Art gemacht, immer ein wenig den Schalk im Nacken und trotzdem auch kritisch und seriös. Diese Mischung aus frech und trotzdem charmant – die fand ich sehr reizvoll! Im Bereich der politischen Berichterstattung beeindruckt mich die Arbeit von Marietta Slomka sehr. Ich finde, Sie ist die beste Interviewerin des Landes. Sie schafft es, extrem wach und aufmerksam zu sein, schnell zu reagieren und sich nichts gefallen zu lassen! Als Politiker oder Politikerin würde ich mich nur sehr ungerne auf ein interview mit ihr einlassen. (eis)

Seit Ende 2013 moderiert Breyer regelmäßig das „Aktuelle Sportstudio“. (Foto: ZDF/Jana Kay)