Landau/Südpfalz. Wein und Genuss prägen die Südpfalz – das ist weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Aber auch Innovation und Wissenschaft werden in der Region zwischen Germersheim, Südliche Weinstraße und Landau ein großer Stellenwert zuteil. Hinter diesen Ideen, Überlegungen, Recherchen, Experimenten und sich oft über viele Monate hinweg ziehenden empirischen Erarbeitungen steht der Mensch.
An der Universität Koblenz-Landau wurden nun fünf junge Akademiker für ihre wissenschaftlichen Arbeiten geehrt. Das PFALZ-ECHO hat mit zwei der Preisträger – Fabian Thomas und Robert Rensen – über ihre Erkenntnisse gesprochen.

„Die Erde ist rund“ – wer heute nach einem berühmten Wissenschaftler gefragt wird, antwortet meist „Aristoteles“ oder „Kopernikus“. Zwar kann sich heute jeder, anders als zu Zeiten der beiden Astronomen, für wenig Geld ein Fernrohr kaufen und damit die Sterne beobachten, neue Erkenntnisse wird man dadurch aber kaum gewinnen. Dass die Erde keine Scheibe ist, wurde bereits anhand eindeutiger Fotos aus dem Weltall bestätigt.
Heute sind es andere Fragen, die den Menschen zum Nachdenken bringen und ihn wissenschaftlich beschäftigen. In der Zeit des (Massen-)Medienkonsums, verstärkt durch die zunehmende Nutzung von Onlinemedien, steht die Frage des Einflusses dieser auf die Meinung der Menschen ganz oben auf der Agenda der Wissenschaftler. Sind es die Medien, die sich wie ein Parasit in unseren Köpfen einnisten und uns zuflüstern, bei welchem Kandidaten wir das Kreuzchen in der Wahlurne setzen sollen?

 

Fabian Thomas ist einer der Preisträger. (Foto: pdp)

Fabian Thomas hat seine Master-Arbeit im Studiengang Sozial- und Kommunikationswissenschaften zu diesem Thema verfasst. In seiner Arbeit geht es konkret um die Frage, ob der Medienkonsum das Misstrauen der Menschen gegenüber Politikern bestärkt oder aber abschwächt. Eine interessante Forschungsfrage, die durch die mediale Präsenz von dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump oder dem türkischen Machthaber Erdogan brisanter nicht sein könnte. „In meiner Forschungsarbeit habe ich die Frage aber auch von der Gegenseite betrachtet und überprüft, ob sich Menschen, die Politikern misstrauen, über bestimmte Medien informieren“, erklärt Thomas – getreu der Frage „Was war zuerst da: das Huhn oder das Ei?“ „Über acht Tage hinweg und mehrmals am Tag haben mein Erstbetreuer und ich knapp 100 Personen mit Hilfe einer innovativen Smartphone-App zu ihren Gewohnheiten befragt.“ Die App hat Auskunft darüber gegeben, welche Medien die Befragten zu welcher Tageszeit nutzen. „Wir konnten darstellen, dass das Misstrauen der Menschen gegenüber Politikern nicht von den Medien bestärkt wird, sondern dass sie sich aufgrund ihres Misstrauens bestimmten Medien zuwenden“, fasst Thomas die Ergebnisse der Arbeit zusammen.

Robert Rensen hat Geometrix entwickelt, um Grundschülern ein lernförderliches Feedback zu ihremn sprachlichen Kompetenzen zu geben. (Designed by Pressfoto / Freepik)

Robert Rensen hat sich im Rahmen seiner Master-Arbeit mit den sprachlichen Kompetenzen von Dritt- und Viertklässlern beschäftigt: „Ich habe ein Rückmeldeformat entwickelt, das den Grundschülern Feedback zu ihren sprachlichen Kompetenzen im Matheunterrricht gibt – die Figur Geometrix“, erklärt Rensen. Geometrix schreibe jedem Grundschüler einen Brief, in welchem dem Kind die Ergebnisse altersgerecht vermittelt und gleichzeitg Verbesserungsvorschläge gemacht würden. „Die Schüler haben das Feedback von mir bzw. von Geomtrix sehr gut angenommen. Es ist weitaus lernförderlicher für die Kinder als eine schlichte Benotung. Vielleicht wird meine Idee irgendwann einmal in Schulen eingesetzt.“
Die Arbeiten der beiden Akademiker werden nun aber keinesfalls ein verstaubtes Dasein in der hintersten Ecke einer Bibliothek fristen. Denn auf jeder Erkenntnis, und sei sie noch so klein und scheinbar unbedeutend, kann die nächste Wissenschaftler-Generation aufbauen. Wenn Wissenschaften zur Verbesserung der Welt beitragen, eine Orientierungshilfe in dieser bieten oder aber auch zur Befriedigung kultivierter Neugier beitragen, dann sind sie für die Gesellschaft von Nutzen. So fügen sich mit den Arbeiten von Thomas und Rensen zwei weitere Puzzlestücke in das große Ganze ein.