(Foto: florian trykowski.com/Pfalztouristik e. V.)

Südpfalz. Dass die Südpfälzer:innen gerne feiern, am liebsten das ganze Jahr über, ist kein Geheimnis. Doch in den letzten zwei Jahren ist es mit den hierzulande doch so beliebten Festen pandemiebedingt etwas zu kurz gekommen. Veranstaltungen wurden nur in „abgespeckter“ Version angeboten, natürlich unter Einhaltung der geltenden Corona-Verordnungen, oder sie mussten ersatzlos aus dem Kalender gestrichen werden. Am 20. März, der als „Freedom Day“ bezeichnet wird, sollen die Beschränkungen größtenteils gelockert werden und die Veranstalter:innen wagen sich wieder, ihre Freizeit- und Festkalender zu füllen. Allein in dem Veranstaltungskalender der Deutschen Weinstraße, der online einsehbar ist, finden sich für den Zeitraum von März 2022 bis April 2023 knapp 1.600 Veranstaltungen, darunter Weinfeste, Märkte, Kulturelles, Konzerte, Lesungen, Wanderungen und Genusstouren, Comedy, Messen und vieles mehr. 

Doch bei aller Vorfreude darf nicht vergessen werden, dass viele der uns bekannten und liebgewonnenen Veranstaltungen ihr Gesicht verändert haben. Vieles wird in kleinerem Umfang stattfinden, Masken-, Hygiene- und Abstandsregelungen müssen weiterhin eingehalten werden, und wie es in zwei bis drei Monaten bezüglich der Zugangsbeschränkungen aussieht, ob 2G, 2G-Plus oder 3G gelten, wäre zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Die letzten zwei Jahre haben uns gezeigt: Was heute gilt, kann morgen schon wieder Schnee von gestern sein.

Das PFALZ-ECHO hat mit Veranstaltern aus der Region über diese herausfordernde, teils kräftezehrende und ungewisse Situation gesprochen. 

Da aber – Stand 11. März – doch einige Veranstaltungen in der Südpfalz geplant sind, darunter auch Besucher-Magnete wie die Automobilmesse Kandel Mobil, die Owwergässer Winzerkerwe in Edenkoben oder der Maimarkt in Landau, lassen wir uns die Vorfreude nicht nehmen und haben eine kleine Fest-Übersicht für unsere Leser:innen erstellt.

Ab dem 20. März sollen bundesweit neue Corona-Regelungen gelten. Zwar sollen ab diesem Stichtag „alle tiefgreifenderen Beschränkungen entfallen, aber von dem einst erhofften Freedom-Day sind wir noch weit entfernt. Dennoch glühen für zahlreiche kleinere und größere südpfälzische Feierlichkeiten die Drähte zwischen Gastronom:innen, Künstler:innen und Veranstalter:innen. Alles, was in der Kürze der Zeit möglich ist, versucht man auf die Beine zu stellen. Fraglich bleibt jedoch bei jedem Fest, jedem Markt, jedem Konzert, ob die Dimensionen der Vor-Corona-Jahre erreicht werden können.

„Es herrscht eine große Unsicherheit, vor allem in Hinblick auf die zum Zeitpunkt des Veranstaltungsbeginns geltenden Vorschriften“, sagt Markus Eisel von der Event- und Werbeagentur „punkt – die Agentur“ in Kandel. Aktuell steigen die Inzidenzen weiter an. Und die neue Omikron-Variante scheint noch ansteckender zu sein. „Natürlich hoffen wir alle, dass die Inzidenzen wie im letzten Sommer wieder sinken werden, aber noch steht hinter allem ein großes Fragezeichen. Gilt zum Veranstaltungsbeginn 3G, 2G oder 2G plus? Das alles weiß man nicht“, so Eisel. 

Fest steht: Es werden für die kommenden Monate zahlreiche Veranstaltungen angeboten, aber so wie wir sie kennen, können diese zur Zeit nicht angeboten werden. Zugangsbeschränkungen und die Erhebung von Eintrittsgeldern sind eine für die Veranstalter:innen unumgängliche Maßnahme. Plätze müssen eingegrenzt werden, Personal muss die Einhaltung der geltenden Vorschriften kontrollieren – das alles kostet Geld.

Timo Holstein, Musik-Manager von eigenARTevents und ehemals selbst Musiker, glaubt zwar, dass die Fest- und Veranstaltungssituation in diesem Sommer besser aussehen könnte als in den letzten beiden Jahren, dennoch verweist auch er auf das Fehlen von Planungssicherheit: „Wir müssen versuchen, etwas auf die Beine zu stellen und das bei einem großen Wirrwarr an bundesweit unterschiedlich geltenden Regelungen.“ Im Hinblick auf den kommunalen Flickenteppich, der seit knapp zwei Jahren herrscht, bezeichnet er die Aufgabe, für eine:n Künstler:in eine Tournee durch Deutschland zu planen als „komplett unmöglich“. „Es gibt keine Verlässlichkeit, keine Planungssicherheit. Uns helfen auch keine 14 Tage Vorlaufzeit!“, schildert Holstein die Problematik. „Normalerweise planen wir große Veranstaltungen und Tourneen mit einem Jahr Vorlaufzeit.“ Und was passieren würde, wenn im Juni oder Juli die Pandemie die Landesregierung wieder zur Festlegung von tiefgreifenden Corona-Beschränkungen zwingt, möchte sich Holstein nicht ausmalen. Dann wäre Schluss mit lustig.

Auch der Krieg hat Auswirkungen auf die Veranstaltungsbranche, ist sich Timo Holstein sicher. Im Februar noch habe man gemerkt, dass die Menschen sich wieder darauf freuen, Veranstaltungen zu besuchen, sie hätten geplant und Tickets gekauft, aber mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine, sei diese Euphorie wieder komplett zum Erliegen gekommen. „Man merkt jetzt schon die Kaufkraft-Angst vieler Menschen, die sich darüber Gedanken machen, ob sie sich ein 80-Euro-Ticket für die SAP-Arena leisten können oder möchten“, so Holstein.

Die fehlende Planungssicherheit bemängelt auch Kai Rogowski, Geschäftsführer von ProShow/PfalzShow. „Viele Veranstalter sind aktuell in der Planung für diesen Sommer, viele Konzerte sollen in den nächsten sechs Wochen auch bei uns auf pfalzshow.de in den Verkauf gehen. Allerdings haben auch viele Veranstalter viele Sorgen und Themen, die sie beschäftigen.“ Es sei unklar, ob eine aktuell diskutierte „Corona-Sommerwelle“ erneute Einschränkungen bringen könnte und in welcher Form Konzerte stattfinden können. Außerdem habe es die meisten aus der Eventbranche hart getroffen und einige Firmen und Freiberufler seien gar nicht mehr auf dem Markt. Viele Veranstalter:innen müssten neue Partner:innen aus dem Bereich Technik, Catering und Co. finden, teilweise zu Preisen, mit denen sie bisher nicht kalkuliert hätten. „Alles in allem geht es zwar los, aber ein einfacher Konzertsommer wird dies trotzdem nicht.“