Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!“, schrieb Bertolt Brecht vor 80 Jahren aus nachvollziehbaren Gründen. Die Zeiten haben sich geändert. Inzwischen hat sich die Weltbevölkerung verdreifacht und das Gespräch über Bäume ist zu einer Überlebensfrage geworden. Was genau diese Überlebensfrage beinhaltet und wie der südpfälzische Bienwald sich heute darstellt, hat das PFALZ-ECHO beim Forstamt recherchiert.

Förster Johannes Becker verdeutlicht die Rolle des Waldes als CO2-Speicher. (Foto: ebl)

Der Klimawandel hat neben dem umfangreichen Verbrauch von fossilen Energien auch mit dem weltweit schrumpfenden natürlichen CO2-Speicher Wald zu tun und wirkt auf den Wald zurück. „Die geregelte Forstwirtschaft hat sich bei uns zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelt“, erläutert Johannes Becker vom Forstamt Bienwald. „Damals waren unsere Wälder übernutzt. Es drohte Holzmangel. Durch die Forstwirtschaft sollte die Holzversorgung langfristig gesichert werden. Deshalb wurde gezielt aufgeforstet und nur noch so viel Holz entnommen, wie nachwächst.“ Das von der Forstwirtschaft entwickelte, zunächst nur holzertragsorientierte Nachhaltigkeitsprinzip wird in Deutschland heute auf alle Waldfunktionen übertragen und teilweise auch in anderen Industrieländern praktiziert. Becker verdeutlicht die Möglichkeiten der Waldnutzung an einem Wasserkreislauf: Bei einer nachhaltigen Nutzung befinden sich Wachstum und Entnahme der Bäume im Gleichgewicht. Beim Wachstum wird CO2 im Holz gebunden, beim Verbrauch bzw. der Zersetzung von Holz wieder frei. Wird nicht mehr Holz verbraucht, als nachwächst, ist die Nutzung CO2-neutral. Damit kann nachhaltig produziertes Holz auch wesentlich zur Substitution bzw. Reduktion des Verbrauchs nicht regenerierbarer Ressourcen und klimaschädlicher Energieträger beitragen.

Der 10.000 Hektar große Staatsforst Bienwald hat einen jährlichen Holzzuwachs von 60.000 Kubikmeter. „Das entspricht einem Würfel von 48 Zentimeter Kantenlänge pro Minute“, veranschaulicht Forstamtsleiterin Astrid Berens. „Mehr als nachwächst, wird nicht entnommen, eher weniger. Gleichzeitig wird über Naturschutzkonzepte der Wald auch als Lebensraum für Insekten, Pilze, Vögel und vieles mehr erhalten.“

Der Bienwald ist ein Mischwald mit den hauptsächlichen Baumarten Kiefer, Eiche und Buche, aber relativ wenig Fichte. „Das ist eine Baumart, die momentan in der Region und im Bienwald die meisten Probleme hat“, berichtet Becker. „Die Fichte kommt ursprünglich aus den Alpen. Man hat sie in tieferen Lagen angebaut, weil sie ein sehr gutes Bauholz ergibt. Antagonisten wie der Borkenkäfer können sich im milden Klima stärker vermehren, der Trockenstress schwächt zusätzlich.“ 

Forstamtsleiterin Astrid Berens und Förster Johannes Becker am Holz-Würfel: So viel Holz wächst im Bienwald pro Minute. (Foto: ebl)

Deshalb ist die Fichte ein großer Verlierer des Klimawandels, wobei aufgrund des geringen Anteils der Fichte am Bienwald – nur zwei bis drei Prozent – das hier weniger dramatisch ist als im Pfälzerwald oder im Nordteil von Rheinland-Pfalz. „Künftig könnten Douglasien und Weißtannen im Nadelholzbereich Fichten ersetzen. Bei den Laubhölzern wird die Buche vermutlich an Bedeutung verlieren, die Eiche weiterhin eine wesentliche Rolle spielen. Auf Teilflächen kann die wärmeliebende Kastanie hinzukommen. Wir gehen davon aus, dass sich der Wald zwar verändern wird, aber erhalten bleibt“, erwartet Becker.

Mehrschichtiger Mischwald. (Foto: Forstamt Bienwald)

Obwohl Deutschland zu einem Drittel bewaldet ist, reicht das für den eigenen Bedarf nicht aus. „Unser Holzverbrauch liegt bei mehr als dem Doppelten von dem, was wir selbst produzieren“, sagt der Förster. „Der Mehrbedarf wird importiert.“ Seines Erachtens sollte man nur Holzabfälle verbrennen und Holz vor allem in stofflicher Verwertung langfristig als CO2-Speicher nutzen. Holzbau bietet dazu hervorragende Möglichkeiten. Als Beispiel für eine sinnvolle Verwertung von Holzabfällen nennt er die Biomasse-Anlage in der Kastanienstraße in Wörth, die eine Vielzahl an umliegenden Gebäudekomplexen mit CO2-neutraler Wärme versorgt. 

Etwa ein bis 1,5 Millionen Liter Öl werden hier jährlich substituiert. (ebl)