Landau. Wer darf sich eigentlich als Zoo bezeichnen? Welche Aufgaben hat ein Tierpfleger? Wie viel kostet es, die zahlreichen exotischen Tierarten ein Jahr lang durchzufüttern? Gemeinsam mit Landaus Zoodirektor Jens-Ove Heckel sind wir diesen und anderen interessanten Fragen nachgegangen.

Weltweit gibt es knapp 15.000 Einrichtungen, die sich als Zoo bezeichnen dürfen – in Deutschland sind es etwa 700. Wie aussagekräftig diese Zahlen sind, weiß jedoch keiner so genau: „Es gibt keine gute und klare Definition des Begriffs Zoo,“ klärt Zoodirektor Jens-Ove Heckel auf. „Laut EU-Verordnung darf sich Zoo nennen, wer mehr als fünf Tierarten über mehr als sieben Tage der Öffentlichkeit zur Schau stellt. Nach dieser Definition dürfen sich ganz schön viele Einrichtungen Zoo nennen.“ Diese doch eher etwas schwammige Definition bringe große Nachteile mit sich, vor allem, wenn in der Öffentlichkeit wieder eine Diskussion über gute und schlechte Zoos geführt wird.

Was sind denn nun die Merkmale eines modernen Zoos? „Es gibt eine klare Leitlinie für Zoos in der heutigen Zeit – die Welt-Zoo- und Aquarien-Naturschutzstrategie (WZANS). Ein fürchterliches Wort“, lacht Heckel. „Diese Strategie beschreibt die Entwicklung der Zoos – während im späten Mittelalter Tiere an Fürstenhöfen zur Schau gestellt wurden, hielt ab den 1930er Jahren immer mehr Wissenschaftlichkeit Einzug in die Zoos. Heute verlangt man von einem Zoo, dass er gemäß der WZANS vier Aufgaben abdeckt: Erholung, Wissensvermittlung, Artenschutz bzw. Erhaltungszucht und Forschung.“

Über ein Eis freuen sich auch die Zoobewohner. (Foto: imago images / Xinhua)

Während die meisten Zoobesucher bei einem Spaziergang durch die Einrichtung im besten Fall die Tier-Informationstafeln am Gehege kurz überfliegen, komme man gerade im Rahmen von öffentlichen Führungen in den Genuss, hinter die Kulissen zu blicken und tiefer in die Welt des Zoos einzusteigen. Auch heiklere Themen kämen dabei auf den Tisch: „Stichwort Populationsmanagement – wieso muss man ein männliches, gesundes Gnu schlachten und an die Geparden verfüttern?“, sagt der Zoodirektor. Es sei immens wichtig, auch über solche Themen mit den Besuchern zu sprechen und ihnen zu erklären, warum diese Maßnahmen manchmal sinnvoll und durchaus auch im Sinne des Tierschutzes seien. „Natürlich möchte niemand in die Situation kommen, gesunde Jungtiere einzuschläfern, weil sie in die Geschlechtsreife kommen und sich nicht mehr mit den Eltern vertragen.

Abgeben kann ich sie nicht – und was dann? An einen zwielichtigen Zoo oder Zirkus möchte man die Tiere auch nicht abgeben, das wäre auch nicht im Sinne des Naturschutzes“, klärt Heckel auf und betont: „Wenn man Tiere in menschliche Obhut nimmt, ist man für alle Bereiche verantwortlich – für das Leben, aber auch für den Tod.“

Eine besondere Bedeutung im Zooalltag kommt den Tierpflegern zu. „Ohne sie kann ein Zoo nicht funktionieren“, sagt Heckel. Der Beruf ist äußerst anspruchsvoll. „Stellen Sie sich vor, sie sind Huftierpflegerin und dürfen bei 38 Grad Außentemperatur ein 600 Quadratmeter großes Gnugehege ausmisten.“ Tierpfleger zu sein bedeute aber nicht, den ganzen Tag nur Ställe auszumisten. Ein fachlich fundiertes Wissen über die Tiere ist essentiell. Nur so können sie, in enger Zusammenarbeit mit Zoologen und Tierärzten, ihren Aufgaben nachkommen. Dazu gehört die artgerechte Einrichtung von Tierunterkünften ebenso wie die Erstellung von Futterplänen und die Unterstützung bei der Aufzucht von Jungtieren.

Hinter jedem Zoo steckt eine Menge Logistik: „Ohne Handwerker, ohne Gärtner, ohne Reinigungspersonal und Mitarbeiter an der Kasse läuft ein Zoo nicht – und diese haben auch ihre täglichen Herausforderungen“, so der Zoodriektor. „Ein Zoo ist in dieser Hinsicht ein sehr komplexes Unternehmen.“

Insgesamt beherbergt der Zoo Landau rund 900 Individuen und 110 überwiegend exotische Tierarten – vom Rosenkäfer bis zum Dromedar. Und diese haben Hunger. Pro Jahr kommen Futterkosten von knapp 80.000 Euro zusammen. Was viele Menschen nicht wissen: Der größte Kostenpunkt in einem Zoo liegt aber nicht beim Tierfutter sondern bei dem Personal. (pdp)