Herxheim. Still ist es geworden, vor allem an Orten der Kultur. Kulturschaffende aus allen Sparten sind von der Corona-Situation stark betroffen. Wenngleich dieser Bereich mit zur volkswirtschaftlichen Gesamtleistung in Deutschland beiträgt und darüber hinaus eine zentrale Bedeutung für die Gesellschaft hat, gilt er als nicht systemrelevant und fällt derzeit einfach aus. Das führt nicht zuletzt auch zu monetären Problemen. 

Bereits 2010, als sich noch keiner in die heutige Lage eindenken konnte, nahm der Deutsche Kulturrat Stellung zum Thema Kulturfinanzierung, die nicht selten „stiefkindlich“ behandelt wird: „Kunst und Kultur haben eine herausragende Bedeutung für die Gesellschaft. Sie spiegeln gesellschaftliche Debatten wider, sie bieten Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, sie weisen über das alltägliche Geschehen hinaus. […] Die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur verweist auf die Vergangenheit und den Umgang mit überbrachten Werten, sie hat zugleich eine zukunftsgerichtete Dimension und beinhaltet Visionen einer künftigen Gesellschaft.“ Es sei zu beachten, dass es sich bei der Förderung von Kunst, Kultur und kultureller Bildung um keine Subvention, sondern vielmehr um eine Investition handele. Ein wichtiger Ansatz, der heute noch weiter im Vordergrund stehen sollte und für die Zukunft besonders relevant ist. Das PFALZ-ECHO hat mit dem Chawwerusch aus Herxheim, einem professionellen freien Theater, gesprochen, um mehr über den Ist-Zustand in der Region zu erfahren.

„Die Pandemie hat uns viel Kraft geraubt. So ein Erdbeben hat die Kulturbranche vorher nie erlebt“, erzählt Felix S. Felix, Schauspielerin und Teil der künstlerischen Leitung des Chawwerusch, beim Telefoninterview. „Nach dem ersten Schock, den ersten sechs bis acht Wochen im Frühjahr 2020, wurde bei uns unter Corona-Bedingungen wieder geprobt. Das bedeutete acht Stunden am Tag Maske tragen für alle Beteiligten. Wir haben dabei positiv nach vorn geschaut und immer weit vorausgeplant. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Alternativpläne wir für die Katz‘ entworfen haben.“ Mittlerweile werden die Ensemble-Mitglieder zweimal die Woche getestet und der Probenalltag hat sich ein Stück weit normalisiert. Dennoch warten mittlerweile sechs Produktionen auf ihre Zuschauer. Felix unterstreicht, dass Weitermachen ohne die finanzielle Basis vom Land, vom Landkreis und der Gemeinde Herxheim nur schwer möglich gewesen wäre. „Ein Jahr fast ohne Auftritte vor Publikum, das ist schon ein Wort.“ Dennoch habe das Chawwerusch unglaublichen Zuspruch von seinen Fans erfahren und eine riesige Spendenresonanz habe alles erleichtert und den Ensemble-Mitgliedern neue Energie gegeben. Man könne gar nicht genug wertschätzen, was das Publikum trotz fehlender Auftritte an Zuspruch geliefert hat. Wie es am Ende aussehe, bleibe aber spannend.

Immerhin hat sich nun eine Perspektive aufgetan und dank sinkender Inzidenzen soll die große Freilicht-Produktion „Liberté, wir kommen!“ am 4. Juni im Schlosshof in Bad Bergzabern Premiere feiern. Das Stück lässt regionale Geschichte auf der Bühne zum Leben erwachen und erzählt von Fürstenwillkür und Revolution. Das Chawwerusch brennt darauf, wieder auftreten zu dürfen. Abschließend meint Felix S. Felix: „Ein Stück weit war es auch eine gute Erfahrung, eine Chance durchlässiger zu werden und zu sehen, dass es auch so geht. Beeindruckend fand ich, wie viele Zuschriften wir in der ganzen Zeit erhalten haben. Das hat uns mit durch alle Schwierigkeiten getragen. Dafür bin ich richtig dankbar.“

Zu sehen sind von links nach rechts: Arthur Gander (Gastschauspieler), Ben Hergl (Chawwerusch Ensemble), Miriam Grimm (Chawwerusch Ensemble), Moritz Erbach (Live-Musik und Gastschauspieler), Felix S. Felix (Chawwerusch Ensemble), Ann-Kathrin Kuppel (Gastschauspielerin), Stephan Wriecz (Chawwerusch Ensemble). (Foto: Walter Menzlaw)

Die Bundesregierung erkennt die Bedeutsamkeit des Künstlermilieus an und hat das Rettungspaket „Neustart Kultur“ verlängert. Daneben gibt es weitere Hilfsprogramme und Förderleistungen von denen Kulturschaffende profitieren können. Interessierte finden unter www.kultur-rlp.de/kulturberatung-in-rheinland-pfalz eine Übersicht aktueller Corona-Förderprogramme. Zudem können betroffene Einzelpersonen, Vereine, Initiativen und Einrichtungen eine sogenannte allgemeine Kulturberatung kostenfrei in Anspruch nehmen. Dazu gehört auch Corona- und Förderberatung. (cdr)