Neupotz/Bad Bergzabern. Im Zuge der derzeit andauernden Renovierungs- und Sanierungsarbeiten an der St. Bartholomäuskirche in Neupotz wurde die Kirchenmalerin Sabine Scherer aus Bad Bergzabern beauftragt, sich um die Figuren und weiteres Kircheninventar zu kümmern. Wer zurzeit die alte Schreinerei Wünschel in der Neupotzer Hauptstraße besucht, wird nicht nur vom Geruch nach Farbe und Reinigungsmitteln empfangen, sondern auch von elf fast lebensgroßen Aposteln sowie der Kirchenmalerin Sabine Scherer, die sich um deren Wohlergehen kümmert.

Die Kirchenmalerin Sabine Scherer bei der Arbeit. (Foto: teu)

„Kirchenmalerin ist ein Handwerksberuf“, erklärt Scherer. „Ich habe ganz klassisch eine Lehre gemacht, danach folgte eine Gesellenprüfung und schließlich eine Meisterprüfung.“ Sabine Scherer restauriert im Zuge der Kirchenrenovierung seit Anfang Juli die Kirchenausstattung. Dazu zählen unter anderem die zwölf Apostelfiguren – nebst Konsolen, auf denen sie stehen – die Kanzel, die Altäre, die Kreuzwegstationen sowie sämtliche weiteren Figuren. „Alles, was transportabel ist, kommt zur Bearbeitung in die Werkstatt der alten Schreinerei, der Rest, wie der Korpus des Hochaltars sowie die Unterbauten der Seitenaltäre, werden von mir vor Ort in der Kirche bearbeitet.“

Im Laufe der Jahre haben das Kircheninventar sowie die Figuren Ablagerungen durch Staub, Ruß und Schmutz angesammelt, der nun professionell entfernt werden muss. Zudem werden kleine Fehlstellen im Bereich der Farben ausgebessert. „Restaurieren heißt eigentlich reinigen, retuschieren und konservieren“, klärt die Kirchenmalerin auf. „Dabei wird eigentlich nichts Neues gemacht, sondern der alte Bestand bleibt erhalten.“ Die St. Bartholomäuskirche wurde zwischen 1838 und 1840 nach Plänen des Münchener Architekten August von Voit im Neugotischen bzw. Nazarener Stil errichtet. Auch die Figuren stammen aus dieser Zeit und wurden 1981 das letzte Mal renoviert.

„Die Gruppe der Apostel ist aus Terrakotta, also Ton, gefertigt“, weiß die Expertin. Der zwölfte Apostel, Philippus, steht gerade im Neupotzer Pfarrheim, weil dort derzeit der Gottesdienst abgehalten wird. Nach der Restaurierung kommen alle Apostel wieder zurück an ihren Platz in der Kirche. „Sie stehen dort auf ihren jeweiligen Konsolen. Acht Apostel im Kirchenschiff, dem Längsraum der Kirche, und vier im Chorraum“, so Scherer.

Johannes, der Evangelist, und Maria. (Foto: teu)

Neben den Aposteln kümmert sich Sabine Scherer auch um zwei Bischofffiguren aus Holz, den Kanzeldeckel, die Gemälde der Kreuzwegstationen und um die Figuren von Maria und Johannes, dem Evangelisten, der in der Neupotzer Kirche in zweifacher Ausfertigung steht. „Die Tonfiguren werden vollkommen anders bearbeitet, als die Holzfiguren. Vor jeder Behandlung, muss ich austesten, welche Reinigungsmittel ich verwenden kann.“ Auch die Ausbesserung von Farbabplatzern gehört in den Aufgabenbereich der Kirchenmalerin.

Hierzu mischt sie sich jede Farbe speziell für den jeweiligen Einsatz aus Farbpigmenten an. Auch Blattgold komme bei den Figuren zum Einsatz, damit diese in ihrem einstigen Glanz erstrahlen können. „Die Herausforderung bei meinem Beruf ist das Austesten und Ausprobieren der richtigen Zusammensetzung der Reinigungsmittel und der Materialien, die zum Einsatz kommen. Jedes Objekt ist anders und hat eine besondere Anforderung“, erläutert Scherer.

Zwei restaurierte Konsolen in der Werkstatt der alten Schreinerei Wünschel. (Foto: teu)

Weitere große Projekte der Kirchenmalerin waren beispielsweise die Restaurierung des Hochaltars der katholischen Kirche in Busenberg und in Münchweiler an der Rodalb.
Für die gesamte Renovierung der St. Bartholomäuskirche in Neupotz sind 480.000 Euro veranschlagt. Davon bringt das Bistum Speyer 252.000 Euro auf. Die katholische Gemeinde St. Bartholomäus muss 228.000 Euro aufbringen. Aus den Rücklagen können ca. 85.000 Euro entnommen werden. Der Rest muss aus Spenden, Kollekten und Eigenleistungen aufgebracht werden. (teu) (Titelfoto: teu)