Schauspielerin und Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes. (Foto: Oliver Fuchs/ZDF)

Steckbrief

Collien Ulmen-Fernandes

  • Geboren am 26. September 1981 in Hamburg
  • Mit 15 Jahren beginnt sie ihre Modellkarriere
  • Ab 1997 Tanzunterricht in Hamburg, danach klassische Ballettausbildung in Hamburg und London. Sie war als Background-Tänzerin in Videos von Shaggy, Modern Talking und Enrique Iglesias zu sehen
  • 1998 Mitglied der Band „Yam Yam“
  • 2001 wird sie Moderatorin der Musiksendung Bravo TV
  • 2003 nimmt der Musiksender Viva sie als Moderatorin unter Vertrag
  • 2004 Kinodebüt im Kinofilm „Autobahnraser“. Seitdem übernahm sie zahlreiche weitere Rollen in Film und Fernsehen
  • 2010 ist sie Hauptmoderatorin der RTL 2-Musikshow „The Dome“
  • 2011 heiratete sie ihren Mann Christian Ulmen, 2012 wird ihre gemeinsame Tochter geboren
  • seit 2017 spielt sie sich selbst im ProSieben Comedy-Format „jerks“
  • Colliens Vater ist Inder mit portugiesischer Abstammung, ihre Mutter Deutsche mit ungarischer Abstammung

Beim aktuellen ZDF-Sendeformat „Familien allein zu Haus“ beleuchtet Collien das durch Corona veränderte Alltagsleben verschiedener Familien und begibt sich in Gespräche mit Experten. „Familien allein zu Haus“ ist zu sehen am Samstag, 25. April, ab 10 Uhr in der ZDFmediathek und um 19.30 Uhr in ZDFneo.

 


Für die ZDF-Dokumentation „Familien allein zu Haus‘“ wurde das Leben in Deutschland in während der Corona-Krise thematisiert. Da musste in der Planung doch sicher alles super schnell gehen und fast schon spontan laufen?

Collien Ulmen-Fernandes: Ja, das stimmt. Eigentlich waren wir in der Vorbereitung von einem anderen Format, haben aber recht schnell festgestellt, dass alle eigentlich nur noch über Corona reden – uns eingeschlossen. Deswegen habe ich vorgeschlagen, dass wir doch auch einfach eine Sendung zu dem Thema machen könnten und alle waren sofort dabei. So konnten wir innerhalb kürzester Zeit diese Sendung ins Leben rufen. Normalerweise werden solche Produktionen von langer Hand vorbereitet, man startet rund ein halbes Jahr im Voraus mit der Planung. Doch diesmal hat die Redaktion von Jetzt auf Gleich reagiert, Interviewpartner angefragt, Familien mit Kameras ausgerüstet und das alles koordiniert. Wir haben mit verschiedenen Forschern darüber gesprochen, was in den Familien passiert. Man sieht die Belastungen, denen die Eltern und Kinder ausgesetzt sind und unsere Experten geben Tipps, was man in der aktuellen Situation machen kann.

Hat Ihnen das Sendeformat auch persönlich geholfen, den Alltag zuhause leichter zu gestalten?

Collien Ulmen-Fernandes: Auf jeden Fall! Ich bin mit einem großen privaten Fragenkatalog in die Experteninterviews gegangen (lacht). Wir sitzen alle derzeit im selben Boot. Klar, für manche ist die Lage noch belastender, weil möglicherweise auch die ökonomische Existenz bedroht ist. Doch auch wenn die Situation höchst unterschiedlich ausgeprägt ist, sind wir trotz alledem alle auch ähnlichen Problemen ausgesetzt. Wir müssen Homeoffice und Kinderbetreuung stemmen. Unsere Kinder sind im Moment sehr viel Bildschirmzeit ausgesetzt, sei es der Kontakt mit den Großeltern via Videotelefonie, die Schularbeiten oder eben hin und wieder auch mal ein Kinderfilm. Nach meiner Erfahrung sorgt dieser ganze Medien-Überfluss dafür, dass die Kinder manchmal etwas unausgeglichen sind. Unsere Psychologische Expertin sagte dazu, dass es gerade jetzt umso wichtiger ist, für einen körperlichen Ausgleich zu sorgen und haptische Tätigkeiten anzubieten, so dass die Medienzeit kompensiert wird. Am besten direkt nach der Bildschirmzeit einfach die Musik laut aufdrehen und die Kinder tanzen lassen oder etwas zum Basteln anbieten. Das waren auch für mich wertvolle Tipps.

Collien Ulmen-Fernandes in einer Videokonferenz mit Hirnforscher Ralph Dawirs. Wichtige Fragen rund um das Familienleben während der Corona-Zeit werden geklärt. (Foto:Oliver Fuchs/ZDF)

Dazu kommt, dass man auch den ganzen Tag quasi aufeinandersitzt. Das ist sicher für viele Familien anstrengend. Irgendwann droht dann auch der Lagerkoller – geht es Ihnen auch so oder sind Sie beruflichen zu stark eingespannt?

Collien Ulmen-Fernandes: Also momentan kann ich ja zumindest hin und wieder noch weg, das war am Anfang nicht so. Insofern kenne ich den Lagerkoller auch, aber jetzt gerade bin ich auch wieder viel unterwegs. Gerade erst war ich für eine Produktion in Köln und als die ganze Krise losging war ich noch bei einem Dreh in Wiesbaden. Aber natürlich ist jetzt alles anders: man fliegt nicht mehr sondern fährt lange Strecken mit einem Fahrer. Auch im Hotel ist alles ganz neu – an der Rezeption stehen Menschen mit Mundschutz und reichen einem mit Gummihandschuhen die desinfizierte Schlüsselkarte durch einen Schlitz – es ist eine ganz andere Normalität geworden. Es fühlt sich komisch an unterwegs zu sein, aber dadurch habe ich zumindest noch einen gewissen Ausgleich zu der Zeit zuhause.

Gerade bei Dreharbeiten muss es doch eine totale Umstellung sein? Was ist besonders herausfordernd?

Collien Ulmen-Fernandes: Bei „Familien allein zu Haus“ drehen wir ja in einem kleinen Team: Wir können gut Abstand halten, jeder trägt Mundschutz und passt auf. Doch bei der Showproduktion in Köln war es eine ganz andere Größenordnung, da standen rund 40 Leute um einen herum, alle mit Mundschutz und auf Abstand zueinander! Das war tatsächlich ein sehr gruseliges Bild und hat mich auch ein wenig aus dem Konzept gebracht. An solch einen Anblick muss man sich erst noch gewöhnen. Man soll eine lustige Sendung wuppen und dabei schaut dich eine Mundschutz-Armee an (lacht). Natürlich weiß es niemand von uns genau, aber ich denke, dass wir noch eine lange Zeit mit dieser Ausnahmesituation leben müssen.

Beim Dreh zu „Familien allein zu Haus“ trägt das Team aus Hygienegründen Gesichtsmasken. (Foto: Oliver Fuchs/ZDF)

Sie sind auch sehr engagiert dabei, sich gegen Geschlechter-Klischees einzusetzen. In der ZDF-Mediathek findet man bis Mai auch noch die Doku-Reihe „No more Boys and Girls“. Was macht das Thema für Sie so interessant?

Collien Ulmen-Fernandes: Oh, das hat sehr vielfältige Gründe. Als wir dieses Format produziert hatten, war meine Tochter selbst noch Kindergartenkind und ich habe festgestellt, mit welch extremen Geschlechter-Klischees sie nachhause kam. Manche Sachen sind nur für Jungs, andere nur für Mädchen, erzählte sie mir. Es gibt groß angelegte Studien, die aufzeigen, dass in Bekleidungsgeschäften die Aufdrucke auf Mädchen-Oberteilen andere sind, als bei den Jungs. Bei den Mädchen beziehen sich die Statements fast immer auf Äußerlichkeiten, da steht dann sowas wie „pretty“ (engl. hübsch), „beauty“ (engl. schön) oder „cute“ (engl. süß), während bei den Jungs beispielsweise „Genie im Wachstum“ steht. Es gibt Bücher, die vermitteln wollen, was ein Mädchen wissen muss und was ein Junge wissen muss. Die Jungs sollen lernen wie sie ihr Taschengeld richtig verhandeln, die Mädchen wie man sich die Haare und Fingernägel ordentlich macht. Auch in Spielwarenkatalogen stehen ausschließlich Mädchen in der Kinderküche. Da muss man sich dann auch nicht mehr wundern, warum später viel mehr Männer in den Chefetagen sitzen als Frauen. Die Kinder werden einfach von Anfang an in gewissen Rollen gedrückt und ich denke, dass man sehr vorsichtig damit sein sollte. Natürlich ist es in Ordnung, wenn ein Mädchen sich schminken möchte! Aber man sollte aufpassen, dass die Kinder ihren eigenen Weg finden und sie in keine vorgefertigten Rollenbilder hineingedrückt werden. Wieso sollte ein Junge nicht auch etwas Glitzerndes tragen dürfen? Aber natürlich können Sie im Bekleidungsgeschäft lange nach einem glitzernden Oberteil für Jungs schauen. Ich habe viele Studien zu dieser Thematik gelesen, es ist wirklich ein sehr spannendes Thema, erschüttert mich aber auch an vielen Punkten. Meine Tochter hat sich einmal beim Einkaufen selbst eine Hose mit Armee-Muster ausgesucht. Die Kinder in der Schule haben sie daraufhin gefragt, warum sie denn eine „Jungshose“ trägt – meine Tochter hat sich danach nicht mehr getraut, die Hose zu tragen. Das finde ich bis heute schrecklich! Sie merken: ich könnte noch stundenlang über das Thema sprechen (lacht).

Bei den ganzen Projekten die Sie bereits hatten und bei all dem was Sie leisten: Darf man Sie dann überhaupt als „Power-Frau“ bezeichnen oder wäre „Power-Mensch“ besser? (Beide lachen)

Collien Ulmen-Fernandes: Natürlich kann man Power-Frau sagen, das finde ich total okay. Aber ist es nicht interessant, dass das Wort „Power“ bei Frauen so als Ausnahmebegriff benutzt wird, als wäre es etwas Besonderes? Man würde nie „Power-Mann“ sagen. Das Wort gibt es gar nicht. Bei Männern wird „Power“ als normal betrachtet, bei Frauen muss man so eine Eigenschaft hervorheben.

Dann möchte ich Sie gerne als powergeladenen Menschen bezeichnen. Wie tanken Sie wieder Energie?

Collien Ulmen-Fernandes: Naja, ich muss zugeben, man geht schon manchmal an sein Limit. Wenn man gerade eine Sendung produziert und dann geht es sofort weiter in die PR-Arbeit… da gibt es schon mal Phasen, in denen sieben Tage die Woche durchgearbeitet wird und man merkt, dass man an seine Grenzen kommt. Umso wichtiger ist es, sich Freiräume zu schaffen. Zwischendrin muss man auch mal wieder zum Luftholen kommen. Jetzt gerade zum Beispiel richten wir uns zuhause neu ein. Ich mag es sehr, einfach durch die Kataloge zu blättern, zu gucken und sich zu überlegen, was man braucht und was man neu machen könnte. Das entspannt mich tatsächlich. Ich verbringe also meine Freizeit gerade damit, mir Gedanken über neue Topf-Pflanzen und Bilderrahmen zu machen (lacht).

Eine starke und engagierte Frau: Collien Ulmen-Fernandes. (Foto: Oliver Fuchs/ZDF)

Auf Ihrem Instagram Account kann man wirklich wunderschöne Fotografen-Bilder von Ihnen bestaunen, aber sie zeigen sich auch immer wieder ungeschminkt und ganz natürlich. Ist es Ihnen wichtig, beide Seiten in der Öffentlichkeit zu zeigen?

Collien Ulmen-Fernandes: Ich denke da eigentlich nicht wirklich drüber nach. Ich mache einfach Bilder und habe mir kein Konzept dabei überlegt. Manchmal ist es eben ein Post mit beruflichem Kontext – bei irgendwelchen Dreharbeiten – dann war ich sozusagen berufsbedingt geschminkt. Tatsächlich bekomme ich fast täglich Beauty-Anfragen, ob ich diesen oder jenen Lippenstift auf Instagram bewerben möchte. Aber ich sage all das ab. Natürlich hat die Beeinflussung durch Influencer – was ja der Name ausdrücken soll – seine Berechtigung und ich möchte es nicht verurteilen, aber leider findet diese Beeinflussung sehr einseitig statt. Fast ausschließlich geht es um Beauty-Themen. Ich würde mir mehr Diversität wünschen. Man könnte sein Influencer-Dasein ja auch dafür nutzen, Menschen anders zu beeinflussen.

Also sind Ihre ungeschminkten Fotos ein bewusstes Mittel, um diese Diversität zu unterstreichen?

Collien Ulmen-Fernandes: Nein. Es gibt ja auch Leute, die dieses „Ungeschminkt“-Thema richtig ausgeprägt und stark betreiben. Manche versuchen sich sogar möglichst unvorteilhaft zu zeigen: so pickelig wie möglich, mit extra verstrubbelten Haaren usw. Aber auch da geht es doch wieder nur um eine unnatürliche bis hin zur verkrampften Selbstdarstellung. Ich nutze das Medium, um die Leute an meinem Leben teilhaben zu lassen und es gehört zum Alltag, dass man mal geschminkt ist und mal eben nicht. Ich richte mich nicht besonders unvorteilhaft her, auch das wäre nicht authentisch. Letztendlich will ich darüber gar nicht so groß nachdenken müssen. Auch das propagiert wieder ein gewisses Frauenbild. Eine geschminkte Frau sollte man genauso ernst nehmen können wie eine ungeschminkte Frau. Am besten wäre es, wenn das gar keine Rolle spielen würde und wir weg von diesen Extremen kommen.

Ich habe gesehen, dass Sie erst am Valentinstag in der Pfalz zu besuch waren. Gemeinsam mit unserer Ministerpräsidentin Malu Dreyer haben Sie Blumen verteilt…

Collien Ulmen-Fernandes: Genau, wir hatten ein Valentinstags-Date (beide lachen).

Sie sahen wirklich sehr schön zusammen aus (beide lachen). Haben Sie auch ein bisschen was von der Pfalz sehen können?

Collien Ulmen-Fernandes: Mein Mann ist ja gebürtiger Pfälzer. Er hat da noch Familie und Verwandte, deswegen höre ich ständig Geschichten aus der Pfalz. Irgendwie fühle ich mich daher auch automatisch mit der Region verbunden, weil man die Geschichten und Anekdoten so oft hört.

Sehr gut, dann haben Sie bestimmt auch schonmal einen schönen „Schoppen“ Weißwein-Schorle getrunken?

Collien Ulmen-Fernandes: Nein, tatsächlich habe ich das nicht. Ich werde total müde von Weißwein-Schorle. Ich weiß, dass das viele zum geselligen Beisammensein trinken, aber das würde bei mir nicht funktionieren. Ich würde sofort einschlafen – am Tisch noch! (lacht)