Landau. 13 junge Frauen mit unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Lebensgeschichten sitzen in dem Kursraum der Volkshochschule Landau. Vor sich auf dem Tisch haben sie schon ihr Arbeitsmaterial ausgebreitet: Ein Federmäppchen und ein Lernheft „Erste Hilfe Deutsch – Kursmaterial für Flüchtlinge und Asylsuchende“. Die Frauen sind mit ihren Familien aus ihren Herkunftsländern geflüchtet und wollen sich nun in Deutschland integrieren. Das PFALZ-ECHO besuchte eine Unterrichtsstunde.

Amun Yusuf Mohamed hat ihre Kinder Marwa (zwei Jahre) und Mohamed (sechs Monate) mit in den Sprachkurs gebracht. Vor vier Jahren ist die junge Frau mit ihrem Mann aus Somalia geflüchtet. Seitdem lebt sie in Landau. Hier sind auch ihre Kinder zur Welt gekommen. Die Fluchtgründe von Syrern, Irakern oder Afghanen sind den meisten Menschen bekannt. Auch in Afrika stehen Terror und Gewalt an der Tagesordnung. Zudem steht das Land vor einer der weltweit schlimmsten humanitären Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg. Alleine in Somalia leiden über sechs Millionen Menschen an einer Hungersnot, die Kindersterblichkeit beträgt 13,7 Prozent.

„Aus Angst und Not haben viele Menschen die beschwerliche Reise auf sich genommen und sind nach Deutschland oder in andere europäische Länder geflüchtet“, sagt Sigrid Gensheimer, die Leiterin der Volkshochschule Landau. Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nahm dieses allein zwischen Januar und Juli 2017 insgesamt 129.903 Asylanträge entgegen „Wir haben aus der Situation heraus einen Kurs für geflüchtete Frauen bereitgestellt“, so Gensheimer. Er diene als sprachliche Erstorientierung. „Einstieg Deutsch ist ein niedrigschwelliges Lernangebot speziell für Geflüchtete. Es beruht auf einem bundesweit einheitlichen Konzept, das vom Deutschen Volkshochschul-Verband entwickelt wurde“, erklärt die VHS-Leiterin. In dem Kurs lernen die Frauen auf einfachem Niveau das Wichtigste für die Kommunikation in Alltagssituationen. Dazu gehören die Begrüßung, das Einkaufen oder auch der Arztbesuch.

An dem Sprachkurs, den Ayla Erten-Gebhardt leitet, nehmen derzeit 13 Frauen teil. Diese kommen aus Somalia, Afghanistan, dem Iran, Eritrea und Syrien – also aus Ländern mit einer guten Bleibeperspektive. Heute lernen die Frauen die deutschen Wörter für Früchte und Gemüsesorten, und wie sie auf dem Markt einkaufen. „Guten Tag, ich hätte gerne ein Kilo Kartoffeln“, spricht Amal ihrer Lehrerin nach. Sie ist vor mehr als einem Jahr von Aleppo nach Deutschland geflüchtet. „Die Frauen sind unheimlich höflich und zuvorkommend zueinander“, lobt Erten-Gebhardt ihre Schützlinge. „Die Mehrheit der Teilnehmerinnen ist sehr strebsam. Man merkt, dass sie etwas erreichen möchten und sich eine bessere Zukunft wünschen. Und dafür arbeiten sie.“

Gemeinsam werden auch Exkursionen unternommen, zum Beispiel in einen Drogeriemarkt. Hier lernen die Kursteilnehmerinnen, welche Produkte speziell für Frauen oder die Babypflege wichtig sind. „Eine solche Vielfalt, wie sie es bei uns in den Regalen gibt, ist in anderen Ländern der Welt unvorstellbar“, erklärt die Kursleiterin.

Der Sprachkurs dient den Frauen aber auch als soziale Plattform. Hier können sie sich treffen, austauschen und Spaß haben. Das Erlebte können die Frauen zwar nicht vergessen, aber sie können versuchen, es nicht mehr als lebensbestimmenden Teil ihres Alltags anzusehen. (pdp/Fotos: pdp)