Hayna. Hölzerne, fensterlose Tabakschuppen, die teilweise über drei Stockwerke in den Himmel ragen, prägen das Ortsbild von Hayna. An keinem anderen Ort sind so viele Trockenschuppen erhalten wie hier. Allein im Ortskern lassen sich 104 der alten Scheunen zählen.

Seit 2010 ist der Tabak-Anbau in Hayna fast verschwunden. Grund dafür ist u. a. der Wegfall von EU-Subventionen. Seither stehen die meisten der Häänemer Trockenschuppen leer – und die Besitzer der heute größtenteils denkmalgeschützten Gebäude grübeln, wie sie ihre Schmuckstücke nutzen können. Als Lagerraum sind die meisten der Tabakschuppen ungeeignet, da die Flächen eher geringen Ausmaßes sind. Wie also den alten Schuppen neues Leben einhauchen?

Was macht man mit einem hoch in den Pfälzer Himmel hineinragenden Gebäude, das vor Charme sprüht und nicht nur so manch Häänemer nostalgisch werden lässt? Mit dieser Frage haben sich 16 Studenten der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) über vier Monate lang beschäftigt. Anfang August stellten die Archtiekturstudenten sich und ihre Konzepte für die Nutzung der leerstehenden Tabakschuppen in Hayna vor.

Die Studenten präsentierten der Bevölkerung kreative Ideen für die nachhaltige Nutzung der Tabakschuppen. (Foto: Erich Hirsch)

Der Ideenreichtum der Studenten kannte dabei keine Grenzen: öffentliches Schwimmbad, Wellness-Palast, Weinbar, gläserne Gärtnerei, Mehrgenerationenwohnen, Kulturscheune – um nur einige der Entwürfe aufzuzählen. Die unglaublichen Fristhöhen der alten Scheunen machen ein „Rumspinnen“ möglich. Das Happy End der Tabakscheunen soll ein nachhaltiges sein – das war die Vorgabe für die Studenten in dem Architekturentwurfskurs.
Die Tabakschuppenbesitzer zeigten sich offen gegenüber den kreativen Ideen – auch wenn so manch eine zunächst verrückt erscheinen mag.

Nachdem 2010 die EU-Subventionen für den Tabakanbau gestrichen wurden, mussten zahlreiche Tabakbauern aufgeben. Einerseits die Produzenten zu unterstützen und andererseits für den Nichtraucherschutz und ein Rauchverbot zu werben – das passte einfach nicht mehr zusammen. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Tabakproduktion – nicht nur in der Pfalz – ist, dass viele Zigarettenkonzerne günstigeren Tabak aus Uganda, Brasilien oder Kenia beziehen.

In Hayna präsentierten die angehenden Architekten des KIT nicht nur ihre Entwürfe für eine nachhaltige Nutzung der Tabakschuppen, sie haben sich auch Gedanken über die Kosten für die Umsetzung ihrer Pläne gemacht. Die Kosten für den Umbau eines Tabakschuppens z. B. zu einem Gebäude mit integriertem Wohn- und Arbeitsplatz würden sich auf etwa 350.000 Euro belaufen – viel Geld, das auch erst einmal jemand bereit sein muss, zu investieren.

„Die Frage ist jetzt, ob sich jemand privat für das Projekt nachhaltige Tabakschuppen begeistern kann“, sagt Veronika Satter von der Bürgerstiftung Hayna. „Nicht nur die Studenten würden sich über die Umsetzung des ein oder anderen Entwurfs freuen“, begeistert sie sich. Wie es nun jedoch konkret weitergeht, kann sie nicht beantworten – das müsse die Zukunft zeigen.

Über eines jedoch freut sich Satter sehr: Die Ideen der Karlsruher Architekturstudenten werden in einem Bildband verarbeitet. Ende des Jahres soll das Buch erscheinen. Dann kann es für etwa 20 Euro bei der Bürgerstiftung Hayna erworben werden. (per)