Steckbrief: Kai Schumann

  • Geboren am 28. Juli 1976 in Dresden
  • Deutscher Schauspieler
  • Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin
  • Sechs Jahre Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart und Deutschen Schauspielhaus
  • 2008 Durchbruch als Fernsehschauspieler mit der Serie Doctor‘s Diary
  • Seit 2013 Hauptrolle in der Serie Heldt als Kriminalkommissar Nikolas Heldt

Ab Oktober wird die letzte Staffel von Heldt zu sehen sein. Wie ist es für Sie, wenn ein Projekt nach so langer Zeit zu Ende geht?

Kai Schumann: Es ist wie eine lange Beziehung, die auseinandergeht. Man denkt mit Freude an die tollen Zeiten zurück. Wir sind aber alle noch ganz intensiv in Kontakt. Es gibt eine Whatsapp-Gruppe, in der alle an der Serie Beteiligten drin sind, und wir schicken uns auch ständig Nachrichten und Fotos. Wir sind schon eine richtig große zusammengewachsene Familie und ein bisschen Trennungsschmerz ist dann eben auch dabei.

Würden Sie sagen, es bestehen Verbindungen zwischen Ihrer Rolle als Nikolas Heldt und Ihnen als Privatperson?

Kai Schumann: Klar, ich habe die Figur acht Jahre gespielt und geprägt. Natürlich sind Kai Schumann und Nikolas Heldt sich in vielen Dingen ähnlich und in anderen Dingen aber auch total unähnlich. Es ist immer ein Geben und Nehmen. Den Hang zur Gerechtigkeit zum Beispiel teilen wir uns absolut, allerdings bin ich bei weitem nicht so schlagfertig wie er, aber wiederum viel beziehungsfähiger. Den Drang zu Süßigkeiten habe ich als Kai Schumann aber überhaupt nicht. (lacht)

Die Zusammenarbeit mit Janine Kunze stelle ich mir sehr lustig, abwechslungsreich und auch spannend vor. Bei einer derartig langen Zusammenarbeit ist es vermutlich enorm wichtig, dass die Chemie zwischen den Darstellern stimmt.

Kai Schumann: Absolut, man möchte doch immer mit Menschen zusammenarbeiten mit denen man sich versteht. Manchmal kommt man allerdings nicht umhin, aber es ist natürlich immer besser, wenn man mit den Arbeitskollegen gut klarkommt. Bei einer Zusammenarbeit über lange Zeit kommt es aber durchaus vor, dass Konflikte entstehen. Janine und ich hatten definitiv auch ab und zu Unstimmigkeiten beim Arbeiten. Es ist nicht immer alles heititeiti. Ich finde, das macht aber auch eine Partnerschaft aus. In der privaten Partnerschaft ist es ja auch nicht so, dass es keine Konflikte gibt, sondern dass man in der Lage ist, diese zu lösen.

Die Serie geht ab Oktober in die 8. Staffel(Foto: ZDF/Frank Dicks)

Wie sieht ein ganz normaler Drehtag bei Ihnen aus?

Kai Schumann: Ich werde morgens meistens von einem Fahrer abgeholt und ans Set gebracht. Das soll nicht heißen, dass Schauspieler unselbständig und verweichlicht sind, sondern die Produktion möchte sichergehen, dass wir unversehrt und pünktlich am Drehort ankommen. Ansonsten würde sich der Zeitplan des Drehtages verschieben oder ganz ins Wasser fallen, was enorme Kosten verursachen würde. Also wird besser auf Nummer sicher gegangen (lacht). Wenn ich kann, fahre ich trotzdem sehr oft mit dem Fahrrad ans Set. Ich schätze es sehr, wenn ich morgens Zeit für mich habe und mich in der echten Welt bewegen kann, bevor ich in die gespielte Welt abtauche. Sobald ich am Drehort ankomme, ist alles durchgetaktet. Vorab begrüßen wir uns aber alle erst einmal. Das ist mir persönlich extrem wichtig. Ein Austausch mit den Kollegen, ein wenig Smalltalk stärkt die Gemeinschaft. Darauf folgt Maske, Kostüm und dann geht’s ans Set und man wird verkabelt. Es folgen Proben, Drehs einzelner Szenen zwischendrin unterhält man sich oder bereitet sich auf den nächsten Dreh vor. Das ist ganz unterschiedlich und hängt auch immer von der Intensität der Szenen und auch von der Anzahl der Szenen ab, die gedreht werden. Manchmal hat man zwölf Szenen, manchmal 15, dann geht es um Leben und Tod oder auch mal um gar nichts. So ist jeder Tag immer anders. Am Abend nach Drehschluss laufe ich auch sehr gerne nach Hause – vorausgesetzt wir haben in Köln gedreht. So kann ich mich sortieren, meine Gedanken ordnen und abschalten. Der Moment des Abschaltens nach der Arbeit bis ich wieder in den Familienalltag eintrete, ist für mich ein wichtiger Vorgang. Wenn ich direkt vom Set in meine Privatatmosphäre umwechsle, ist das für meine Familie etwas schwierig. Da bin ich manchmal ungenießbar.

Den Durchbruch als Fernsehschauspieler erlangten Sie mit der Serie Doctor’s Diary. Wie haben Sie diese Zeit erlebt? Kann man in der Situation noch auf dem Boden bleiben?

Kai Schumann: In der ersten Phase, in der ich in diese Glamour- und Fernsehwelt eingestiegen bin, hatte ich durchaus das Bedürfnis, bei den Veranstaltungen und auf den roten Teppichen dabei zu sein – eben zu der High Society der Gesellschaft zu gehören. Nach ein paar Jahren habe ich allerdings festgestellt, dass mich das gar nicht glücklich macht. Das ist nicht mein Leben, ich fühle mich da nicht so wohl. In erster Linie wird auf den roten Teppichen die Geschichte von Geld erzählt. Es geht immer um eine Form von Reichtum. Es wird ein Bild von einer elitären Schicht von Menschen gezeigt – die wiederum ein Ideal abliefern, das normale Menschen anstreben sollen. Das ist für mich ein sehr dominantes Gefühl geworden. Ich habe mich da ziemlich rausgenommen und nun ein gesundes Mittelmaß gefunden. Mein Leben hat sich also zunächst in eine Richtung verändert um sich dann wieder dem ursprünglichen Standard anzugleichen.

Inwieweit würden Sie sagen, hat sich Ihr Leben als bekannter Schauspieler verändert?

Kai Schumann: Ich bin natürlich viel mehr unterwegs, ich reise viel. Ansonsten würde ich sagen nicht so viel. Was ich aber interessant finde, ist, dass ab einem gewissen Bekanntheitsgrad das Leben irgendwie leichter wird. Leichter in den Möglichkeiten, die sich einem offenbaren. Das ist einerseits ungerecht anderen Menschen gegenüber, andererseits habe ich es mir ja auch erarbeitet. Mir wurde nichts geschenkt, ich habe es auch nicht geerbt.

Ich habe gelesen, dass Sie sich vegan ernähren? Ist das bis heute noch aktuell? Wie streng halten Sie sich an den Verzicht auf tierische Produkte?

Kai Schumann: Schon seit über sechs Jahren ernähre ich mich vegan. Ich empfinde es nicht als Verzicht, sondern als großen Gewinn, ehrlich gesagt. Jedes Mal wenn ich ein Stück Fleisch gegessen habe, dachte ich darüber nach, unter welchen Bedingungen das Tier aufgewachsen ist bzw. gelebt hat. Was bedeutet die Produktion von Fleisch auch für unsere Umwelt, für unsere Gesundheit, die Natur, für die Nahrungsmittelgerechtigkeit auf dieser Welt? Irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich das Lebewesen spürte, das ich gegessen habe. Es fühlte sich für mich an, als ob ich das Leid, die Ausbeutung, die unfassbare Gewalttätigkeit, die das Tier erfahren musste, spüren kann. Mit welcher lebensverachtenden Weise gehen Menschen mit diesen Wesen um? Ich kann nicht im Restaurant sitzen, mir ein Stück Fleisch reinpfeiffen und so tun, als ob das nicht mal ein Lebewesen gewesen wäre, das fühlen kann. Wenn man auf Menschen übertragen würde, was Tiere in unserer Welt durchmachen müssen (Pause) Ich bin überzeugt davon, dass das Konzept Fleischessen ein Auslaufmodell ist. In weit entfernter Zukunft werden die Menschen kein Fleisch mehr essen und wenn, dann nur noch künstlich hergestelltes Fleisch. Auch Krankheiten werden dafür sorgen, dass die Menschen aufhören, Fleisch zu essen. Davon bin ich absolut überzeugt.

Ich würde Ihnen noch kurz ein paar Stichworte aufzählen, die ich bei der Recherche zu Ihrer Person entdeckt habe: kriminelle Jugend, Berlin, Demos, wilde Zeit und kurze Gefängnisaufenthalte. Vielleicht möchten Sie hierzu ein kurzes Statement abgeben?

Kai Schumann: Da habe ich neulich einen schönen Satz gesagt: Wenn man sich reibt, entsteht Hitze und da kann man halt auch mal Feuer fangen.

(Foto: ZDF/Frank Dicks)