Landau. Deutlich weniger als 1.000 Euro steht den meisten Menschen im Rentenalter monatlich zur Verfügung, die eine Grundsicherung erhalten – und diese ist da schon eingerechnet. Zieht man Miete und Nebenkosten ab, das Geld, das für Nahrung, Gesundheits- und Hygieneartikel gebraucht wird, bleiben am Ende im besten Fall noch ein paar Euro. Oft gar nichts mehr. Sparen für größere Anschaffungen – eine Waschmaschine, einen Kühlschrank, eine Matratze – ist so nicht möglich.

Um den Betroffenen in Notsituationen trotzdem helfen zu können, hat die Landauerin Christine Baumann vor fünf Jahren den Verein „Silberstreif – gegen Altersarmut in Landau e.V.“ gegründet. Die Träger sind die kath. Kirchengemeinden St. Maria und Heilig Kreuz, die prot. Kirchengemeinde Landau-Mitte und das Seniorenbüro-Ehrenamtsbörse Landau e.V. Menschen über 60, die von der Grundsicherung oder einem vergleichbaren Einkommen leben, können sich beim Verein melden, wenn sie Unterstützung benötigen. Ein dringend notwendiges Haushaltsgerät, medizinische Artikel usw. – schnell und unbürokratisch kümmern sich die inzwischen 15 ehrenamtlichen Helfer darum, dass das dringend Benötigte auch angeschafft wird. „Wir geben allerdings kein Geld an unsere Kunden – wie wir sie nennen –, sondern immer Sachleistungen oder zweckgebundene Gutscheine“, erklärt die Vereinsvorsitzende Baumann. Inzwischen betreut der Verein beinahe 200 Menschen in Landau und Umgebung.

Die Biografien der Menschen sind ganz unterschiedlich: ehemalige Selbstständige, die fürs Alter nichts beiseite legen konnten, Menschen mit unterbrochener Erwerbsbiografie oder denen nach Scheidungen die finanziellen Mittel ausgingen – und immer mehr Menschen, die durch Minijobs, schlecht bezahlte Zeitarbeit und Mindestlohn kaum Geld aus der Rentenkasse bekommen. „Was nutzt denen eine Rentenerhöhung?“, fragt Christine Baumann, „das Geld, das sie dann mehr bekommen, wird eins zu eins von der Grundsicherung abgezogen. Hier wäre eine deutliche Erhöhung wichtig!“ Von der Gesundheitspolitik fordert sie außerdem vor allem ein Umdenken beim Thema Kassenleistungen. „Eine Brille, ein Gebiss, Windeln – das sind doch keine Luxusgüter, die sind lebensnotwendig. Trotzdem müssen sie zu einem großen Teil selbst bezahlt werden. Das kann sich von unseren Kunden niemand leisten.“

Christine Baumann. (Foto: hea)

Was schon kurz nach Gründung des Vereins klar war: Den Menschen mangelt es nicht nur an Materiellem, ihnen fehlt die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Deswegen gibt es über den Verein inzwischen auch Gutscheine für den Zoo, die Stadtbücherei, Eintrittskarten fürs Schwimmbad, ins Theater oder ins Senioren-Kino, kostenlose VHS-Kurse usw. Auch Fahrtkosten im ÖPNV übernimmt der Verein Silberstreif e.V. bei Bedarf. Einmal im Jahr organisiert der Verein für die Kunden ein großes Osteressen, wo immer Prominente aus der Region als Bedienungen eingesetzt werden und das Essen von den Männern des Lions Club Landau gekocht wird. So fühlen sich die Menschen besonders wertgeschätzt bei dieser Veranstaltung.

„Wir haben glücklicherweise viele Spender und können uns inzwischen gut finanzieren – dafür sind wir sehr dankbar. Nur dadurch ist es auch möglich, den Radius zu vergrößern“, erzählt Baumann. Silberstreif arbeitet dabei mit den Betreuungsvereinen zusammen – AWO, Lebenshilfe, Sozialdienst kath. Männer und Frauen – und ist so inzwischen in der ganzen Südpfalz aktiv. Mit dem Haus der Familie in Bad Bergzabern entsteht gerade eine Kooperation.

Die ehrenamtlichen Helfer begleiten ihre Kunden inzwischen oft schon seit Jahren und die Schicksale gehen nicht spurlos an einem vorüber. Deswegen werden sie auch u.a. durch eine jährlich stattfindende Supervision geschult: „Wir haben glücklicherweise jemand im Team, der das für uns kostenlos anbieten kann!“ Trotzdem geht die Betreuung oft über die rein finanzielle Unterstützung hinaus – beraten, zuhören, begleiten –, auch das gehört dazu. (hea)

Kontakt: 06341-648581, dienstags-donnerstags, 10-12 Uhr: Waffenstraße 5, Landau.
 IBAN: DE54 5486 2500 0101 7160 69, BIC: GENODE61SUW