Jerry, nach einem bislang sehr erfolgreichen Start in die neue Saison gab es am vergangenen Sonntag den ersten Rückschlag beim Heimspiel gegen Leipzig. Fühlt ihr euch dennoch bereit für die sehr herausfordernden CL-Spiele in Kielce und zu Hause gegen Brest?
Jerry Tollbring: Es wird ein Spaß, gegen diese beiden Teams zu spielen. Es ist Champions League und wir spielen gegen die besten Teams aus Europa. Wir freuen uns darauf.
Hast du eine spezielle Routine vor dem Spiel? Welche Nahrung darf man vor einem Spiel zu sich nehmen?
Jerry Tollbring: Nein ich habe keine Routine. Essen darf ich alles, was ich will. Da gibt es keine Einschränkungen.
Persönlich hattest du die Möglichkeit, deine ersten Profijahre in einem sehr familiären Umfeld zu erleben. Du hast mit deinen drei Brüdern und deinem Vater als Trainer in einer Mannschaft gespielt und hast sogar den Aufstieg in die erste schwedische Liga geschafft. Hatte diese familiäre Umgebung Vorteile im harten Profibusiness?
Jerry Tollbring: Selbstverständlich, es war eine tolle Zeit mit meiner Familie zusammen zu spielen.
War es eine große Umstellung, die Familie zu verlassen und zum schwedischen Champion IFK Kristianstad zu wechseln?
Jerry Tollbring: Natürlich war es eine große Umstellung. Ich war plötzlich auf mich alleine gestellt. Ich musste selber kochen und meine Wäsche waschen.
Kommen wir zu den Zielen. Was sind die wichtigsten Ziele der Mannschaft für die kommende Saison? Bundesliga Titel, Pokalsieger oder doch die Champions League?
Jerry Tollbring: Wir schauen von Spiel zu Spiel und wollen jedes einzelne gewinnen. Es ist zwar ziemlich schwer, jedes Spiel zu gewinnen, dennoch werden wird es versuchen. Und dann sehen wir, was wir erreichen können.
Welche Ziele hast du dir persönlich gesetzt?
Jerry Tollbring: Ich hoffe, wir werden dieses Jahr den deutschen Meistertitel holen, da wir letztes Jahr nicht Meister wurden. Außerdem würde ich sehr gerne die Final Four der Champions Leagiue erreichen. Klar kann ich mir vorstellen, einmal für den FC Barcelona aufzulaufen. Jedoch haben wir ebenfalls ein sehr starkes Team und sind dazu in der Lage, eines der besten Teams in Europa zu werden.
Unter vier Augen mit dem Rechtsaußen-Spieler Bogdan Radivojevic
Du hast bereits im Alter von 20 Jahren deine Heimat Belgrad verlassen, um in die deutsche Handball Bundesliga zur Flensburg Handewitt zu wechseln. Wie schwer war der Einstieg als junger Kerl in einem fremden Land? Hast du Unterstützung vom Verein oder von anderen bekommen?
Bogdan Radivojevic: Zu Beginn war es sehr schwer. Die Mentalität der Menschen in Deutschland ist ganz anders. Ich musste mich erst einmal an alles gewöhnen. In den ersten zwei Monaten war ich alleine. Doch dann kam ein anderer Spieler aus Serbien nach Flensburg, mit dem ich auch zusammenwohnte. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und alles ging viel einfacher. Mittlerweile bin ich schon fünf Jahre hier in Deutschland und fühle mich sehr wohl.
Nach fünf Jahren in Flensburg bist du nun im vergangenen Sommer zu den Rhein Neckar Löwen gewechselt. Worin liegen die größten Unterschiede zwischen den beiden Vereinen?
Bogdan Radivojevic: Das Wetter hier im Süden ist schon deutlich angenehmer (lacht) und erinnert mich mehr an Serbien. Außerdem kann man hier sehr gut wohnen. Aber an erster Stelle steht die sportliche Weiterentwicklung und da habe ich mit den Rhein Neckar Löwen einen großen Schritt gemacht. Wir haben eine starke Mannschaft und können dieses Jahr Großes erreichen. Im Norden habe ich mich auch sehr wohlgefühlt. Ich war mit jedem Spieler befreundet. Doch nach vier Jahren war es Zeit, getrennte Wege zu gehen.
Wie oft in der Woche trainiert ihr und wie sind die Einheiten aufgebaut?
Bogdan Radivojevic: Das ist sehr schwer zu sagen, da wir pro Saison und aufgrund der internationalen Belastung über 50 Spiele haben. Dabei sind wir oft mit dem Bus oder Flieger unterwegs. Meistens trainieren wir fünfmal pro Woche – jeweils eine Einheit pro Tag. Dazu gehören auch Einheiten im Kraftraum. Mehr können wir nicht trainieren, da auch noch Videoanalysen und Taktikbesprechungen stattfinden.Erreichen wir in der Champions League die Final Four, können es bis zu 60 Spiele werden.
Letzte Saison mussten die Amateure der Rhein Neckar Löwen aufgrund einer Terminüberschneidung zwischen Bundesliga und Champions League in einem sehr wichtigen Spiel gegen den polnischen Verein Vive Kielce antreten. Wie erwartet, kassierten die Löwen eine deftige Packung und schieden schlussendlich aus der Champions League aus. Hat der Handball in solchen Fällen noch etwas gegenüber anderen Sportarten wie Fußball oder Basketball nachzuholen?
Bogdan Radivojevic: Das Ausscheiden war natürlich sehr bitter, obwohl wir es so erwartet haben. Leider bleibt uns Spielern nichts anderes übrig, als unseren Job zu machen und Leistung zu bringen. Mehr können wir als Spieler nicht machen. Das ist eine Sache zwischen den Verbänden. Beim Fußball und Basketball würde so etwas nie passieren, da die Spieler dort am Wichtigsten sind. Es wird mehr darauf geachtet, dass der Körper nicht kaputt geht und auch der Kopf. Handball ist nämlich auch eine Kopfsache.
Mit Patrick Groetzki hast du einen deutschen Nationalspieler als Konkurrent um die Rechtsaußen-Position. Setzt du dir Hoffnungen, in naher Zukunft den Sprung in die Stamm-Sieben zu schaffen?
Bogdan Radivojevic: Erst einmal sehe ich Patrick nicht als Konkurrenten, sondern als einen Freund von mir. Ich unterstütze ihn und hoffe, dass er jedes Spiel zehn Tore macht. Klar stehe ich hinter ihm bereit, wenn es mal nicht so läuft, um es dann eventuell besser zu machen. Wir unterstützen uns sehr stark untereinander. So muss es auch sein. Handball ist ein Mannschaftssport und kein Einzelsport. Wenn man nur auf sich selbst schaut, läuft es nicht gut. Dennoch hofft man natürlich, mehr zu spielen. Ich trainiere sehr hart, um meine Situation zu verbessern.
Hast du irgendwelche Vorbilder oder Teamkollegen, die dich inspirieren?
Bogdan Radivojevic: Ich muss sagen Guðjón Valur Sigurðsson sieht mit seinen 39 Jahre echt noch unglaublich aus und trainiert auch so. So etwas wünscht sich einfach jeder Spieler, in so einem Alter noch so eine Form zu haben. Genauso ist es bei Alexander Petersson.