Viele Südpfälzer kennen Mirko Bäumer: Mit der Band „The Queen Kings“ war er für zahlreiche Auftritte zu Gast in der Region und hat sich so auch hier eine große Fan-Gemeinde aufgebaut. Nach fast 20 Jahren hat er Ende 2016 allerdings seinen Ausstieg aus der Band bekannt gegeben – um in Köln bei den Bläck Fööss noch einmal richtig durchzustarten. Dort ist die Karnevalszeit gerade in vollem Gange. Für Bäumer und die Bläck Fööss, die seit fast 50 Jahren Kölner Mundart-Musik machen, bedeutet das natürlich Hochsaison!

Wie fühlt es sich an, „der Neue“ in einer so traditionsreichen Band zu sein?

Mirko Bäumer: Ich bin ja inzwischen auch schon in meiner dritten Session! Session ist die Karnevalszeit – zur Erklärung für alle Nicht-Kölner. (lacht) Das ist die Zeit, in der man als Kölner Band mehrere Auftritte am Tag hat. In Köln hat es sich also mittlerweile rumgesprochen, dass ich zwar kein Gründungsmitglied bin, aber auch nicht mehr ganz neu. Außerdem sind nach mir noch zwei andere gekommen!

Also wirst du von den eingefleischten Fans voll anerkannt?

Mirko Bäumer: Ja, weitestgehend schon! Natürlich gibt es immer Nostalgiker, die Tommy Engel immer noch nachtrauern – der ist seit 25 Jahren nicht mehr dabei! Damals war es noch eine ganz andere Zeit und die Bläck Fööss waren damals schon eine großartige Band – das war auch die Zeit, in der ich mich in ihre Musik verliebt habe! Aber die Zeiten ändern sich und damit auch die Gesichter.

Mirko Bäumer (rechts) und Markus Eisel hatten viel Spaß beim Interview. (Foto: hea)

Warst du also auch vor deinem Einstieg schon ein richtiger Fan?

Mirko Bäumer: Selbstverständlich! Das ist ja fast Pflicht, wenn man hier im Rheinland aufwächst. Man kommt nicht daran vorbei!

Muss man sich nicht zwischen den Bläck Fööss und den Höhnern entscheiden?

Mirko Bäumer: Muss man nicht, nein. Die Bläck Fööss gelten als „Mutter aller Kölschen Bands“ – ich bin nun sozusagen das Kind dieser Mutter. (lacht) In den ersten Jahren war die Band fast konkurrenzlos. Die Höhner haben aber natürlich auch eine lange Tradition und mit Henning Krautmacher ein sehr prominentes Gesicht, das für die Band steht! Bei uns hat sich in den letzten Jahrzehnten viel getan – und so hatte ich das große Glück, Teil davon zu werden!

Henning findet dich übrigens großartig – das hat er uns verraten!

Mirko Bäumer: Der Henning! Das freut mich sehr, ich bin auch großer Fan! Ein sehr sympathischer und herzlicher Mensch mit sehr vielen Facetten, den man auch hinter der Bühne gerne trifft.

Weg von den Queen Kings und hin zu den Bläck Fööss zu gehen, ist ein ziemlich großer Schritt, oder?

Mirko Bäumer: Ja, auf den ersten Blick schon. Vom Rockstar zum Schunkelstar. Aber letztendlich geht es im Kern um das Gleiche: Ich stehe auf der Bühne und möchte die Leute im Publikum abholen. Ich tue etwas, woran die Leute Spaß haben! Nur die Verpackung ist anders.

Fehlt dir nichts aus der Zeit mit den Queen Kings?

Mirko Bäumer: Die Musik begegnet einem ja ständig, das ist schön! Aber natürlich ist es etwas anderes, damit auf der Bühne zu stehen und es selber zu machen. Ich habe die Queen Kings beim Stadtfest in Hennef gesehen und es hat schon ein bisschen in den Fingern gejuckt. Aber alles hat seine Zeit. Ich habe das fast 20 Jahre lang gemacht und schon nach zehn Jahren bin ich öfter gefragt worden, ob es nicht irgendwann langweilig wird, immer mit den gleichen Songs auf der Bühne zu stehen. Das sind wahrscheinlich dieselben, die mich heute fragen, ob es mir nicht fehlt. (lacht) Die Realität liegt also irgendwo dazwischen. Ich kann die Musik von Queen jetzt dosierter genießen – und ich muss weniger reisen, das ist schon angenehm.

Aber während der Karnevalssession ist das ja trotzdem ganz schön anstrengend. Wie viele Auftritte habt ihr da?

Mirko Bäumer: Wir haben dieses Jahr in der Zeit vom 11. Januar bis zum 3. März insgesamt 150 Auftritte – bei uns ist es im Vergleich zu den ganz Wilden, die alle Dörfer abklappern, also sogar noch ruhig. Wir spielen an einem Abend allerdings trotzdem meistens mehrere Auftritte. Das ist ganz lustig, weil man an den unterschiedlichen Veranstaltungsorten im Laufe des Abends immer wieder die gleichen Kollegen trifft. Guido Cantz muss zum Beispiel den gleichen Tour-Planer haben wie wir! (lacht) Dem begegnen wir hinter den Bühnen ständig! Oder Bernd Stelter, der ist auch immer dort, wo wir grad sind.

Hast du als Sänger der Queen Kings parallel auch andere Jobs gemacht?

Mirko Bäumer: Nein. Das war ein Vollzeitjob. Wir waren ja wirklich jedes Wochenende unterwegs und hatten im Jahr ca. 120 Auftritte. Nur an Ostern und im Herbst haben wir uns ein paar freie Tage gegönnt. An Sommerurlaub war da also nie zu denken! In der Zeit sind ja die ganzen Stadtfeste, die sollte man als Band nicht absagen!

Wärst du auch interessiert daran gewesen, beim Queen-Musical „We will rock you“ mitzuwirken?

Mirko Bäumer: Das hätte mich durchaus auch gereizt. Aber ich habe in diesem Bereich ja überhaupt keine Ausbildung, ich bin kein Darsteller. Und wahrscheinlich hätte mir auf der Bühne dann auch was gefehlt: Mir macht es Spaß, wenn ich mit dem Publikum spielen kann und ich zwischen den Liedern ein bisschen Kasperltheater machen darf! In einem Musical ist jeder Schritt vorprogrammiert. Auf Dauer wäre ich da wahrscheinlich wahnsinnig geworden. Außerdem hätte ich ja auch gar keine Zeit gehabt. Am Wochenende Queen Kings und unter der Woche „We will rock you“ – das hätte meine Stimme nicht mitgemacht.

Ich finde auch, dass die großartige Musik von Queen gar nicht zum Format „Musical“ passt …

Mirko Bäumer: Das ist ja eine generelle Frage. Braucht man überhaupt Musicals? Es gibt Opern und es gibt Konzerte. Nur wer Opern nicht versteht, geht dann halt in ein Musical. Ich persönlich finde: Musicals braucht kein Mensch! Ich habe mir in Hamburg mal das Phantom der Oper angesehen, dann stand aber nur die Drittbesetzung auf der Bühne, die nicht mal englisch konnte … ich hab den Ausflug sehr bereut! Aber das ist natürlich Geschmacksache. Für mich ist es einfach nichts – kein Fisch und kein Fleisch. Ich besuche lieber normale Konzerte.

Kannst du denn überhaupt noch mit Genuss Queen-Titel hören?

Mirko Bäumer: Auf jeden Fall! Ich liebe diese Musik nach wie vor. Wir spielen sogar mit den Bläck Fööss „The Great Pretender“ – das ist natürlich kein Original Queen-Titel, aber doch eng mit Freddie Mercury verbunden. Und das kommt sehr gut an beim Publikum! Und auf diese Art bin ich gar nicht so weit weg von „früher“.

Gibt es denn irgendeine Chance, dass dich die Menschen in der Südpfalz wieder live erleben können? Egal mit welcher Formation.

Mirko Bäumer: Wenn du ein Event für mich organisierst, trommle ich ein paar Leute zusammen! Mit den Bläck Fööss wäre es wahrscheinlich allein sprachlich schon schwierig, aber ich spiele hier auch in einer „Biergarten-Band“ gemeinsam mit Schrader, der früher mit Guildo Horn unterwegs war – wir haben ein ganz bunt gemischtes Programm. Das wär doch was! (hea/eis)

(Foto: L. Handrik)