Auch in der Südpfalz ist zu beobachten, dass immer mehr Steingärten angelegt werden. Aufgrund der zahlreichen negativen Nebenwirkungen für Flora und Fauna sowie das Mikroklima regt sich zunehmend Kritik an diesem Trend. Manche versprechen sich von Steingärten Wartungsfreiheit, aber das gilt allenfalls für kurze Zeit. Unten Folie, oben Kies: Im Ergebnis sind viele Steingärten eine Versiegelung der Oberfläche und somit auch wasserwirtschaftlich anfechtbar. Einige pfälzische Städte wie Speyer haben deshalb schon Verbote für Neuanlagen ausgesprochen. Andere wie die Stadt Wörth setzen Anreize für eine naturnahe Gartengestaltung.

Die Stadt Wörth hat dieses Jahr erstmals den Wettbewerb „Mein Garten ist natürlich schön“ veranstaltet. Eine fachkundige Jury mit Vertretern von BUND, Bienenzüchtern, Naturschützern und Naturfreunden prämierte Gärten und Vorgärten, die naturnah gestaltet sind. „Die Teilnahme war sehr gut. Der Wettbewerb ist für nächstes Jahr wieder angedacht“, sagt Jana Cappel, Projektmanagerin für nachhaltige Stadtentwicklung in Wörth.

Margarethe Lochner. (Foto: ebl)

„Ich habe mehr aus Spaß teilgenommen und gestaunt, als dann acht Leute kamen und sich genau in meinem Garten umsahen“, sagt Hauptgewinnerin Margarethe Lochner. „Ab und zu stellten sie Fragen, z.B. wie das mit dem Regenwasser funktioniert, das ich von der einen Dachhälfte auffange.“ Ihr ca. 700 Quadratmeter großes Grundstück bietet zugleich ein Beispiel dafür, dass ein naturnaher Garten nicht unbedingt viel Arbeit macht. „Wenn man der Natur nicht ständig seinen Willen aufzwingt, sondern sie mitsprechen lässt, ergibt sich vieles von selbst“, so die Naturliebhaberin.

Als sie vor Jahrzehnten hier mit ihrer Familie baute, wurde der Garten klassisch gestaltet: englischer Rasen, Schaukel und Sandkasten für die Kinder, Büsche am Rand. „Wir haben auch einen kleinen Swimmingpool für die Kinder gebaut, das Wasser war gechlort. Als sich mit der Zeit der Bedarf änderte, hat sich der in einen Naturteich verwandelt, Und die Kinder und Enkel gehen nach wie vor rein. Hab‘ sogar mal Besuch von einer großen Ringelnatter gehabt. Die hat sich auf dem Sandstein gesonnt. Einmal im Jahr kommt ein Entenpärchen, die machen einen Tag an dem Teich Rast.“

Die Naturisierung des Gartens hat sich Stück für Stück vollzogen. „Die Birke hat sich selbst gepflanzt“, zeigt die Gärtnerin. „Die kann hier bleiben. Der wilde Wein ist im Sommer ein Schattenspender und die Farbenpracht im Herbst ist toll.“

(Foto: ebl)

Die Kräuterspirale hat sie mit Findlingssteinen selbst angelegt. Die Steine fügen sich harmonisch in den Garten ein, bieten Lebensraum für Tiere. Hier wachsen neben Salbei und Zitronenkraut auch Brennnesseln, die andere als Unkraut bekämpfen würden. „Ich liebe Brennnesseln, mache Tee damit und verwende sie in der Suppe. Die efeubewachsene Hauswand blüht, unzählige Insekten summen. Der Garten bietet Nistgelegenheiten für Vögel, Weinbergschnecken und Igel finden einen Rückzugsort, nachts schwirren Fledermäuse schwirren.

(Foto: ebl)

Der Naturgarten ist inzwischen weitgehend ein Selbstläufer, in dem Margarethe Lochner hauptsächlich behutsam zurückschneidet „ Ich kann schneiden, das ist ein Vorteil.“ Für höhere Bäume und die Hauswand holt sie sich Hilfe von einem Gärtner.
Der Strukturreichtum macht den besonderen Reiz des Naturgartens aus. Die Monotonie aus kurz geschorenem Rasen, geharkten Beeten und gepflasterten Wegen ist dagegen schon eine ökologische Schwundstufe. Noch schlimmer sieht die Bilanz für Steingärten aus. Und sie sind keineswegs dauerhaft pflegeleicht. „Am Anfang sahen die Steine sehr schön aus und ich brauchte nur das Laub abzulesen“, sagt ein Gartenbesitzer in Landau, der ungenannt bleiben möchte. „Im Laufe der Zeit wurden die Steine trüb, Schmutz lagerte sich in die Ritzen und heute muss ich regelmäßig jäten.“ (ebl)