Viel Verkehr erfordert Lösungen

Rheinbrückensanierung und die Folgen

Die Sanierung auf der nördlichen Brückenhälfte läuft. (Foto: ebl)

Durchschnittlich 60 Stunden im Jahr steht der Autofahrer hierzulande im Stau. Berufspendler zwischen Karlsruhe und Wörth dürften dieses Jahr auf mehr Staustunden kommen. Denn während der Sanierung der stark befahrenen Rheinbrücke steht nur die halbe Fahrbahn zur Verfügung.

Viele Pendler haben schon immer versucht, längere Staus auf Schleichwegen durch Knielingen auf der rechten und Maximiliansau auf der linken Rheinseite zu umfahren. Seit Sperrung der einen Brückenhälfte Anfang Februar hat sich die Situation verschärft. In den ersten Tagen kam es in den genannten Orten zu albtraumartigen Verkehrsbelastungen. Die Suche nach Abkürzungen ist aus Autofahrersicht ebenso verständlich wie die Reaktion der Kommunen zum Schutz der Wohnbevölkerung.

Im Karlsruher Stadtteil Knielingen wird mit Straßensperren, temporären Einbahnstraßen und Kontrollmaßnahmen dem Verkehrschaos entgegengewirkt.

In Maximiliansau wird am südlichen Ortseingang das seit Jahren zwischen 6 und 8.30 Uhr bestehende Durchfahrtsverbot stärker kontrolliert. Unberechtigte Fahrer werden auf einem provisorisch eingerichteten Kreisel zum Wenden veranlasst und in Richtung Hagenbach zurückgeschickt. Die Kontrollen werden durch die Polizei durchgeführt, das städtische Ordnungsamt unterstützt dabei. „Nach anderthalbwöchiger intensiver Kontrolle haben wir die Intervalle wieder verlängert, da etliche Verkehrsteilnehmer realisiert haben, dass es uns ernst ist. Allerdings: Ohne Kontrollen würde die vorherige Situation absehbar wieder eintreten“, so Wörths Bürgermeister Dr. Dennis Nitsche (SPD). Am Kreisverkehr Pfortzer Str./Cany-Barville-Str. wird voraussichtlich Mitte April eine automatische Schrankenanlage die Kontrollen ersetzen. Eine zweite Schrankenanlage an der nördlichen Ortszufahrt über die Kreuzung Maximilianstraße/Eisenbahnstraße (Gaststätte „Vater Rhein“) wird voraussichtlich im Oktober errichtet werden. Die Lösung ist ein lokalpolitischer Zankapfel. „Wir haben frühzeitig auf die Verkehrsprobleme hingewiesen. Jetzt liegt das Kind im Brunnen und wir haben kein Interesse, den nächsten verpfuschten Kreisel an einem Ortseingang von uns ‚bewundern‘ zu müssen“, kritisiert Egon Förster von der CDU Maximiliansau.

Zweite Rheinbrücke oder Ersatzbrücke?

Berufsverkehr auf der halben Brücke. (Foto: ebl)

Auch nach Sanierung der Brücke bleibt diese ein Engpass. Die Rheinbrücke muss heute mit 80.000 Fahrzeugen täglich schon mehr als doppelt so viel Verkehr verkraften, wie die Erbauer 1966 als Maximum vorausberechnet haben. Entlastung könnte eine zweite Brücke bringen, 1,4 Kilometer nördlich der heutigen. Der Planfestsetzungsbeschluss ist ergangen. Die Stadt Karlsruhe hat 2018 dagegen Klage eingereicht, weil sie Alternativen nicht ausreichend geprüft sieht und der Flächenverbrauch zu hoch sei. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) klagt, weil Natur- und Umweltschutzbelange gefährdet seien.
Die Klage des BUND wird durch zahlreiche Mitglieder des Aktionsbündnisses „Pro Ersatzbrücke Maxau“ unterstützt. Das Aktionsbündnis streitet für eine moderne, leistungsfähige Straßenbrücke an Stelle der alten als Alternative für eine zweite Rheinbrücke. Inwiefern diese Ziele weiter verfolgt werden, hängt vom Ausgang der Gerichtsverfahren und vom Ergebnis der gegenwärtig durchgeführten Sanierungsarbeiten ab, so die Einschätzung von Rechtsanwalt Herbert Böllinger, Mitglied des Aktionsbündnisses. Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim wird wahrscheinlich 2020 über die Klagen entscheiden. (ebl)