Südpfalz. Der nächste Winter wird hart. Zur Energiewende, die schon gewaltige Anstrengungen erfordert, kommt als Folge des Ukraine-Krieges eine Energiekrise. Die Gasversorgung hängt am seidenen Faden, der Heizölpreis hat sich verdoppelt, auch Kraftstoff ist empfindlich teurer geworden.

Mittelfristig ist die Umstellung auf erneuerbare Wärmeerzeugung und Mobilität die Lösung. Aber jetzt geht es erst einmal darum, die nächsten Monate zu überstehen. In der Aufforderung zum Energieeinsparen sind sich Experten und Politiker einig. 

„Die Kommunen, unsere Wirtschaft, alle Bürgerinnen und Bürger, wir alle sitzen in einem Boot. Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung werden wir die Folgen der drohenden Energiemangellage abfedern können“, konstatiert Dr. Fritz Brechtel, Landrat des Kreises Germersheim.

„Der rheinland-pfälzische Städtetag hat sich schon intensiv mit dem Thema beschäftigt“, informierte Landaus scheidender Oberbürgermeister Thomas Hirsch, zugleich stellvertretender Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Städtetags, bei einem Pressegespräch am 9. August in Landau. Gemeinsam mit Städtetagsgeschäftsführer Michael Mätzig verwies OB Hirsch auf das Ziel von 15 Prozent Energieeinsparung, das die kommunalen Spitzenverbände – neben dem Städtetag der Landkreistag und der Gemeinde- und Städtebund – im Schulterschluss mit dem Land Rheinland-Pfalz mittragen. „Wenn wir mit den 15 Prozent nicht hinkommen, werden wir in einer Situation sein, dass es an irgendeiner Stelle bei der Energieversorgung nicht reicht“, so Hirsch.

Alle Energieeinspar-Potentiale müssen ausgeschöpft werden. Schwierig wird es, wenn über konkrete Maßnahmen gesprochen wird: Inwieweit können wir auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten? Wie stark kann die Zimmertemperatur in Dienstgebäuden und Schulen abgesenkt werden? Dürfen die Duschen in Turnhallen kalt bleiben? „Da wird es Aufschreie geben“, erwartet OB Hirsch. Für die Stadt Landau kündigt er an, dass aktuell nicht geplant sei, Feste und andere Veranstaltungen abzusagen. 

Damit kein Flickenteppich von lokalen Regelungen wie in der Anfangszeit von Corona entsteht, sollten Bund, Land und Kommunen in der Krise geeint auftreten. Die Herausforderungen sollten der Bevölkerung frühzeitig und nicht erst in der Heizperiode vermittelt werden. Der gesellschaftliche Zusammenhalt müsse gewahrt, Solidarität gelebt und soziale Verwerfungen durch gezielte Hilfen vermieden werden.

Der Landauer Energieversorger EnergieSüdwest AG gewinnt den Strom dezentral mit Hilfe erneuerbarer Energieanlagen wie Windräder und Photovoltaikanlagen. „Bilanziell reicht die von uns dadurch erzeugte Strommenge aus, um all unsere Haushaltskundinnen und -kunden in und um Landau mit grünem Strom zu beliefern“, so Pressesprecherin Ricarda Bodenseh.

Zwei Drittel der in Privathaushalten verbrauchten Energie entfallen auf das Heizen. Bis zu 15 Prozent der Energiekosten können nach EnergieSüdwest zu Hause eingespart werden, wenn die Heizungsanlage nicht nur regelmäßig gewartet, sondern auch optimiert wird. Runterschalten lohnt sich. Senkt man die Raumtemperatur um ein Grad, lassen sich rund sechs Prozent Heizkosten einsparen. 

Nachts ganz abdrehen, ist aber kontraproduktiv: Dann kühlen die Räume zu stark aus und müssen am nächsten Morgen mit viel zusätzlicher Energie wieder aufgeheizt werden. Außerdem drohen Feuchte-, Frost- oder Schimmelschäden. 

Weitere Hinweise kommen von den Pfalzwerken: 28 Prozent der Stromkosten im Haushalt gehen aufs Konto von TV und anderen Unterhaltungsmedien. Wäschetrockner verbrauchen doppelt so viel Energie wie das Waschen selbst. Lichtquellen liegen auf Platz 3 der größten Stromverbraucher. Spätestens jetzt sollten die allerletzten Glühlampen aus dem Haushalt verbannt und Energiesparlampen oder – noch sparsamer – LED-Lampen eingewechselt werden. Vor 20 Jahren waren Kühl- und Gefriergeräte noch die größten Stromfresser. Doch inzwischen hat sich deren Stromverbrauch aufgrund ausgereifter Technik fast halbiert. Wie bei allen anderen Haushaltsgeräten lohnt sich auch hier ein Blick auf das Energielabel. (ebl)