Steckbrief

Joey Kelly

1972 geboren als José Maria Kelly in Gamonal, Spanien

1974 bis 1994 Mitglied der legendären Familien-Band „The Kelly Family“, damals als Straßenmusiker in Europa und Nordamerika unterwegs

1994 kommerzieller Durchbruch „The Kelly Family“

Seit 2000 vor allem Profi- und Ausdauersport sowie Teilnehmer an Spaßwettbewerben (z.B. Wok-WM)

Seit 2005 verheiratet mit der professionelle Tänzerin Tanja Niethen. Das Paar hat zwei Söhne und eine Tochter.

Teilnehmer an 43 Marathonläufen, über 100 Triathlons und acht Ironman Wettkämpfe – Weltrekord!


 

Sie sind Musiker, Ausdauersportler, Unternehmer, Buchautor, Familienvater und vieles mehr. Wie schafft man das alles, woher nehmen Sie Ihre Energie? 

Joey Kelly: Ich habe schon immer – mein Leben lang – gerne hart gearbeitet. Ich tue das, was mir Spaß macht und gefällt. Ich habe einfach meine Berufung gefunden. Deswegen ist das alles gar nicht so anstrengend. Wenn man das tut, was man liebt, dann ist alles viel einfacher. 

Was lieben Sie denn besonders am Ausdauersport? Hätten Fußball, Handball oder Golf nicht ausgereicht?

Joey Kelly: Den Ausdauersport habe ich vor über 20 Jahren für mich entdeckt, in der Zeit, als wir mit der Kelly Family sehr erfolgreich unterwegs waren. Das war ein optimales Ventil und klasse Ausgleich. Die Leidenschaft dafür brennt bis heute. Ich verbinde es mit den Themen Abenteuer, Reisen und Kulturen. Ich komme gerade aus Costa Rica, das war mein erstes Mal dort, und es war einfach atemberaubend. Jetzt freue ich mich auf den Nordpolmarathon im Frühling und im Sommer geht’s dann von München nach Venedig, etwa 500 Kilometer! Dieses Jahr bin ich von Berlin nach Peking gefahren: insgesamt zehn Länder, darunter einige Ecken, die ich noch nicht kannte. Das war traumhaft.

Sie sind quasi als richtiger Weltenbummler unterwegs. Gibt es denn noch Länder, die Sie unbedingt sehen wollen?

Joey Kelly: Ja, das ist definitiv der Fall. Es fehlt noch einiges in Mittelamerika, zum Beispiel Mexiko, Panama, Nicaragua, Uruguay…, aber übernächstes Jahr fahre ich von Alaska nach Feuerland. Die komplette Panamericana: 20.000 Kilometer, 15 Länder. Ich starte mit einem alten VW-Bus, einem 15 Jahre alten T1. In Alaska geht es los, komplett ohne Geld und ohne Sprit. Die Challenge wird sein, diese 20.000 Kilometer dann zu schaffen.

Joey Kellys erster Deutschlandlauf 2010 von Wilhelmshaven bis zur Zugspitze. (Foto: Thomas Stachelhaus)

Sie sagten, der Sport wäre ein Ausgleich für Sie und Ihre Arbeit. Aber Sie sind ja ständig im Training und viel unterwegs. Brauchen Sie nicht irgendwann einen Ausgleich zum Sport? 

Joey Kelly: Nein, nicht wirklich. Allerdings habe ich auch noch ein weiteres Hobby: Ich sammle gerne alte Autos, die ich dann repariere und auch tausche. 

Kleine Modellautos?

Joey Kelly: Nein, nein, richtige Autos. Allerdings keine teuren Luxuswagen oder so, sondern bezahlbare Autos. Eine Ente, ein Käfer, ein alter Fiat Panda (lacht). Also Autos, die man sich früher leisten konnte, Autos mit Charme, Autos, mit denen unsere Eltern uns als Kinder herumgefahren haben. Diese Autos haben Emotionen und Seele. Ich kaufe die dann total vergammelt und restauriere sie. Das ist auch eine Leidenschaft, die mir Spaß macht. Ansonsten ist der Sport ein Hobby, welches zur Berufung wurde, mir bis heute viel Freude macht und keinen Ausgleich braucht.

Ihr Sohn Luke Kelly kann mit seinen 19 Jahren auch schon viele sportliche Erfolge vorweisen. Tritt er in Ihre Fußstapfen?

Joey Kelly: Der macht sein eigenes Ding. Er ist Ausdauersportler und aktiv im Verein, ich bin aber nicht sein Trainer. Er hat seinen Vereinstrainer und das ist vernünftiger. Der Luke läuft Deutsche Meisterschaften in verschiedenen Distanzen; alles eher Leichtathletik bzw. Kurzdistanz. Er hat schon eine ganze Reihe an verschiedenen Sachen gemacht und bereits viel Erfahrung, gleichzeitig geht er jetzt Richtung Abitur. Es ist einfach großartig, wenn du ein Kind hast, das für die gleiche Sache brennt wie du selbst. Aber dennoch: es ist seine Sache und er muss dafür trainieren. Trotzdem macht es riesen Spaß, Dinge gemeinsam zu erleben. Zum Beispiel die Bulli-Geschichte – dazu kommt jetzt auch ein Buch raus. Vater und Sohn, ohne Geld, von Berlin nach Peking, 13.000 Kilometer, vier Wochen haben wir gemeinsam in dem Auto gelebt und mussten kämpfen, beispielsweise um uns Essen zu beschaffen… es war einfach fantastisch und bindet total. Ich habe ihn auch gefragt, ob er Lust hätte, mit mir Alaska-Feuerland zu machen, und er sagte: „Sofort!“. Er reist selbst gerne und hat schon viel gesehen für sein Alter. Er begleitet mich, seitdem er 12 ist, aber ein richtig starker Sportler ist er etwa seit zwei oder drei Jahren. Ich bewundere ihn, denn er hat eine unwahrscheinliche Motivation. 

Es spielt sicher eine große Rolle, dass Sie Vater geblieben und nicht sein Trainer geworden sind. Haben Sie Ihrem Sohn denn einen besonderen Ratschlag an die Hand gegeben bzw. was raten Sie generell jungen, engagierten Sportlern? 

Joey Kelly: Ich kann nur empfehlen, sowohl für junge als auch erwachsene Sportler: In jedem Fall hilft das richtige Umfeld. Zum Beispiel ist ein Verein eine geniale Sache, denn du hast Leute, die die Leidenschaft mit dir teilen. 

Sie sind auch sozial sehr engagiert. Was treibt Sie an und wofür engagieren Sie sich besonders?

Joey Kelly: Wenn man das Glück hat, in der Öffentlichkeit zu arbeiten, sehe ich es als meine Verantwortung, auch soziale Projekte zu unterstützen. Seit 15 Jahren findet der RTL-Spendenmarathon statt, und ich werde auch dieses Jahr wieder teilnehmen. Das ist ein 24-Stunden-Spendenlauf und viele Firmen, mit denen ich arbeite, spenden dann Gelder. Dann gibt es noch die José Carreras Leukämie-Stiftung, die wir auch unterstützen. Das sind zwei echte Großprojekte, an denen ich mich schon lange beteilige, aber natürlich gibt es noch mehr. Ich finde, es gehört sich einfach, sich für den guten Zweck zu engagieren. Es ist viel einfacher für mich, Gelder zu sammeln, als für jemanden, der nicht in der Öffentlichkeit unterwegs ist. Deswegen setze ich mich dafür ein. Ich möchte nicht behaupten, dass ich irgendwas Besonderes mache, ich mache nur meine Pflicht. 

Gehört die Öffentlichkeit zu Ihrem Leben dazu und könnten Sie sich vorstellen, jemals nicht mehr in der Öffentlichkeit zu stehen?

Joey Kelly: Ehrlich gesagt: nein. Wenn ich Musik machen möchte und davon leben will, dann gehört das zu der Öffentlichkeit. Ich habe aber auch überhaupt keine Berührungsängste. Ich kann hier und heute mit Leuten reden, Autogrammstunden machen, mich unterhalten, wenn mich jemand auf der Straße anspricht. Es ist kein Problem für mich und ich sehe da keine Einschränkungen in meinem Privatleben. Ich brauche niemanden, der mich beschützen müsste oder so etwas. Ich bin zwar in der Öffentlichkeit bekannt, aber nicht so cool oder sexy und das ist okay für mich (lacht). Wenn jemand was von mir will, dann kann er mit mir sprechen. Ich bin offen und dankbar.

Stefanie Müller im Gespräch mit Joey Kelly. (Foto: privat)

Das neue Album der Kelly Family „25 years later“ ist erst kürzlich erschienen. In Richtung Musik hatten Sie schon länger nichts mehr gemacht, wie kam es also dazu?

Joey Kelly: Also, die Kelly Family hat im Mai 2017 mit den ersten Konzerten wieder angefangen. Es gab den Comeback-Versuch, der auch gelungen ist. Ich selbst hätte nicht gedacht, dass es so gut funktioniert: In der letzten Tour waren es etwa 60 Termine, und es war alles komplett ausverkauft. Die Platte ist von null auf eins gegangen! Die Platte, die wir jetzt rausgebracht haben, ist ab den nächsten Tagen auf Platz zwei… es ist einfach nur verrückt und toll. Ich habe viele Jahre in der Richtung nichts gemacht, war aber natürlich sofort mit dabei. Wir haben es geschafft, viele Geschwister der Kelly Family wieder zusammen zu bringen, sodass wir dies alles auf die Beine stellen konnten und das ist – nach all den Jahren – wirklich unglaublich. Eine Solo-Karriere wäre aber nie in Frage für mich gekommen, doch zusammen mit der Familie: auf jeden Fall! 

Eine Frage, die mich persönlich interessiert: Es ist Erkältungszeit und mich hat es auch erwischt. Was machen Sie, um Erkältungen vorzubeugen oder zu bekämpfen? Haben Sie Tipps?

Joey Kelly: Ich bin, Gott sei Dank, sehr, sehr selten krank. Deswegen habe ich wohl keine optimalen Tipps, da ich das Problem so gut wie nie habe. Aber was wohl jeder weiß: frische Luft, spazieren gehen, sich halbwegs gesund ernähren und Sport. Ich denke, durch Sport stärkt man sein Immunsystem und schafft einen Ausgleich im Körper. Außerdem hat man dann ein besseres Körpergefühl und merkt frühzeitig, ob man vielleicht angeschlagen ist. Wenn ich das spüre, ziehe ich mich zum Beispiel wärmer an, gehe früher schlafen oder esse dann mehr Obst und Gemüse. Also einfach den Körper stärken. (stm)