„Es klappt! Es klappt! Es klappt!“, Elli ist ganz euphorisch, als sie die E-Mail von Uli Fischer öffnet. Uli Fischer gehört zum Management-Team von Barack Obama* und bestätigt in der E-Mail den gewünschten Interviewtermin im Februar. Elli klickt voller Elan auf den „Antworten“-Button und beginnt zu tippen: Sehr geehrt-… …

„So ein Mist! Uli! Wer unterschreibt denn seine E-Mails mit so einem Namen? Wie heißen Sie denn nun? Ulrich, Ulrike – das kann ich doch nicht riechen! Paula, hilf mir mal! Was soll ich denn schreiben? Ist Uli eine Frau oder ein Mann?“, ruft Elli ins Büro nebenan.
„Uli? Mein Nachbar heißt so. Der ist auf jeden Fall männlich. Hilft dir das weiter?“, antwortet Paula. Günther mischt sich ein: „Aber meine Tante heißt auch Uli. Und so weit ich das beurteilen kann, ist sie weiblich.“

„Na toll“, denkt sich Elli und beschließt, die E-Mail erst später zu beantworten. Stattdessen beginnt sie zu recherchieren. Auf der Webseite der Managementagentur wird sie fündig: Es gibt eine „Über uns“-Seite, auf der alle Mitarbeiter aufgelistet sind. Es sind ganz schön viele – klar, bei so berühmten Namen, die da gemanagt werden.

Allein für Dieter Bohlen gibt es fünf verschiedene Ansprechpartner, drei Frauen, zwei Männer. Das sieht man, weil zu jedem Namen auch ein Bildchen hinterlegt ist. Außerdem heißen sie Claudia, Brigitte, Julia, Thomas und Paul. Eindeutig. Elli scrollt weiter. Da! Endlich kommt sie zu Barack Obama. Auch um ihn kümmern sich fünf Personen. … „Das darf doch nicht wahr sein!“, Elli schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Fünf Ansprechpartner, vier Bilder. Uli hat keins.

Ihr Blick fällt auf die Telefonnummer. Sie greift zum Hörer und wählt. Es klingelt, es knarzt kurz, dann hört sie eine Stimme: „XYZ Management Berlin, mein Name ist Alexandra Schwarz, was kann ich für Sie tun?“

Damit hat Elli nicht gerechnet, sie stottert: „Ähm, Ihr … Ihre …“ – an dieser Stelle beschließt sie, zu nuscheln – „… Klleg‘n hat mir vorhin eine E-Mail wegen des Interviews mit Barack Obama geschrieben.“

„Ah! Ja, ich weiß Bescheid, Uli ist gerade nicht am Platz, aber ich kann bestimmt auch helfen“, meint Frau Schwarz. Elli verdreht die Augen, atmet einmal tief durch und entgegnet: „Sehr schön. Ich wollte den Termin eigentlich nur nochmal bestätigen und nachfragen, wie viel Zeit Herr Obama für uns eingeplant hat.“ „Wir haben eine Stunde für das Interview veranschlagt, ist das in Ordnung?“, sagt Frau Schwarz. „Danke, ja. Das ist perfekt.“ Das Gespräch ist beendet und Elli ist so schlau wie vorher.

Günther hat das Telefonat heimlich belauscht und steht jetzt grinsend neben Ellis Schreibtisch. „Genderneutrale Anreden – das wär mal eine sinnvolle Erfindung, oder? ‚Sehr geehrtes Individuum Fischer‘ …“

*Name aus Datenschutzgründen geändert.