Wörth. Die Weihnachtszeit steht für viele ganz im Zeichen der Familie und engen Freunde. Das macht es für diejenigen, die niemanden mehr haben, oft umso schwerer durch diese Zeit zu kommen. Sich genau um diese Personen zu kümmern und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, ist das Ziel der Aktion „Briefe gegen Einsamkeit“. Ursprünglich ins Leben gerufen wurde sie kurz nach Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 – als die Menschen in Altersheimen über Wochen und Monate keinen Besuch empfangen konnten. 

Bereits an Weihnachten 2020 setzte Max Decker, Deutschlehrer am Europa-Gymnasium Wörth, mit einer Klasse die Idee um – mit großem Erfolg. „Die Rückmeldungen und Erfahrungen waren so berührend, dass wir in diesem Jahr alle 5. und 6. Klassen mit einbezogen haben.“ Mit ein wenig Anleitung und Inspiration für Themen, haben die Schüler:innen so einen ganzen Sack voll Briefe geschrieben und gestaltet – gerichtet an Senior:innen aus der Region. Sie erzählen darin beispielsweise über ihre Pläne für die Feiertage und berichten von ihrem Schulalltag. „Viele kreative Schüler:innen haben den unbekannten Personen auch Rätsel oder Kreuzworträtsel erstellt, um ihnen eine Freude zu bereiten und sie zum Nachdenken anzuregen“, berichtet Max Decker. Das Wichtigste war allerdings das Interesse an den (unbekannten) Empfänger:innen und die Erkenntnis, dass es auch eine zentrale Gemeinsamkeit auf allen Seiten gibt, da alle nun schon den zweiten Winter Kontakte reduzieren, was auch zu Einsamkeit führen kann.   

Mit Hilfe von Angelika Drodofsky, die Gemeindeschwester Plus der Verbandsgemeinden Hagenbach, Kandel und Wörth, gelang es, die Briefe der Kinder an 140 Personen zu verteilen, die sie betreut.Obwohl die Angabe von Namen und Adressen freiwillig war, entschied sich die deutliche Mehrheit dazu, diese in den Brief zu schreiben. Bereits am Tag der Briefübergabe, erhielt die Gemeindeschwester einige erfreute Anrufe. Bis heute haben bereits viele Schüler:innen Briefantworten erhalten und auch bereits wieder zurückgeschrieben. 

Insgesamt kam die Aktion sehr gut an. So berichtet Lennard Frohn: „Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich am 23. Dezember einen Anruf meiner Oma erhalten habe. Wie durch Zufall hat sie einen der Briefe erhalten und dieser war auch noch ausgerechnet von mir. Als sie mir das erzählt hat, mussten wir beide lachen und sie hat mir dann am Telefon die Fragen beantwortet und mir gesagt, dass sie sich sehr darüber gefreut hat.“ Leonisa Aliu erzählt: „Bereits nach einigen Tagen habe ich einen Antwortbrief von Uschi erhalten. Sie hat mir sehr ausführlich erzählt, was in ihrem Leben bisher passiert ist und wie sie in die Pfalz gekommen ist. Vorher hat sie viele Jahre in Hawaii und in Australien gelebt und sich dann in einen Pfälzer verliebt.“ 

„Meine Brieffreundin hat mir bereits kurz nach Weihnachten geschrieben und über ihr Weihnachtsfest erzählt“, berichtet Lotta Jäger, „Außerdem auch viel über ihren Sohn. Natürlich habe ich darauf auch gleich wieder geantwortet und mittlerweile ist daraus eine richtige Brieffreundschaft geworden. Besonders gefreut hat mich, dass sie mir selbst Socken gestrickt hat, die sie mir per Post zukommen ließ.“ (hea/red)