Hayna. „Gemeinschaft ist nicht die Summe von Interessen, sondern die Summe an Hingabe“ sagte eins der franzözische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery. In großen Lettern prangt das Zitat auf der Internetseite der Bürgerstiftung Hayna – und über der Stiftung selbst, quasi als Bestrebung, Zielsetzung und Motivation zugleich.

Vor ziemlich genau zwei Jahren gründete sich die Stiftung unter dem administrativen Dach der Bürgerstiftung Pfalz. Ideengeber waren die heutigen Vorstandsmitglieder Viktoria Satter und Johannes Hirsch. Sie entwarfen ein Schoppenglas aus der beliebten Produktlinie „I love Hääne“. Nicht nur das Glas – „ das ging weg wie warme Semmeln“, auch die vielen anderen Projekte und Ideen der Stiftungsmitglieder finden in der Haynaer Bevölkerung großen Zuspruch. Ein aktuelles „Mammutprojekt“ der Stiftung, das gemeinsam mit Architekturstudenten der Universität Karlsruhe angegangen wird, lässt sich am besten mit dem Begriff „Tabakscheune 2.0.“ beschreiben. Was genau hinter diesem Projekt steckt und welche anderen Ideen und Initiativen auf der Agenda der Stiftung stehen, hat uns Veronika Satter erzählt.

Plattform für Bürger. (Foto: privat)

„Was genau macht die Bürgerstiftung Hayna“, möchte ich von Viktoria Satter wissen. Sie selbst ist eines von sechs Vorstandsmitgliedern der Stiftung. „Ganz konkret wollen wir gelebte Nachbarschaftshilfe stärken und den Bürgern eine Plattform für ehrenamtliches Engagement bieten“, fasst Satter zusammen. „Zudem wollen wir unsere Produktlinie ‚I love Hääne‘ weiter ausbauen und – ganz aktuell – wollen wir eine Tabakscheune in einen Kulturraum umwandeln“, lacht die junge Frau. Dieses „Mammutprojekt“, wie Satter es beschreibt, wird zurzeit gemeinsam mit Architekturstudenten der Universität Karlsruhe bearbeitet. Gemeinsam mit den Studenten und der Haynaern wurden Ideen für die nachhaltige Nutzung der leerstehenden Tabakscheunen in Hayna gesammelt und diskutiert. In einem Bürgerworkshop kristallisierten sich die Wünsche der Einheimischen heraus: Tabakscheunen könnten einen Ort für kulturelle Veranstaltungen wie Theateraufführungen bieten oder aber als Mehrgenerationen-Häuser genutzt werden. Mit diesen Wünschen und Ideen im Gepäck haben sich 17 Studenten an den Modellbau gemacht. Anfang August stellen sie ihre Modelle dann der Öffentlichkeit vor.

Leerstehende Tabakscheunen oder -schuppen gibt es in Hayna zahlreich. Von der Straße aus sieht der Betrachter ein giebelständiges Fachwerkhaus, dahinter erstreckt sich ein langgezogener schmaler Hof, an dessen Ende meist ein hölzerner Tabakschuppen steht. In keinem anderen Ort in Deutschland findet man so viele gut erhaltene Tabakschuppen. „Viele Bürger sind im Besitz einer solchen Tabakscheune, wissen aber nicht, was sie damit machen sollen. In Hayna wird ja heute kein Tabak mehr angebaut“, erzählt Satter. „Wenn sich wirklich eine Idee der Studenten in die Realität umsetzen lässt, wird es ein neues Mammutprojekt geben.“

„I love Hääne“ (Foto: pdp)

An Arbeit und Projekten fehlt es den Mitgliedern der Bürgerstiftung aber keineswegs. „Z. B. entwickeln wir unsere Produktlinie I love Hääne stetig weiter, jetzt gibt es sogar Weingläser mit unserem Logo. Wir kümmern uns zudem um das Dorfmarketing, renovieren in Eigenleistung einen alten Viehstall, der bald als Treffpunkt der Bürgerstiftung dienen soll, und wir sind in Vorbereitungen für den diesjährigen Weihnachtsschobb“, zählt Satter auf. Bei dem Weihnachtsschobb wird Musik gespielt und Kinder und ihre Familien können an einer großen Tafel bei Waffeln und Getränken Weihnachtsgeschenke basteln und verpacken.

All diese Projekte stemmt Veronika Satter neben ihrem eigentlichen Beruf als Marketingmitarbeiterin bei Hornbach. „Momentan ist es wirklich viel, aber es macht auch riesig Spaß, Projekte wachsen zu sehen.“ In welchem Bereich man sich bei der Stiftung einbringen und wie viel Zeit man dafür opfern möchte, bleibt einem jeden selbst überlassen: „Die Bürgerstiftung Hayna ist eine lockere Gemeinschaft und sie lebt von einer offenen Struktur. Alle Interessierten können sich dauerhaft ehrenamtlich oder auch nur projektbezogen in Veranstaltungen und Initiativen einbringen.

Aber nicht nur eigene Projekte und Initiativen werden von der Stiftung umgesetzt – sie fungiert auch als unterstützendes Dach. So wie bei dem Projekt „Bücherschrank“, das vor Kurzem in Hayna umgesetzt wurde. Die Tatsache, dass es seit über fünf Jahren keine Bücherei mehr in Hayna gibt, haben vier Frauen aus dem Ort zum Anlass genommen, die Bürgerstiftung um Unterstützung bei der Umsetzung eines Bücherschranks auf dem Haynaer Dorfplatz zu bitten. Die Beschaffung der finanziellen Mittel sowie die Kommunikation hat dabei der Vorstand der Bürgerstiftung übernommen, die vier Frauen kümmerten sich um den Standort, das Aussehen und den Inhalt des Bücherschranks.

Der Bücherschrank ist ein Paradebeispiel für die Idee, die hinter der 2016 ins Leben gerufenen Stiftung steht: Hand in Hand, von Bürgern für Bürger. „Wir bieten eine Plattform, auf der die Haynaer ihre Ideen verwirklichen können“, sagt Veronika Satter, nicht ohne Stolz in der Stimme.

Bücherschrank, Tabakscheune, Weihnachtsschobb – all diese Projekte, und die, die da noch kommen werden, zeigen, dass die von Antoine de Saint-Exupery eingangs zitierte Tugend von Gemeinschaft und Hingabe, in Hayna und der ganzen Pfalz lebendig ist. (pdp)