Wie gut kommt man eigentlich durch die Südpfalz, wenn man auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist? Diese Frage habe stelle ich mir eigentlich schon länger und – wie wahrscheinlich die meisten von Ihnen auch – eigentlich würde ich gerne öfter aufs Auto verzichten. Nun ist es aber leider so, dass Autofahren in den meisten Fällen (zumindest auf dem Land) einfach doch ein ganz kleines bisschen bequemer ist als Rad, Bus und Bahn. Und das macht es schwer, den inneren Schweinehund zu überwinden. Außerdem hat der ÖPNV bei uns nicht gerade den Ruf, besonders engmaschig zu sein. Weil das alles aber nur Ausreden, aber keine echten Gründe sind, wollte ich nun der Sache doch auf den Grund gehen und habe einen Tag lang mein Auto stehen lassen. Zwei wichtige Pflichttermine musste ich dabei auf jeden Fall einhalten, weitere Orte habe ich mir durch unsere Leser auf Instagram vorschlagen lassen – und versucht, möglichst viele davon abzuhaken. Eins vorweg: Bis auf Bienwaldmühle habe ich alle erreicht, bzw. hätte sie erreichen können– wenn die Zeit nicht zu knapp geworden wäre: Hergersweiler, Rheinzabern, Hagenbach, Herxheim, Queichheim etc. Trotzdem fällt mein Fazit eher gemischt aus.

Die ersten Steine werden mir nämlich schon lange vor der „Abreise“ in den Weg gelegt, als ich mir vorher übers Internet einen groben Fahrplan zurechtlegen will. Wo finde ich eigentlich alle Verbindungen übersichtlich zusammengefasst? Zum Glück gibt es die Sozialen Medien, wo mir jemand den Tipp gibt, die App „Öffis“ zu nutzen. Der DB-Navigator würde auch funktionieren – aber der ist nicht ganz so übersichtlich. Und welche Fahrkarte(n) brauche ich eigentlich? Da ich ja einige Strecken kreuz und quer durch die Südpfalz zurücklegen möchte, erscheint mir ein Tagesticket am sinnvollsten. Ich hake es in meinem Kopf ab, was mir am nächsten Morgen vor dem Fahrkartenautomaten zum Verhängnis wird: Tagestickets werden nur sehr versteckt angeboten, man muss sich zwischen verschiedenen Verkehrsverbünden und Preisklassen entscheiden, ohne dass irgendwo die Unterschiede erläutert werden. Zum Glück habe ich mein Smartphone dabei und habe noch zehn Minuten Zeit – dadurch habe ich die Möglichkeit, etwas ausführlicher zu recherchieren. Am Ende kaufe ich ein Tagesticket für drei Waben der KVV für 6,60 Euro. Über den Preis bin ich positiv überrascht.

Im Zug komme ich mit Pendlern ins Gespräch, die für ihre Strecke aus der Pfalz nach Karlsruhe Jahrestickets nutzen. Auch da gibt es verschiedene Modelle: Manche darf man nur auf dieser einen Strecke nutzen, andere im gesamten Gebiet des Verkehrsverbunds, wieder andere sind an Waben gebunden etc. – es ist nicht ganz einfach, sich da zurechtzufinden. Und besonders günstig ist es auch nicht. Je nach Tarif ist Bahnfahren ca. 30 Prozent günstiger als die Tankfüllungen fürs Auto. Wenn man das Ticket nicht täglich nutzt, lohnt es sich schon weniger. Ein großer Vorteil ist dabei natürlich, dass man den vielen Autofahrern, die vor der Rheinbrücke im Stau stehen, entspannt zuwinken kann, während man dabei sogar auch noch produktiv ist: Am Laptop arbeiten, ein Buch lesen, mit den Kollegen austauschen. Das geht im Auto natürlich nicht. Dafür ist man aber auch weniger flexibel: Auf dem Heimweg noch schnell den Großeinkauf erledigen oder ein spontaner Besuch bei der Tante gestaltet sich z.B. schwierig – vor allem, wenn der Wohnort nur ein Mal pro Stunde angefahren wird.

Ich erreiche meine Termine pünktlich, muss dafür aber aus Zeitgründen Bellheim und Germersheim aus meiner Liste streichen und zwischendurch auch einige Laufwege in Kauf nehmen. Für Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind, wäre das sehr schwierig geworden.
Im Bus von Bad Bergzabern über Vollmersweiler und Freckenfeld komme ich mit einer Dame aus Dierbach ins Gespräch. Sie erzählt mir, dass sie kein Auto besitzt und deswegen sehr oft mit dem Bus unterwegs ist. Das funktioniere ganz gut, vorausgesetzt man plane gut vor! Am Wochenende und über die Mittagszeit sei man allerdings aufgeschmissen: „Da bin ich dann auf freundliche Nachbarn angewiesen, die mich mitnehmen oder ich rufe eben doch ein Taxi. Aber das ist natürlich viel teurer als der Bus.“

Die größte Herausforderung des Tages – nach dem Fahrkartenautomaten am Morgen – stellt sich mir am Ende, als ich von Herxheim in den Nachbarort Rohrbach fahren möchte: Das geht nicht direkt, höchstens mit einem Ruftaxi. Dieses kostet aber extra und fährt nur alle paar Stunden. Also muss ich mit dem Bus über Offenbach, Mörlheim und Queichheim erst nach Landau fahren und dort in den Zug umsteigen. Fast eine Stunde brauche ich. Das hätte ich eigentlich fast schneller zu Fuß geschafft. Dafür nutze ich die Gelegenheit und besuche in Landau noch eine Freundin. Obwohl ich keine zehn Minuten bei ihr bin, kostet mich das eine ganze Stunde und das auch nur, weil sie mich mit dem Auto zurück an den Bahnhof fährt. Aber immerhin: Es ist auch ohne Auto möglich, spontan zu sein. (hea)