Luftraumtaxis werden kommen

Rainer von Manteuffel, Geschäftsführer Porsche Zentrum Landau (Graf Hardenberg Sportwagen GmbH)

Herr Manteuffel, was genau haben Sie gelernt?

Rainer von Manteuffel: Das ist eine gute Frage (lacht). Ich habe ganz klassisch angefangen mit einer Berufsausbildung zum Automobilkaufmann in einem kleineren Betrieb. Mein damaliger Chef hatte den Familienbetrieb nach eigener Art geführt. Ich erinnere mich sehr gut an die Zeit. Wir hatten Glasbüros. Der erste Satz, den er zu mir sagte war: „Der nächste, der ins Autohaus kommt, den bedienen Sie.“ Das war mein erster Tag. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, aber es war sehr interessant für mich. Die Liebe zum Automobil habe ich seit meiner Kindheit. Meine Berufsausbildung konnte ich verkürzen, danach habe ich mich für ein Studium an der Bundesschule für Betriebswirtschaft in Calw entschieden. Das war quasi die Kader-Schmiede für die Automobilbranche. Von dort aus bin ich zu einer Partneruniversität in die USA gegangen – nach Florida – dort habe ich den Bachelor mit der Fachrichtung Automotive Marketing und Management gemacht. Das war eine sehr spannende und lehrreiche Zeit. Der US -Markt ist um ein Vielfaches größer als der deutsche Markt. Und die Kaufgewohnheiten der Amerikaner sind völlig anders als unsere.

Haben Sie ein Beispiel?

Rainer von Manteuffel: Ich durfte während meiner Zeit in den USA das weltgrößte Honda-Autohaus besuchen – da erlebt man unglaubliche Sachen. Wenn man sich z.B. für einen Honda Civic in der Farbe Grün mit Automatikgetriebe entscheidet, wird man mit einem Golf-Buggy abgeholt und an riesengroßen Lagern mit knapp eineinhalb Tausend Fahrzeugen vorbeichauffiert und die Fahrt endet dann an Parkplatz 324 auf Ebene zehn und dort steht genau das Fahrzeug, das man sich kurz zuvor ausgesucht hat. Und mit dem fährt man dann auch nach Hause.

Wie kamen Sie zu Porsche?

Rainer von Manteuffel: Das Porsche-Wappen war schon früh bei mir eingebrannt. Nach meiner Zeit in den USA bin ich zur Werksniederlassung von Porsche in Zuffenhausen gegangen. Ich war einer von Deutschlands jüngsten Junior-Verkäufern. Dort war ich sieben Jahr lang, danach war ich viereinhalb Jahre lang in Karlsruhe und habe den Verkauf im Porsche Zentrum geleitet. Zum 1. Januar dieses Jahres habe ich dann die Geschäftsführung hier in Landau übernommen.

Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Auto?

Rainer von Manteuffel: Ein roter VW Jetta. Ein super Auto. Die Heizung war abenteuerlich, sehr heiß (lacht). Ein sehr bodenständiges Fahrzeug, ohne viel Ausstattung – Back to the Routes sozusagen. Das Auto hatte ich aber gar nicht lange, weil ich relativ schnell einen Dienstwagen bekommen habe.

Sie haben aber nicht nur in Amerika berufliche Erfahrungen gesammelt…

Nebenberuflich habe ich während meiner Stuttgarter Zeit ein MBA gemacht – Master of Business Administration. In dieser Zeit durfte ich nach Australien und China reisen und Markterfahrungen sammeln. Das war sehr interessant, weil die Märkte einfach so unterschiedlich sind. Ich musste mich immer auf neue Gegebenheiten und Menschen einstellen – das hat mich sehr geprägt.

Und jetzt sind Sie in der schönen Pfalz gelandet…

Rainer von Manteuffel: Ja, das ist toll. Ich habe das Gebiet ja schon vorher betreut, aber die Fahrwege sind sehr anstrengend geworden, gerade jetzt durch die Rheinbrücken-Sanierung. Das war mit ein Grund dafür, das wir gesagt haben, ein Standort in Landau muss her. An dem Standort in Karlsruhe sind wir an unsere Grenzen gestoßen – im Hinblick auf die Parkplatzsituation und die Servicekapazitäten.

Da haben Sie schon angesprochen, welches die Vorteile am Standort Landau sind…

Rainer von Manteuffel: Der Platz ist ein großer Vorteil, ja. Dafür sind wir sehr dankbar. Ursprünglich hatten wir hier nur ein Gelände anvisiert, weil wir geplant hatten, einen reinen Servicebetrieb zu eröffnen. Nach genauerer Analyse hatte sich dieses Vorhaben aber schnell zerschlagen. Wir haben dann ein zweites Gelände dazu gekauft, um Service und Verkauf anbieten zu können. Ein großer Vorteil des Standorts Landau, vor allem des Standorts am Gewerbegebiet, sind die Fahrwege. Wir sind gut angebunden mit der A65. Man ist von hier aus relativ zügig in Karlsruhe und Mannheim. Auch das Elsass ist nicht weit. Wir sind sehr dankbar, den Standort bekommen zu haben, denn dieser ist entscheidend für unsere Kunden. Der Pfälzer Kunde fährt für einen Radwechsel eher ungern über die Rheinbrücke. Jetzt können die Kunden nach Landau kommen. Und dann haben wir hier im Porschezentrum in Landau einfach unheimlich viel Platz – und wir können die Produktpalette erweitern. Wir bekommen jetzt den rein elektrischen Taycan ins Haus, da freue ich mich drauf. Und da sind wir bei dem Thema Ladeinfrastruktur. Dafür haben wir im Porsche Zentrum Landau sehr gut vorgesorgt. Wir haben auf dem Gelände ein kleines Mini-Kraftwerk – mit dem könnten wir knapp 200 Wohnungen versorgen. Unsere Kunden werden den Taycan hier bei uns innerhalb von 15 Minuten aufladen können und haben dann 400 Kilometer elektrische Reichweite.

Wir sehen Sie die Zukunftsaussichten der Automobilbranche?

Rainer von Manteuffel: Durch den Wandel hin zur Elektromobilität werden sich noch sehr viele Veränderungen ergeben. Das betrifft das Thema Fahrzeugnutzung aber auch das Thema Kundenanforderungen. Wir legen großen Wert darauf, für unsere Kunden zeitsparend zu agieren. Wir bieten Dienstleistungen an, die dem Kunden einen wirklichen Mehrwert bringen. Stichwort Servicequalität. Im Handelbereich sehe ich da unheimlich große Chancen. Auch das Thema Hybridisierung ist sehr spannend. Bis 2021 werden wir sukzessive unser Angebot in den Bereichen Elektromobilität und Hybridisierung weiterhin optimieren. Was das Käuferverhalten angeht, denke ich, dass sich das Volumenverhalten ändern wird. Das Thema Carsharing rückt immer weiter in den Fokus des Kunden. Vor allem in Großstädten wollen immer weniger Menschen Fahrzeuge besitzen, sondern nur nutzen. Direktvertrieb ist ein großes Thema. Tesla zum Beispiel schließt immer mehr Stores und setzt nur auf Direktvertrieb. Ich bin mir jedoch unsicher, ob die Deutschen dafür gemacht sind, 80.000 oder 100.000 Euro eben mal so per Mausklick auszugeben. Ich glaube, davon sind wir noch zu weit entfernt. Und das ist auch nicht das, was unsere Kunden uns widerspiegeln. Die wollen den persönlichen Kontakt und wir wollen da sein als Ansprechpartner und Service bieten. Alles in allem schätze ich die Zukunft der Automobilbranche in Deutschland sehr positiv ein – trotz der Dieselthematik. Der Deutsche liebt sein Auto und daran wird sich so schnell nichts ändern. Ich denke aber, dass sich die Anforderungen an die Mobilität langfristig verändern werden. Nicht umsonst investiert Porsche in ein Unternehmen, das sich mit Luftraumtaxis beschäftigt.

Was halten Sie von den aktuellen Diskussionen zum Thema Schadstoffausstoß?

Rainer von Manteuffel: Das, was bei Volkswagen passiert ist, kann ich gar nicht nachvollziehen. Als Konzernmarke sind auch wir betroffen. Ich finde es sehr traurig, das Abgaswerte bewusst gefälscht wurden. Sprechen wir zum Beispiel über den Zulassungsstopp des Cayenne: Porsche ist mit diesem Thema sensationell umgegangen und hat aktiv mit dem SPIEGEL zusammen versucht, herauszufinden, was genau vorgefallen ist. Man wusste konzernintern schlichtweg nichts von den erhöhten Stickoxidwerten. Porsche ist meiner Meinung nach super mit solchen Krisen umgegangen und hat den Kunden adäquate Lösungen vorgelegt. Man ist so schnell wie möglich in eine Kundenkommunikation gegangen – auch auf das Bundeskraftfahrzeugamt geht Porsche proaktiv zu. Die aktuellen Vorkommnisse haben wieder gezeigt, dass Porsche einfach Porsche ist. Porsche ist eine starke Marke mit ehrlichen Kernwerten. Das begeistert mich nachhaltig.

Ein Thema, das immer wieder heiß diskutiert wird, ist die Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Rainer von Manteuffel: In Bereichen, wo es wirklich um die Fahrsicherheit geht, machen Tempolimits Sinn. Ich bin aber auch der Überzeugung, dass ein flächendeckendes Tempolimit nicht unbedingt zielführend ist – an dieser Stelle muss nämlich ein Schritt weitergedacht werden in Richtung teilautonomes oder autonomes Fahren. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass es erst einmal zu einem Chaos führen würde, wenn Mensch und Maschinen zusammen funktionieren müssten. Die Maschinen halten sich dann an Regelungen, der Mensch nicht unbedingt. Das ist ein Thema, bei dem ich der Meinung bin, dass ein Tempolimit nichts bringen würde – dieses würde im Verkehrsfluss automatisch zu Verschiebungen führen. Mit Blick auf die Zukunft sehe ich in einem flächendeckenden Tempolimit daher keinen Mehrwert. (pdp)