Stefanie Müller hat Mark Forster zum Interview getroffen. (Foto: privat)

Steckbrief

  • Geboren: 11. Januar 1984 in Kaiserslautern, aufgewachsen im pfälzischen Winnweiler.
  • Forsters erste Single „Auf dem Weg“ wurde am 18. Mai 2012 veröffentlicht.
  • Mit „Au revoir“ kam er auf Platz 2 der deutschen Charts und erreichte in Deutschland drei Goldene Schallplatten sowie in der Schweiz Platin-Status.
  • Am 12. Dezember 2014 erschien die zweite Singleauskopplung „Flash mich“ aus dem Album „Bauch und Kopf“.
  • In der Sat.1-Castingshow The Voice Kids wirkt er seit der dritten Staffel im Jahr 2015 als Juror mit.
  • Im Herbst 2016 erschien sein Song „Chöre“. Der Song erreichte die deutschen Top 10, so dass Mark Forster im Jahr 2016 der erfolgreichste deutschsprachige Musiker in den deutschen Charts war.
  • Aktuelle Single: „747“ aus dem Album „Liebe“.

Du bist ja mit deinem vierten Album „Liebe“ unterwegs. Das Wort selbst benutzt du aber relativ wenig in deinen Texten. Wieso hast du dich dafür entschieden, die „Liebe“ als Thema für dein Album zu wählen?

Mark Forster: Für einen deutschen Pop-Sänger-Heini ist bei Worten wie Liebe oder Sehnsucht die Gefahr recht groß, nach Roland Kaiser oder auch Jan Böhmermann zu klingen. Ich schreibe viel über mich und was bei mir los ist – dazu muss eine passende Überschrift gefunden werden, die für die letzten zwei oder zweieinahalb Jahre steht. Doch dieses eine Wort, gibt es meistens gar nicht. Deswegen suche ich immer nach einer Farbe oder einem Gefühl oder einem Vibe. Da hat Liebe einfach gepasst. Aber das heißt nicht, dass auf dem Album nur Liebeslieder drauf sind. Es geht im weitesten Sinne um die Liebe zu mir selbst, zu meiner Familie und zur Vergangenheit.

Hattest du zuerst die Lieder im Kopf und danach kam der Gedanke, diese unter dem Dach der „Liebe“ zusammenzufassen? Oder war es umgekehrt?

Mark Forster: Nein, das kommt immer am Ende. Ich verstehe das Thema auch immer erst, wenn schon zehn oder 20 Lieder geschrieben sind. Auch bei den anderen Alben wusste ich im Vorfeld nicht, was sich daraus entwickeln wird. Ich habe ein Sammelsurium an Worten und Textideen. Die dringlichsten Gedanken schreibe ich direkt auf – am Ende merke ich dann, nach was sich all diese Gedanken anfühlen.

Das heißt, du folgst deinem Gefühl und die Gedanken fließen dann einfach?

Mark Forster: Ja, genau. Alles, was ich versuche zu sehr zu steuern, wird Scheiße (lacht).Immer wenn ich mir vornehme, einen richtig geilen Hit zu machen, zum Beispiel zu den Themen Fußball-Deutschland-Zusammenhalt, dann geht das schief. Das klappt nicht. Ich finde, man sollte immer über ein echtes Gefühl schreiben.

Du hattest ja schon Lieder, welche den Fußball begleitet haben. Hat sich das dann auch erst im Nachhinein ergeben?

Mark Forster: Ja, ich persönlich finde bis heute, dass „Au Revoir“ absolut nichts mit Fußball oder Stadiongefühl zu tun hat. Es geht mehr darum, aus seinem alten Leben abzuhauen und sich in ein neues zu stürzen. Das hat überhaupt nichts mit Fußball zu tun. Ich glaube, es war eher diese Dringlichkeit, die in dem Lied vorkommt und auch zu spüren ist. Das hat irgendetwas bewegt. Und auch, dass Poldi das Lied auf Twitter geteilt hat. (lacht)

Sieben Jahre ist es jetzt her, dass du dich „Auf den Weg“ gemacht hast. Was würdest du heute sagen: Bist du auf dem richtigen Weg und was steht noch an?

Mark Forster: In den letzten sieben Jahren ist bei mir musikalisch super krass viel passiert. Aus meiner Sicht hätte das nicht viel besser laufen können. Stück für Stück hat es sich weiter entwickelt und ich bin sehr glücklich mit dem, was wir auf der Bühne mittlerweile machen. Ich bin auch sehr glücklich mit den Alben, die wir in der Zeit produziert haben. Meine Vorstellung ist, wenn ich alt bin, auf ein Regal voller Alben zu schauen. Im Augenblick stirbt das Albumformat leider ein wenig aus. Unsere Hörgewohnheiten haben sich geändert. Das checke ich auch bei mir, dass ich gar nicht mehr so viele Kapazitäten in meinem Kopf habe, um mir ganze Alben anzuhören. Dafür höre ich mehr unterschiedliche Künstler, aber eben nur ein paar Songs in der Playlist. Da sind wir gerade in einer Umbruchphase. Meine nächste Aufgabe ist es, eine Lösung zu finden, die gleichzeitig immer noch meinen Ansprüchen genügt.

Hast du schon eine Idee, wie die Lösung aussehen könnte?

Mark Forster: Ne, nicht wirklich. Ich schreibe gerade einfach normal weiter, aber wie und in welcher Form man die Ergebnisse dann veröffentlicht, das weiß ich wirklich nicht. Die Frage ist auch, wie viel Zeit man noch verwenden darf, bevor man etwas Neues rausbringen muss. Das Problem ist nämlich, dass Deutschrap, Hip Hop, Singer-Songwriter-Musik und Pop unterschiedliche Macharten sind. Das braucht einfach seine Zeit.

Wie ist das dann für dich, wenn deine Musik im Radio läuft? Musst du weg schalten oder feierst du die Songs dann gleich mit?

Mark Forster: Ich finde es natürlich super. Ich freue mich am allermeisten, wenn die neuen Sachen im Radio laufen, aber auch bei den alten Songs höre ich genau hin. Tatsächlich ist es so, wenn man selbst eine Platte gemacht hat, hört man die danach nicht mehr an. Bevor die Platte rauskommt, habe ich ja bereits zwei, drei Jahre damit verbracht und fast jeden Tag gehört. Wenn die Songs dann in der Welt sind, dann gehört sie nicht mehr nur mir. Wenn ich jetzt meine Musik höre, dann die neuen Sachen, an denen ich gerade arbeite.

Solange, bis es dann auch wieder mit der Welt geteilt wird.

Mark Forster: Genau, dann ist irgendwie alles raus. Wenn ich dann aber wieder ein älteres Lied im Radio höre, dann ist das wie eine Zeitmaschine.

Hast du ein Lieblingslied von dir? Eines, mit dem du dich am meisten identifizieren kannst, eines, welches dir besonders wichtig ist?

Mark Forster: Das ist voll schwer. Ich bin mit meinen Liedern wie eine Oma mit ihren Enkeln. Es kann schon sein, dass ich ein paar Enkel lieber mag als die anderen, aber das würde ich zum einen nicht zugeben und zum anderen ändert sich das auch mit der Zeit. Die Oma mag den Enkel vielleicht besonders, wenn er süße drei Jahre alt ist. In der Pubertät wird es dann etwas schwieriger, im Erwachsenenalter entspannt es sich wieder. So bin ich mit meinen Liedern. Je nachdem wie es gerade zu mir passt, an welchem Punkt ich mich sehe und in welcher Entwicklungsphase sich der Song befindet, nehme ich auch meine Songs anders wahr.

Du hast „Auf dem Weg“ mit Bahnschienen angefangen, jetzt bist du mit „747“ quasi abgehoben. Ist Reisen für dich noch eine Leidenschaft, oder in erster Linie Arbeit?

Mark Forster: Ja, ich reise noch super gerne. In „747“ geht es gar nicht so sehr um Reiselust, sondern eher um Rastlosigkeit. Ich habe das Lied in Los Angeles geschrieben. Ich habe dort im Garten gelegen und in den Himmel geguckt. In Los Angeles gibt es zwei Flughäfen, da ist immer massiver Flugverkehr und ich habe hoch geguckt und Fernweh gekriegt. Da habe ich mich selbst hinterfragt und dachte: „Mann, du bist in Hollywood! Was ist denn los mit dir?“

Fernweh in der Ferne?

Mark Forster: Ja! Davon handelt eigentlich „747“. Aber trotzdem: Ich liebe es, zu reisen. Ich liebe es, neue Länder kennenzulernen. Ich war jetzt in ungefähr 50 Ländern – was nicht schlecht ist – aber es gibt 194! Ich war noch nie in Japan, da hätte ich auf jeden Fall mal Bock drauf. Tokio und dann auch die ländlichen Bereiche, das würde mir gefallen.

(Foto: Jens Koch)

Neben der Leidenschaft zum Reisen, sieht es so aus, als hättest du auch eine Leidenschaft für Kappen. Du hast eine recht große Sammlung, hab‘ ich gelesen.

Mark Forster: Ich habe seit ein paar Jahren, seit ich so viel im Fernsehen bin, eigentlich nur noch Caps ohne Aufdruck. Anfang des Jahres bestelle ich mir eine Kiste, die steht dann im Büro und ich ziehe mir einfach eine raus. Das sind immer 50er Packs. Also, wie viele ich habe, variiert und ich weiß es auch nicht so genau. Als Leidenschaft würde ich das nicht mehr bezeichnen. Stylemäßig mutiere ich derzeit eher zu Steve Jobs. Der hat zum Schluss auch nur noch helle Jeans und schwarze Rollkragenpullis getragen. So ist das auch bei mir (lacht).

Hast du noch Caps vom FCK in deinem Schrank? Bist du denn noch Fan?

Mark Forster: Ja, ich habe noch Caps, der FCK schenkt mir immer mal welche. Aber leider habe ich einen riesengroßen Kopf (lacht). Die haben es leider immer noch nicht geschafft, Snapbacks in die Caps zu machen. Große Kritik an meinen FCK! Und natürlich bin ich auch noch Fan, das sucht man sich ja nicht aus. Jetzt gibt‘s auch wieder ein bisschen Hoffnung für den Verein. Mal gucken, was nächstes Jahr passiert.

Wie siehst du den FCK momentan aus Sicht eines Fans? Hast du Tipps?

Mark Forster: Aus Fansicht ist es momentan schwer, zu folgen, ehrlich gesagt. Dass viele neue Spieler in der Mannschaft sind, das kennt man als FCK-Fan. Jedes Jahr gehen die meisten Spieler und viele neue kommen. Das ist ja auch das Problem, dass da nichts richtig zusammenwachsen kann und es eher eine Durchgangsstation geworden ist. Früher haben selbst Spieler, die auf der Bank waren – jemand wie Jürgen Rische – bestimmt zehn Jahre beim FCK gespielt. Das ist heute nur noch ganz schwer möglich. Das liegt natürlich an der dritten Liga, welche eben nicht so attraktiv ist. Besonders nicht für junge Spieler. Aber ich wünsche dem FCK, dass sie eine gute Mannschaft zusammenstellen. Es gibt ja auch andere Vereine, die dasselbe Problem haben und denen es auch gelingt. Es sind eben alles nur Menschen, die sich finden und einen gemeinsamen Vibe entwickeln müssen. Als Fan darf man nur jedes Jahr aufs Neue hoffen.

Du lebst schon seit vielen Jahren in Berlin. Hast du etwas für dich aus der Pfalz mitgenommen, was dich an die Heimat erinnert?

Mark Forster: Schoppegläser hab ich auf jeden Fall am Start (lacht). Ich habe ja das Glück, dass ich ziemlich viel unterwegs bin. Dass ich jetzt in Berlin wohne, heißt nicht, dass ich nie in der Pfalz oder im Südwesten bin. Ich bin oft hier und ein Großteil meiner Familie wohnt hier. Ich fühle mich gar nicht so weit weg, wie ich es eigentlich bin.

Wie sieht das denn bei dir aus, wenn du mal die Möglichkeit hast abzuschalten? Was machst du dann?

Mark Forster: Wenn ich richtig durch bin, dann hilft es mir am meisten, spazieren zu gehen oder zum Wandern zu fahren. Ich google manchmal nach einem Land und dann nach einem passenden Wanderweg. Dann fahre ich weg und laufe ein paar Tage durch die Gegend. Das hat sich bei mir als beste Art zum Runterkommen erwiesen. Natürlich habe ich auch ein schönes Zuhause und genieße es auch dort. Aber am besten kann ich runterkommen, wenn ich in irgendeinem Bed&Breakfast schlafe und unterwegs sein kann. (stm)