Es ist nicht wegzudiskutieren: Die meisten Menschen, die in einer Wohlstandsgesellschaft wie der unseren leben, bewegen sich zu wenig. Was die meisten Fortschritt nennen, ist für unsere Körper Gift. Das große C schränkt uns zusätzlich ein und zwingt dazu, auf Vereinssport und Fitnessclubs zu verzichten. Unsere Kinder sind ebenso davon betroffen. Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf aktuelle Trends zu werfen, die uns und unseren Lieben wieder einen Anreiz geben, vom Sofa aufzustehen.

Ein junges Start-up macht es vor: Ganz gleich ob In- oder Outdoor, mit Stapelsteinen wird gehüpft, geklettert und gebaut. Dank der bunten Elemente entsteht im Nu ein Abenteuerspielplatz, der spielerisch die Motorik schult. Stephan Schenk und Hannah König, die das nachhaltige Produkt entwickelt haben, wollen dazu animieren, Kreativität und Bewegung zu verbinden. Die Steine nehmen wenig Platz weg und sind auch für Privathaushalte interessant.

Die megaleichten Stapelsteine werden in Deutschland produziert, sind frei von Weichmachern und zu 100 Prozent recycelbar. (Foto: joboo)

Mehrere Krankenkassen bringen derzeit „Plogging“ (plocka = schwedisch für aufsammeln) als neue Strömung ins Gespräch. Ausgerüstet mit Handschuhen und einem Müllsack geht es raus ins Grüne zum Joggen und gleichzeitigem Müll aufsammeln. Was zunächst in Skandinavien begann, findet hierzulande immer mehr Anhänger, die damit unsere Natur und die eigene Gesundheit unterstützen. Unter dem Hashtag #Plog finden sich tausende Beiträge in den sozialen Medien, die die Aktion dokumentieren.

Polo kennen die meisten als Mannschaftssport auf dem Pferderücken. Die Spieler versuchen mit langen Holzschlägern einen Ball in das gegnerische Tor zu schlagen. Die Beschäftigung, mit der viele Menschen die Briten, große Rasenflächen und ausgefallene Damenhüte assoziieren, wandelte sich Anfang der 2000er zu einer moderneren Variante, als witzige Beschäftigungsart mit dem Rad. Beim Bike-Polo soll der Spaß an der Bewegung im Vordergrund stehen und mit wenig Equipment kann sich jeder ausprobieren. Neben zwanglosem Freizeitgruppen gibt es in vielen größeren Städten auch spezielle Sportverein-Angebote. 

Schon im Mittelalter war das Steckenpferd ein beliebtes Kinderspielzeug. Heute begeistert das sogenannte „Hobby Horsing“ Kinder auf der ganzen Welt. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht) beschreibt diesen Trend als Steckenpferd-Reiten, bei dem Elemente aus dem Pferdesport nachgestellt werden. Eine Freizeitbeschäftigung, die einen Zugang für alle bietet, weitgehend unabhängig vom Budget ist und zudem Spaß, Kreativität und Sport vereint. Wer hat’s erfunden? In diesem Fall die Finnen. Dank der Sozialen Medien verbreitet sich Hobby Horsing über die Ländergrenzen hinweg. In den skandinavischen Ländern werden bereits regelmäßig Turniere in diesem Bereich abgehalten. Körperspannung und Ausdauer sind dabei unerlässlich. Entsprechende Regelwerke müssen wie im echten Reitsport eingehalten werden. Schönheitswettbewerbe, die die liebevolle Anfertigung des „Hobby Horse“ honorieren, sind außerdem gefragt. In Deutschland lassen sich entsprechende Events noch nicht flächendeckend finden. Die Corona-Pandemie hat dies vermutlich auch ein Stück weit ausgebremst. Echte Fans können sich in diesem Jahr für Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen (Delbrück) anmelden. Diese umfassen sowohl Spring- als auch Dressurprüfungen und werden vom Schwierigkeitsgrad her an das jeweilige Alter der Teilnehmenden angepasst. Da noch nicht absehbar ist, in welchem Rahmen Wettbewerbe stattfinden dürfen, finden sich im Internet mehrere Online-Turnier-Angebote, die den Kindern auch während eines Lock-Downs eine Teilnahme ermöglichen. Doch auch fernab der Leistungsmessung ist Bewegung mit dem Steckenpferd beliebt. Mit wenig Zubehör, beispielsweise zwei Eimern und einem Holzbrett, können Hindernisse fantasievoll im eigenen Garten nachgebaut werden. Oft entstehen so spannende Parcours, die in immer wieder neuen Varianten mit dem Steckenpferd erobert werden. Ein Innenhof bietet sich für Dressurübungen an und wer keine Lust auf den Sonntagsspaziergang mit den Eltern hat, kann mit Geschwistern oder einem Freund einen „Ausritt“ ins Gelände wagen und um die Wette galoppieren. Einige Sport-Vereine bieten wöchentliche Steckenpferd-Trainings an, die Bewegung spielerisch ans Kind bringen. In Rheinland-Pfalz setzt das unter anderem bereits der SC Mommenheim (Kreis Mainz-Bingen) und der Turn- und Sportverein Altrip um. 

Bleibt zu hoffen, dass solche Hobbys weiter Fahrt aufnehmen und unsere Fitness, die Fantasie unserer Kinder und nicht zuletzt auch den Spaß im Alltag beflügeln. (cdr)