Initiiert durch die schwedische Schülerin Greta Thunberg, versammeln sich jeden Freitag hunderttausende Schüler auf öffentlichen Plätzen und bestreiken die Schule – weltweit. Die Ziele sind der Einsatz für einen stärkeren Klimaschutz, Aufmerksamkeit für die Gefahren des Klimawandels und sich zur Wehr setzen gegen die Ausbeutung unserer Ressourcen. Viele Schüler sorgen sich um ihre Zukunft und haben mit dem Projekt „Fridays for Future“ nun eine Plattform gefunden, auf der sie ihre Sorgen mit der Welt teilen können. Doch manch einer fragt sich: Dürfen die Schüler trotz Schulpflicht den Unterricht verweigern? Wieso können die Demonstrationen nicht an schulfreien Tagen stattfinden, damit kein Unterricht verpasst wird? Sind die Schülerproteste angemessene Protestaktionen oder nur ein Vorwand, um die Schule zu schwänzen?

Auf der ganzen Welt organisieren sich Schüler – auch in der Südpfalz. (Foto: pixabay)

Washington, Paris, Neustadt, Landau, Speyer: Weltweit beteiligen sich Schüler an den Protestaktionen zugunsten des Umwelt- und Klimaschutzes. Ins Leben gerufen wurde die Bewegung „Fridays for Future“ von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg. Seit August 2018 verweigert die Schülerin jeden Freitag den Schulbesuch und streikt vor dem schwedischen Parlament für eine bessere Zukunft. Hunderttausende Schüler haben sich inzwischen mit ihr solidarisiert und protestieren freitags auf den Straßen – während der regulären Schulzeit. In Deutschland durchaus problematisch, da die gesetzliche Schulpflicht das Fernbleiben vom Unterricht verbietet. So besagt §9 des Schulpflichtgesetzes, dass  Kinder nur dann entschuldigt werden können, wenn der Schüler erkrankt ist oder außergewöhnliche Ereignisse im Lebensumfeld stattfinden. Andreas Schaub, Lehrer für Englisch und Sozialkunde am Otto-Hahn-Gymnasium Landau, sagt dazu: „Natürlich ist die Schule wichtig und der Schulpflicht sollte auch nachgekommen werden. Aber hier geht es doch eigentlich um die Frage, welche Möglichkeiten die Schüler haben, um ihren Protesten auch Gewicht zu verleihen. Es darf kein Freifahrtschein sein, um ständig mit neuen Themen in den Streik zu ziehen. Doch in diesem Fall nutzen die Kinder die Schulverweigerung, um die Ernsthaftigkeit des Anliegens zu verdeutlichen. Der Streik gehört eben zu den Möglichkeiten, die den Jugendlichen organisatorisch zur Verfügung stehen.“

Auch in der Südpfalz haben sich Schüler zusammengeschlossen und sich zu regionalen Protestgruppen formiert. So gab es unter anderem Demonstrationen in Neustadt, Landau und Speyer. Die 15-jährige Selma Mirvic vom OHG Landau war dabei: „Ich fand die Aktion sehr positiv, es waren wirklich viele Schüler da. Man hat das Gefühl, dass wir zusammen was bewegen können und dass wir ein gemeinsames Ziel haben.“

Erst durch das Auftreten von Greta Thunberg wurde der Umweltschutz das maßgebliche Ziel der Schulbestreikung. Selma erklärt: „Der Klimawandel war auch vorher ein Thema, welches uns beschäftigt hat. Man kann die Veränderungen doch überall spüren! Der Treibhauseffekt und CO2-Austoß wurden besonders in der Schule viel besprochen, doch wusste keiner von uns, was wir dagegen machen sollen. Durch Greta Thunberg wurde uns gezeigt, dass jeder einzelne etwas beitragen kann. Sie hat uns eine Stimme gegeben. Ich selbst finde es schade, wenn manche Schüler sich nur beteiligen, um nicht in der Schule sitzen zu müssen. Das sind aber nur ganz wenige Ausnahmen.“

Genau das wird den Streikenden immer wieder unterstellt: Schuleschwänzen. Ob das Engagement der Schüler echt ist oder doch nur ein Vorwand, lässt sich sicher nicht für alle Jugendlichen gleich beantworten. Andreas Schaub dazu: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass die meisten Schüler es absolut ernst meinen. Vielleicht verstehen nicht alle die globale Tragweite ihres Handelns, doch dass es ein wichtiges Thema ist, das verstehen alle. Unsere Schule hat den Kindern freigestellt, sich an den Streiks zu beteiligen. Voraussetzung war, dass die Schüler den verpassten Stoff im Nachmittagsunterricht nachholen. Das hat dem Mitläufertum etwas entgegen ewirkt. Trotzdem haben sich viele Schüler an den Protesten beteiligt. Die Kinder wollen gehört und ernstgenommen werden und das zu Recht.“

Ob man es nun als Schulschwänzen oder als nachvollziehbaren  Streik zum Wohle der Umwelt betrachtet: Die Fridays-for-Future-Gruppierungen bewegen etwas. Neben der deutschlandweiten Medienpräsenz der Thematik, hat beispielsweise die Stadt Konstanz inzwischen den Klimanotstand ausgerufen. Damit ist vor allem ein politisches Eingeständnis gemeint, bei kommunalen Entscheidungen den Fokus mehr auf den Klimaschutz zu lenken. Initiiert durch die Fridays-for-Future-Bewegung, schließt sich Konstanz damit Weltmetropolen wie London oder Basel an. In Berlin und Kiel gibt es ebenfalls ähnliche Bestrebungen. Die Heranwachsenden erregen Aufmerksamkeit und egal ob jung oder alt: Es wird diskutiert, sich informiert und es werden Meinungen gebildet. 

Die konkreten Forderungen von Greta Thunberg und den Jugendlichen der Fridays-for-Future-Bewegung umfassen den Kohleausstieg, eine 100-prozentige Versorgung durch erneuerbare Energien sowie eine angemessen CO2-Steuer. Wann und ob diese Ziele zugunsten des Klimaschutzes erreicht werden, ist aber noch fraglich. Vieles hat sich schon getan – vieles ist noch zu tun. Es bleibt also abzuwarten, was die Schüler noch bewirken, wenn es freitags wieder heißt: Streiken statt Schule. (stm)