Rheinzabern/Landau. Der Krieg in der Ukraine dauert an und nun kommen auch die ersten Schutzsuchenden in der Südpfalz an. Sie mögen aus völlig unterschiedlichen Lebensrealitäten kommen, doch diese Personen haben alle eins gemeinsam: Sie machen eine schwere Zeit durch. Familien wurden auseinander gerissen, das Haus oder die Wohnung wurde zerstört oder musste überstürzt verlassen werden. Die Reise hierher war beschwerlich und viele Geflüchtete mussten lange in Bunkern oder Kellern ausharren, bevor sich ihnen eine Fluchtmöglichkeit bot. 

Christian König aus Jockgrim konnte bereits zu Beginn des Krieges Wohnraum zur Verfügung stellen. Er verwaltet einige Immobilien in Rheinzabern und eine der Wohnungen stand nach einer Renovierung leer. Als der Unternehmer die Zustände in den ukrainischen Kriegsgebieten in den Nachrichten sah, reagierte er prompt und registrierte seine Immobilie online in verschiedenen Portalen, wie beispielsweise www.unterkunft-ukraine.de. „Uns geht es hier in Deutschland so gut, da war es für mich selbstverständlich, hier meine Hilfe anzubieten“, betont er. „Ich möchte, auch bei meinen eigenen Kindern, ein Bewusstsein schaffen, dass Helfen unsere Pflicht ist.“ 

Hilfe auch im Alltag der Geflüchteten

Schnell wurde er von einer Kontaktperson der Flüchtlingshilfe angesprochen, die die Einreise koordiniert hat. Schon seit dem 1. März wohnt nun eine Familie mit sieben Mitgliedern in der Wohnung: Die Großmutter mit ihrer Tochter und deren Schwägerin, mit dabei vier Kinder im Alter von drei bis acht Jahren. Die Eltern zweier dieser Kinder konnten beide nicht mit nach Deutschland kommen. Alle wehrfähigen Männer müssen in der Ukraine bleiben und im Krieg kämpfen – aber auch die Mutter der beiden Kinder hat einen Beruf, der ihr die Ausreise verbietet: sie ist Feuerwehrfrau. König bringt der Familie das Leben in der Südpfalz näher, manchmal besuchen ihn alle sonntags auf dem Fußballplatz, wenn er ein Spiel hat, dann spielen auch die Kinder zusammen. Wenn die Geflüchteten etwas brauchen, übernimmt König die Organisation, meist über Statusmeldungen in den sozialen Medien. „Die Hilfsbereitschaft ist enorm. Ich habe einen Aufruf gestartet, weil die Familie ein Bügelbrett und Bügeleisen brauchte – ich hätte auf einen Schlag acht Stück holen können“, erzählt er und die Dankbarkeit ist ihm deutlich anzumerken. Er möchte gern noch mehr Leute animieren, nach ihren Möglichkeiten zu helfen und die Augen nicht zu verschließen. Fragen beantwortet er gern per E-Mail: christian.könig@ruv.de.

Schwere Verluste müssen verarbeitet werden

Auch im Nebenhaus einer Familie im Raum Landau wohnen seit einigen Tagen vier ukrainische Geflüchtete: zwei Frauen mit je einem Kind, einem achtjährigen Sohn und einer sechsjährigen Tochter. „Hier passiert jeden Tag etwas Neues“, erzählt die Hausbesitzerin Anna H. „Die Abreise hatte sich immer weiter verschoben, es war zunächst nicht klar, wie viele Menschen kommen und wann.“ Sie möchte gern anonym bleiben, eine der geflüchteten Frauen hat einen schweren Verlust erlitten und ihre Privatsphäre soll geschützt werden. Das Nebenhaus stand leer, da die Besitzer momentan im Begriff sind, es zur Vermietung umzubauen – doch auch hier zögerte man angesichts der Lage nicht. Kurz vor der Ankunft wurden noch letzte Renovierungen fertiggestellt, geputzt und alles wohnlich eingerichtet. Auch ein Internetanschluss musste organisiert werden, da eine der Frauen weiter remote arbeitet. Die Anreise initiierte eine Bekannte der Familie und deren Schwägerin, die selbst ukrainische Wurzeln haben. Trotz aller Hilfestellungen aus Deutschland war die Herfahrt beschwerlich und dauerte mehrere Tage. Anna H. kümmert sich nun gemeinsam mit ihren Bekannten um die Formalitäten und Dinge des täglichen Bedarfs. „Wir wussten schon, dass es eine Menge an Aufwand bedeutet. Aber die Hilfsbereitschaft an allen Ecken ist riesengroß!“, erzählt sie. „Als nächstes möchte ich Fahrräder für die Leute organisieren, damit sie etwas flexibler sein können.“ (ara)