Billigheim-Ingenheim/London. Es war in London während des Lockdowns im April 2020, dieser herausfordernden Zeit der Ungewissheit und Isolation. Die junge Schauspielerin und Sprecherin Laura Sophie Helbig war gerade am Ziel ihrer Träume angekommen. Aufgewachsen in Billigheim-Ingeheim hatte sie sich als 17-Jährige bei der Schulabschlussfahrt nach London in die Stadt verliebt. Nach Abschluss ihres Studiums für Drehbuch und Produktion war sie in ihre Wahlheimat gezogen. 2019 konnte sie gerade ihr Debüt als Schauspielerin in England feiern, als alle Theater und Filmstudios schließen mussten. Wie viele andere Kunst- und Kreativschaffende war sie auf einmal in ihrer Existenz bedroht. In dieser Situation beschloss sie zusammen mit dem Autor und Regisseur Tom Senjo einen Film zu drehen – mit den einfachen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen. Das Drehbuch entstand in ihrer WG in London. Ein Jahr später wurde gedreht, und zwar gleichzeitig an zwei Orten, in England und Deutschland im Saarland. Dafür hatten sich zwei kleine dreiköpfige Teams gebildet, ein deutsches und ein englisches, die über Zoom miteinander gearbeitet haben.

Das Drehen an zwei Orten entsprach dem Inhalt der Geschichte von Tin Cans – zu deutsch: Blechdosen. Auch der Film spielt während des Lockdowns und der Kontakt der Charaktere besteht ausschließlich online. Die beiden Protagonisten Carol und Rob lernen sich über einen Online-DIY-Pflanzen-Workshop lernen. Ihr Kontakt entwickelt sich über die Zoom-Calls immer weiter. Bei diesen virtuellen Treffen erfahren sie Verbindung und Unterstützung und lernen ihr Miteinander besonders schätzen gerade in einer Zeit, in der alle anderen sozialen Kontakte wegfallen. Aber trotz der Ernsthaftigkeit des Themas bleibt die Erzählweise leicht, heiter und schwebt in einer herzerfrischenden Poesie. Besonders berührend sind Szenen, in denen die beiden die räumliche Trennung über den Bildschirm zu überwinden suchen.  „Carol dreht sich zögerlich um und schiebt die Tasse in Richtung Kamera. Rob greift danach. Er greift am Laptop vorbei, nimmt sich einen Blumentopf und tut so, als wäre es eine Kaffeetasse“, heißt es im Drehbuch. Szenen, in denen die beiden mit der Handykamera in den Händen quasi miteinander tanzen, lassen den Zuschauer die Freude über das Zusammensein miterleben. So erzählt der Film von dem, was Helbig und die beiden Teams bei der Produktion des Films auch tatsächlich selbst erleben. „Wir wissen alle, wie hart der Lockdown war. Doch wir haben aus der Krise das Bestmögliche rausgeholt und konnten dabei auch etwas Positives erfahren“, berichtet die gebürtige Pfälzerin.  „Ich bin auf dem Dorf groß geworden. Gemeinschaft und Nachbarschaft war für mich normal“, berichtet sie. „Während des Lockdowns wurde auf einmal vielen bewusst, wie wichtig Gemeinschaft ist. In meiner Londoner Nachbarschaft hatten sich die Menschen deshalb zusammengetan. Sie haben eine Whatsapp-Gruppe gebildet und sich gegenseitig ihre Hilfe angeboten. Dieser neu entstandene Sinn für das Miteinander ist ein Geschenk dieser Zeit und war für mich die Inspiration zu dem Film.“ Im Film stellt sich am Ende heraus, dass die beiden Protagonisten in Wirklichkeit Nachbarn sind. Sie haben schon vor dem Lockdown in nächster Nähe gewohnt und hatten sich aber nie kennengelernt. Eine überraschende filmische Wende mit einer weitreichenden Botschaft: „Die Geschichte möchte auch zeigen, dass es vielleicht gar nicht einer Krise bedarf, um eine Gemeinschaft zu bilden.“, gibt Helbig augenzwinkernd zu Bedenken. Die Anonymität der modernen Gesellschaft dürfe angesichts der Erfahrungen während der Krise in Frage gestellt werden. Sie selbst jedenfalls hat an ihrem neuen Wohnort Sheffield sofort eine Whats-App-Gruppe zur gegenseitigen Unterstützung in der Nachbarschaft gegründet. Mit Tin Cans ist ein kurzer berührender Film über das Zusammenhalten entstanden. Er befindet sich derzeit in der Endproduktion und wird etwa sieben Minuten lang sein. Sobald er fertig ist, wird ihn Helbig bei Kurzfilm-Festivals einreichen. Auf youtube und der Website von Helbig www.lshelbig.com ist bereits ein Making-of zu sehen. (csch)