Südpfalz/Landau. Kürzlich gab die Vorsitzende der Landauer Tafel e. V. Kerstin Baudisch bekannt, dass derzeit ein Aufnahmestopp bezüglich Neukunden bestehe. Das sei notwendig, da die Versorgung weiterer Personen nicht garantiert werden könne. In den letzten Jahren sei Welle um Welle von Hilfsbedürftigen angerollt und die Tafel, die eigentlich erst im zweiten Schritt Bedürftige unterstützt und in erster Linie als Lebensmittelretter fungiert, wurde in eine Versorgungsposition gedrückt, die so dauerhaft und umfassend nicht erfüllt werden kann.

„Ich werde oft gefragt, was helfen würde“, erklärt Baudisch. „Das ist nicht leicht zu beantworten. Politisch müsste etwas passieren, denn die Menschen benötigen einfach mehr Geld, damit sie davon tatsächlich eigenständig leben können.“ Sie habe in Landau ein super Ehrenamtlichen-Team und die Organisation werde von Schulen, Firmen und Privatpersonen sehr engagiert unterstützt. Doch räumlich und personell gebe es Grenzen. Sie wünscht sich, dass ein:e jede:r mehr auf den Nachbarn achtet und Menschen nicht als Allzweckrezept erstmal zur Tafel geschickt werden. Jeder solle für sich selbst klären: Brauche ich das? Kann ich es auch allein schaffen? „Es geht hier niemand mit leeren Händen raus“, unterstreicht die Tafel-Vorsitzende, „aber zunächst gibt es jetzt erstmal eine Warteliste.“

Ein Sprecher des Sozialministeriums in Rheinland-Pfalz gab dem PFALZ-ECHO auf Anfrage die Rückmeldung, dass die Versorgung mit Geldmitteln, die den Lebensunterhalt sichern, nach dem Sozialstaatsprinzip grundsätzlich eine staatliche Aufgabe bleibe. Gespräche von Sozialminister Alexander Schweitzer mit der Landesvorsitzenden der Tafeln in Rheinland-Pfalz/Saarland, Frau Altmeyer-Baumann, hätten verdeutlicht, dass sich seit Herbst 2021 ein stärkerer Zustrom bemerkbar mache. Die starken Energiekostensteigerungen trügen mit dazu bei. Die Bundesregierung habe Entlastungspakte auf den Weg gebracht und arbeite an weiteren Plänen, um besonders Menschen mit geringem Einkommen weiter zu entlasten. Der Sprecher hob hervor, dass man sich für das herausragende Engagement der Tafeln im Land bedanke. Gerade in diesen Zeiten sei dies von besonderer Bedeutung. Das Land unterstütze das ehrenamtliche Engagement der Tafeln durch Zuschüsse.

Neben Anlaufstellen wie den Tafeln gibt es auch Einzelpersonen, die als Lebensmittelretter eingetragen sind. Über ein Foodsharing-Netzwerk organisiert, holen sie zu festgelegten Zeitfenstern Lebensmittel bei Betrieben ab und verteilen sie weiter. Isabella aus Kandel (Foodsaverin) betont: „Wir retten vor der Mülltonne und sind keine Konkurrenz zu den Tafeln, denn diese gehen immer vor. Im Gegensatz zum ,Containern‘, dem Stehlen von Produkten aus Abfallbehältern von Firmen, ist unser Ansatz legal. Die Produktions- und Verkaufsstellen können sich freiwillig für Abholungen melden.“ Die Foodsaver werden vorab bezüglich Hygienemaßnahmen eingewiesen und eingearbeitet. Meist werde über Mund-zu-Mund-Propaganda jede Lebensmittelfuhre dann weiter aufgeteilt. Alles soll ökologisch bleiben und die Anfahrt zur Abholung im Verhältnis zum Nutzen stehen.

Nicht alle Menschen möchten die eigene Bedürftigkeit öffentlich machen und sich bei Hilfsorganisationen melden. Einzelpersonen als Lebensmittelretter, können dann eine niederschwelligere Hilfe sein. Wer ganz anonym bleiben möchte, kann in seiner Region nach öffentlichen Lebensmittelverteilern (Fairteiler) suchen. In Landau gibt es derzeit fünf Stellen, an denen zu festgelegten Zeitpunkten gerettete Lebensmittel frei zugänglich deponiert werden. Das wird rege angenommen. (cdr)