Wie sicher sind die Brücken in der Südpfalz?

Viele Brücken in Deutschland sind in die Jahre gekommen – Regelmäßige Prüfungen sind hierzulande Vorschrift

Auch Fußgängerbrücken werden in Deutschland regelmäßig von Experten auf ihre Sicherheit überprüft. (Foto: pdp)

Am 14. August 2018 ist in Genua eine vierspurige Autobahnbrücke  auf einer Länge von 250 Metern eingestürzt – mitten am Tag und bei vollem Betrieb. Bei dem Unglück vor über einem Jahr kamen 43 Menschen ums Leben – und noch immer ist nicht vollends geklärt, was zu der Tragödie führte. Wir haben 13 Monate nach dem Unglück in Genua beim Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) nachgefragt, wie sicher unsere Brücken sind.

„Brücken sind moderne Ingenieurbauwerke, ohne die unser leistungsfähiges Straßennetz nicht vorstellbar wäre“, heißt es von Seiten des LBM. Ohne Brücken können Hindernisse wie Straßen, Flüsse und Täler nur schwer überwunden werden. Somit sichern die Bauwerke wichtige Verkehrsverbindungen sowie unsere Mobilität  und erleichtern unseren Alltag.

Im deutschen Fernstraßennetz gibt es rund 40.000 Brückenbauwerke. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) (Stand 2018) ist etwa jede achte davon in einem schlechten Zustand, die meisten Brücken landen im Mittelfeld.

Wir haben explizit beim LBM nachgefragt und wollten wissen, in welchem Zustand die südpfälzischen Brücken sind. „Die Brücken sind in einem verkehrssicheren Zustand“, so die Antwort vom LBM. „Sie haben natürlich zum Teil ein gewisses Alter erreicht und müssen dann entsprechend saniert oder – wenn sich eine Instandsetzung im Einzelfall nicht mehr lohnt – auch erneuert werden. Die Verkehrssicherheit wird dabei zu jedem Zeitpunkt gewährleistet.“

Die Arbeiten an der Landauer Horstbrücke sollen voraussichtlich im Herbst 2020 abgeschlossen sein. (Foto: stm)

Genau dies passiert gerade in Landau. Vor genau einem Jahr brach der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing mit einem Hammer die ersten Betonbrocken aus einem Pfeiler unter der Horstbrücke. Der Grund: Der nördliche Teil der Brücke ist in die Jahre gekommen – er stammt aus dem Jahr 1963. 56 Jahre machen marode. Seit 2010 dürfen nur noch Laster mit einem Gewicht bis zu 7,5 Tonnen die Horstbrücke passieren. Während der Arbeiten, die voraussichtlich im Herbst 2020 abgeschlossen sein werden, rollt der Verkehr über die andere Brückenhälfte – diese ist 20 Jahre jünger als der Nordteil.

Brücken, die als „in einem schlechten Zustand“ eingestuft werden, sind jedoch laut BASt nicht mit Einsturzgefahr gleichzusetzen. Die Einstufung ist aber ein Hinweis an die Behörden, umgehend Reparaturen oder Verkehrsbeschränkungen anzuordnen. „Die Brücken werden von der Brückenprüfung regelmäßig untersucht. Alle drei Jahre werden die Brücken begutachtet und der Zustand des Bauwerks bis ins kleinste Detail dokumentiert. Dabei unterscheidet man zwischen einer Hauptprüfung und einer einfachen Prüfung“, so der LBM. Bei der Hauptprüfung werden Brücken mit Hilfe moderner Technik und auch handnah genau unter die Lupe genommen. Bei umfangreichen Inspektionen klopfen oder tasten Inspekteure die Bauwerke zentimeterweise ab.

Werden bei der Prüfung tragfähigkeitsrelevante Risse oder andere Schäden festgestellt, werden diese umgehend behoben oder permanent überwacht. Bei den im Drei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Hauptprüfungen werden auch die Fahrbahn sowie die Entwässerungssysteme untersucht.

„Die einfache Prüfung wird ohne Geräte als reine Sichtprüfung vorgenommen“, heißt es weiter von Seiten des LBM. „Dabei werden auch Funktionsteile wie Lager, Gelenke und Übergangskonstruktionen mit einbezogen.“

Außerplanmäßige Überprüfungen finden statt, wenn es auf einer Brücke z. B. einen Unfall gab, bei dem wichtige Teile der Konstruktion beschädigt wurden.

Unsere Brücken haben tagtäglich einiges zu stemmen. Sie sind in einem Maße belastet, wie es Prognosen im Baujahr bei Weitem nicht erwarten ließen. Hinzu kommt, dass sich der Gütertransport auf unseren Straßen seit 1980 verfünffacht hat, LKW sind meist doppelt so schwer wie vor 50 Jahren. Ein weiteres Problem, das uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen wird: Der Klimawandel mit seinen großen Temperaturschwankungen setzt unseren Straßen und Bauwerken massiv zu. (pdp)