Schornsteinfeger-Meister Andreas Jäger. (Foto: stm)

Wer einem Schornsteinfeger begegnet oder gar an den goldenen Knöpfen seiner Jacke drehen kann, dem ist das Glück für das kommende Jahr garantiert. Der schwarzgekleidete Mann mit seinem Zylinder gehört zum Standardrepertoire altbekannter Glückssymbole und reiht sich damit direkt neben vierblättrigen Kleeblättern, Hufeisen und Glücksschweinchen ein. Was es mit der Geschichte dieses Handwerks auf sich hat und wie die Arbeit des Schornsteinfegers sich im Vergleich zu früher gestaltet, hat das PFALZ-ECHO im Gespräch mit Schornsteinfeger-Meister Andreas Jäger herausgefunden.

Schwarzer Zylinder, schwarze Jacke mit goldglänzenden Knöpfen und natürlich die markante Kaminkehrerbürste – so stellt man sich landläufig das Bild eines typischen Schornsteinfegers vor. Als Dekorationsobjekt mag dies noch der Realität entsprechen, doch im Arbeitsalltag des Handwerksberufs hat eine andere Kleiderordnung Einzug erhalten.
Auf die Frage nach der historischen Tracht erklärt Schornsteinfegermeister Andreas Jäger aus Oberhausen: „Tatsächlich suchen die Kunden noch häufig nach den goldenen Jackenknöpfen, doch die Tracht trägt man vorrangig zu feierlichen Anlässen. Im Alltag brauche ich praktische Arbeitskleidung und Sicherheitsschuhe.“

Dies erscheint nachvollziehbar, betrachtet man sich die vielseitigen Aufgabengebiete der heutigen Schornsteinfeger. Das Entfernen von Rußrückständen im Schornstein und in Feuerstätten ist dabei nur ein Aspekt: messtechnische Überwachungen, Wartung von Befeuerungsanlagen, Beratungen in Energiefragen und die Kontrolle auf Einhaltung der Brandschutzvorschriften gehören ebenso zu seinen Aufgaben. „Der Beruf hat sich verändert und verlangt viel technisches Wissen. Auch die Digitalisierung macht sich bemerkbar – Heizungen können mit dem Smartphone gesteuert werden und auch die Pflege unseres Kehrbuchs erfolgt nur noch digital,“ so der Schornsteinfeger-Meister.

Auch heute steigt Andreas Jäger seinen Kunden hin und wieder noch auf‘s Dach, so geschehen, als das PFALZ-ECHO den Handwerker bei einem Einsatz in Jockgrim begleitete. Die meisten Kunden freuen sich trotzdem über den Besuch des Schornsteinfegers, doch gibt es Ausnahmen, wie Andreas Jäger berichtet: „Es muss regelmäßig eine Feuerstättenschau durch den Schornsteinfeger durchgeführt und der Bescheid bei der Kreisverwaltung nachgewiesen werden. Dies sind hoheitliche Aufgaben, welche der Sicherheit dienen. Die Auswahl des Schornsteinfegers liegt inzwischen beim Kunden, aber die Durchführung ist verpflichtend. Manch einem gefällt das nicht und er verweigert uns den Zutritt. Allerdings geht daran auf lange Sicht kein Weg vorbei.“

Ein unwillkommener Schornsteinfeger wäre in der Vergangenheit kaum vorstellbar gewesen, retteten die Handwerker schließlich mit ihrer Arbeit Haus, Hof und häufig Leben. Mit einem verstopften Kamin konnte weder gekocht noch geheizt werden, die Brandgefahr war hoch, die Arbeit des Rauchfangkehrers lebensnotwendig. Diese Unersetzbarkeit schaffte die Grundlage für das glücksbringende Symbol. Der fröhliche, schwarzgekleidete Mann erhielt seinen Arbeitslohn häufig zum Jahreswechsel von den Hauseigentümern und wünschte daraufhin Glück für das neue Jahr. Eine Silvester-Tradition war geboren.
Das PFALZ-ECHO hatte das Glück, die Hand eines Schornsteinfegers zu schütteln und wünscht den Lesern ebenfalls einen guten Rutsch und ein glückliches, neues Jahr! (stm)