„Vertrauen, Zusammenhalt und Fortschritt“

Landratswahl im Kreis Südliche Weinstraße: Torsten Blank will Landrat werden

KREIS Südliche Weinstraße. Am Sonntag, 11. Juni, finden die Wahlen des Landrats des Kreises Südliche Weinstraße statt. Nach 20 Jahren legt Theresia Riedmaier ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Zur Wahl für ihre Nachfolge stehen insgesamt drei Kandidaten. Chefredakteurin Yvonne Myszkowski vom PFALZ-ECHO traf sich mit allen drei und stellte ihnen dieselben Fragen. Nach Dietmar Seefeldt (CDU), folgt nun Torsten Blank (SPD), bevor in der kommenden Ausgabe  und Bärbel Conrad (Bündnis 90/Die Grünen) zu Wort kommt.

Können Sie uns ein bisschen was über sich selbst erzählen?

Torsten Blank: Das mach ich gerne: Ich bin 46 Jahre und Vater von zwei Töchtern: Die große ist elf Jahre und besucht die Maria-Ward-Schule, die Kleine ist fünf Jahre und freut sich auf die Vorschule in der Kita.  Ich lebe mit meiner Familie in Billigheim-Ingenheim – wo auch meine Eltern und meine beiden Geschwister leben. In Billigheim habe ich auch angefangen mich gesellschaftlich und politisch zu engagieren. Ich war 20 Jahre im Gemeinderat, 10 Jahre davon war ich Ortsbürgermeister, damals der jüngste im Landkreis. Im Jahr 2011 haben mich die Bürgerinnen und Bürger zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Landau-Land gewählt – ein Amt, das ich jeden Tag gerne und mit großer Freude ausübe. Darüber hinaus bin ich Mitglied im Kreistag Südliche Weinstraße als Vorsitzender der SPD-Fraktion sowie in der Verbandsversammlung und im Planungsausschuss der Metropolregion Rhein-Neckar, um nur einige Funktionen zu nennen, die ich aktuell begleite. Bevor ich zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt wurde, war ich – nach dem Abitur und Maschinenbaustudium – zunächst in einem Metallbauunternehmen und danach als Projektleiter bei den Pfalzwerken AG im Bereich Energiedienstleistungen beschäftigt. Dort habe mich mit dem Thema erneuerbare Energien beschäftigt, insbesondere in der Umsetzung der Projekte mit kommunalen Partnern, zudem war ich Mitglied der Arbeitsgruppe Elektromobilität – ein sehr spannendes Thema. Zusammen mit den Themen Klimaschutz und Energiewende sind das Themen, die uns heute in der Politik und als Bürger begegnen und die mir auch im politischen Kontext sehr am Herzen liegen.

Was für Hobbies haben Sie? Wie entspannen Sie?

Torsten Blank: Für Hobbies bleibt als Bürgermeister leider nicht mehr viel Zeit. Wenn freie Zeit da ist, dann gehört die vor allem der Familie für Ausflüge, gemeinsame Unternehmungen oder auch für Urlaub. Entspannung finde ich in unserem Garten, bei Gartenarbeiten jeglicher Art. Ambitionierte Bergwanderungen und Hüttentouren durch die Alpen habe ich immer gerne gemacht, aber dafür bleibt mit Familie und Kindern nur noch selten Zeit. Eine weitere Freizeitbeschäftigung ist der „Purzelmarktverein“: Dort bin ich seit 25 Jahren in der Organisation des „ältesten Volksfestes der Pfalz“ aktiv und seit 16 Jahren 1. Vorsitzender. Für mich ist es Hobby und Verpflichtung zugleich, dieses Traditionsfest und dieses kulturelle Erbe zu erhalten und in die Zukunft zu tragen.

Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Torsten Blank: Da bin ich gar nicht auf ein Gericht festgelegt. Ich kann die ganze Bandbreite abdecken: vom Schlachtfest bis zur gehobenen Gastronomie. Es kommt immer auf den Anlass an, aber im Zweifelsfall: Ein Pfälzer Rumpsteak geht immer.

Gab es für Sie einen bestimmten Anlass, in die Politik zu gehen?

Torsten Blank: Ich würde sagen, ich war schon immer politisch. In der Schule war ich schon Schülersprecher, da ging es zwar nicht um Parteipolitik, sondern eher darum, Schülerinteressen zu vertreten. Dann war ich Vorsitzender der Landjugend in Ingenheim, das ist Demokratie im Verein. Und dann hat mich Anfang der 90er Jahre – Billigheim hatte gerade die 1300-Jahr-Feier vorbereitet – der damalige Bürgermeister angesprochen, ob ich bereit wäre, die junge Generation in diesem Festausschuss zu vertreten und eine Jugendveranstaltung im Rahmen der 1300-Jahr-Feier zu organisieren. Was ich auch gemacht habe. Ein Jahr später war Kommunalwahl und ich wurde gefragt, ob ich bereit sei, für den Gemeinderat zu kandidieren. In diesem Zuge bin ich dann auch in die SPD eingetreten und wurde 2004 zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt. Seit dieser Zeit habe ich die kommunalpolitischen Ebenen Schritt für Schritt durchlaufen: Ortsgemeinde, Verbandsgemeinde und Kreistag. Die Erkenntnis in all den Jahren: Wer sich einmischt und sich einbringt in unsere Gesellschaft, der kann auch etwas bewegen und verändern. Demokratie lebt vom mitmachen! Ja, und heute kandidiere ich für das Amt des Landrats. Das hätte ich damals auch nicht gedacht!

Thema Breitbandausbau. Wie würden Sie den Landkreis fit machen für die digitale Zukunft?

Torsten Blank: Die Digitalisierung ist ein globaler Megatrend, mit großen Veränderungen in der gesamten Daseinsvorsorge. Sie ist eine Chance für den ländlichen Raum! Der Breitbandausbau an der Südlichen Weinstraße ist derzeit mit Abstand das größte Projekt im Landkreis. Wir investieren 12 Millionen Euro mit der Förderunterstützung des Landes und des Bundes mit dem Ziel, dass bis Ende 2018 alle Gemeinden an der Südlichen Weinstraße an das schnelle Internet angebunden sind. Das ist die Grundvoraussetzung – die Infrastruktur – damit Digitalisierung überhaupt möglich ist. In vielen Lebensbereichen wird es einen technologischen Fortschritt geben: in der Energieversorgung, Verkehr (Elektromobilität), öffentliche Verwaltung und in der Bildung. Ich vergleiche das gerne mit der Elektrifizierung, bei der man sich vor 100 Jahren auch nicht vorstellen konnte, was diese Infrastruktur für die Zukunft bedeuten würde. Unsere Aufgabe von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft wird sein, die Digitalisierung, die uns in den nächsten 10 bis 15 Jahren ereilt, aktiv und im Interesse der Menschen zu gestalten. Die Chancen beispielsweise in der medizinische Versorgung nutzen, die Verwaltungsprozesse in unseren Verwaltungen verschlanken und uns intelligent mit den Bürgerinnen und Bürgern vernetzen. Auch und gerade in unseren Schulen müssen wir unsere Kinder auf diese Veränderungen vorbereiten: Medienkompetenz beibringen, aber auch die Risiken vor Augen führen. Die Digitalisierung wird DAS Zukunftsthema sein, dem wir uns stellen müssen und das wir mit allen Chancen und Herausforderungen angehen müssen. „SÜW 4.0“ wird die große Aufgabe des neuen Landrates sein.

Wie wichtig ist die Infrastruktur im Landkreis?

Torsten Blank: Auch die Infrastruktur jenseits der schnellen Datenleitungen ist für wirtschaftlichen Erfolg und Lebensqualität wichtig: Was die Verkehrsadern angeht, ist die Straße immer noch der Verkehrsträger Nummer eins. Dass unser Straßennetz an seine Grenzen stößt, ist an vielen Stellen erkennbar, und ganz offensichtlich wenn man morgens und abends in die Stadt Landau möchte! Es werden jetzt einige Ortsumgehungsprojekte umgesetzt, in Bad Bergzabern die Umgehung des Kurtals  mit dem Tunnel oder in Impflingen, das große Umgehungsprojekt im Zuge der B38, das hilft, diese Orte zu entlasten. Ein Thema, das die ganze Südpfalz betrifft, ist die zweite Rheinbrücke: Sie muss so schnell als möglich kommen! Ich bedauere, dass auf der badischen Seite eine zügige Planung eher behindert, denn beschleunigt wird Wenn wir nicht schnell eine redundante Lösung bekommen, steigt das Risiko eines Verkehrskollaps in der Südpfalz. Neben diesen großen Straßenprojekten, muss aber auch der Landkreis seiner Aufgabe nachkommen, und seinen eigenes Straßennetz im Sinne einen nachhaltigen Wirtschaftens permanent erneuern und sanieren. Ich hoffe, dass die finanziellen Spielräume dafür künftig wieder etwas größer werden. SÜW 4.0 wird die große Aufgabe des neuen Landrates sein.

Wie würden Sie als Landrat die Wirtschaftsregion stärken?

Torsten Blank: Wir stehen gut da als Landkreis Südliche Weinstraße, wir haben eine niedrige Arbeitslosenzahl und haben in den letzten Jahren eine gute Ansiedlungspolitik gemacht. Was die Stärke der Südlichen Weinstraße ausmacht ist, dass wir Wirtschaft auch immer im Einklang mit gutem Leben und Lebensqualität sehen, das was wir heute als Soft Skills bezeichnen. Die Zukunft wird wohl, gerade im Zuge der Digitalisierung, eine Veränderung der Ansiedlungspolitik bringen: Wir werden nicht mehr die Unternehmen ansiedeln können, die große Flächenbedarfe haben und wenig Wertschöpfung betreiben, denn wir wollen unsere schöne Landschaft nicht zubauen. Insofern wird der Schwerpunkt in Zukunft darauf liegen, dass wir Gewerbe und Dienstleistungen bei uns ansiedeln, die eher wenig Fläche verbrauchen, aber schnelle Datenleitungen brauchen und neue, innovative Wertschöpfungsketten erschließen. Wir wollen Menschen, die überall in diesem Land arbeiten könnten, wenn sie eine schnelle Datenleitung haben, die aber gleichzeitig auch Wert auf Lebensqualität, auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf legen. Solche Menschen müssen wir für die SÜW interessieren. Zur Stärkung der Wirtschaft gehört natürlich auch die Sicherung von Fachkräften, als Schulträger sind wir schon immer bemüht, die Ausbildungsangebote und die Schulangebote eng aufeinander abzustimmen und und eng an die Bedürfnissen des Arbeitsmarktes abzustimmen Die große Stärke der Südlichen Weinstraße ist natürlich Weinbau und Tourismus – es ist Wirtschaftsfaktor und Lebensgefühl zugleich. Jeder fünfte bis sechste Arbeitsplatz hängt mittelbar oder unmittelbar mit Weinbau und Tourismus zusammen. Hier haben wir in den letzten 20 Jahren vieles erreicht, aufstrebende und qualitätsbewusste Weinbaubetriebe sowie eine innovative Entwicklung im Tourismus verbunden mit einer hochwertigen Gastronomie. Aus meiner Erfahrung als Vorsitzender des Vereins SÜW LD-LD weiß ich, wie sehr immer wieder neue Ideen, Innovationskraft und der Gedanke der gemeinsamen Stärke notwendig sind, um sich an der Spitze behaupten zu können. Auf diese Unterstützung können sich die Leistungsträger verlassen!

Wo sehen Sie die Stärken des Landkreises?

Torsten Blank: Wir haben eine starke, breit aufgestellte Wirtschaftskraft und gute Standortfaktoren. Wir haben aber auch gute soziale Strukturen, was den Kita-Ausbau angeht sind wir in der absoluten Spitzenklasse – unter den ersten fünf Plätzen in der Bundesrepublik, was die Betreuung der unter dreijährigen Kinder angeht. Wir haben eine gut ausgebaute und klug aufgestellte Schullandschaft. Was ich als Vorteil sehe, sind die kleinteiligen Gemeindestrukturen, das schafft Zusammenhalt in der Gesellschaft. Je kleiner die Einheiten sind, desto mehr gibt’s noch die Verbundenheit in den Gemeinden. Deshalb darf man wirtschaftlichen Standortfaktoren und diese sozialen Strukturen nie gegeneinander ausspielen. Ich glaube, das ist die Stärke und das Erfolgskonzept der Südlichen Weinstraße. Dazu kommt natürlich die einzigartige Kulturlandschaft von der Ebene im Osten über die Weinberge bis in den Pfälzerwald hinein. Wir hatten mal in der Tourismuswerbung den Slogan: „Die SÜW  – ganz nah am Paradies“, ich glaube, das trifft es sehr gut. Es gibt wenige Landstriche, wo sich die Menschen so sehr mit ihrer Heimat identifizieren und auch mit ihrem Landkreis. Das gibt Bindung nach innen und stärke nach außen.

Und wo seine Schwächen?

Torsten Blank: Ich sehe keine Schwächen. Ich sehe allenfalls Zukunftsaufgaben. Und das ist im Prinzip die gute Entwicklung der Vergangenheit gut, intelligent und innovativ weiterzuführen. Wichtig ist: Nichts ist so gut, dass man es nicht noch besser machen könnte. Ich bin in verschieden Gremien der Metropolregion Rhein-Neckar, dort haben wir uns auf strategischen Handlungsfeldern zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 diese Region als eine der attraktivsten und wettbewerbsfähigsten Regionen in Europa zu positionieren – und der Kreis Südliche Weinstraße ist natürlich dabei. Wenn wir bei den Herausforderungen der Zukunft sind, dann gilt es, die demografische Veränderung aktiv zu gestalten. Es stellt sich uns die Aufgabe, dass wir unsere Gemeinden und die Infrastruktur auf eine älter werdende Gesellschaft vorbereiten, neue Angebote schaffen, neue altersgerechte Wohnformen etablieren, wohnortnahe medizinischer Versorgung sicherstellen, und natürlich auch Ausbau der sozialen Dienste organisieren. Aber das sind alles keine Schwächen, das sind Aufgaben, wie vor uns liegen, die ich als Landrat natürlich gerne angehen möchte.

Ihre Sicht zum Thema Weltpolitik. Präsident Trump, Erdogan etc.

Torsten Blank: Man hat schon den Eindruck, wenn man so auf die Welt im Globalen schaut, dass sie aus den Fugen geraten ist. Grundwerte, Demokratieverständnis oder die guten Beziehungen zwischen einzelnen Nationen – wir hatten Gedacht, das ist für die Ewigkeit,  heute steht  mehr denn je in Frage. Was ich merke, ist eine große Verunsicherung bei den Menschen und in unserer Gesellschaft. Nicht zuletzt auch ausgelöst durch die Flüchtlingsströme der vergangenen beiden Jahre, die ein Spiegelbild dieses brüchigen Weltfriedens sind. Was mich sehr besorgt, ist die Beobachtung, wie sehr eine Gesellschaft in so einer vermeintlichen Krisensituation ihre Menschlichkeit verliert oder Werte vergisst, die bisher unangetastet waren. Ich denke zum Beispiel an die Brandanschläge in Herxheim, direkt vor unserer Haustür, aber auch der lautstarke Protest quer durch die Republik auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle. Was mich dagegen ermutigt hat, war, wie wir die Herausforderung der Flüchtlingszuwanderung grade an der Südlichen Weinstraße gemeistert haben. Welche große Hilfsbereitschaft es gegeben hat in allen Orten und welche Aktionen und Initiativen gestartet wurden.

Beschreiben Sie sich selbst in fünf Wörtern.

Torsten Blank: Ich lebe mein Amt, jetzt als Bürgermeister, so wie ich bin: offen und gesellig mit meinen Mitmenschen. Ich bin sehr kontaktfreudig und kann gut zuhören. In meinem Arbeitsstil bin ich zielstrebig, strukturiert, stehe neuen Dinge immer aufgeschlossen gegenüber, wobei ich immer in langen Linien denke, auch das Übermorgen im Blick habe. Im privaten Umfeld bin ich sehr familienbezogen: Familie und gute Freunde sind mein Anker, in manchmal stressigen und auch schwierigen Situationen.

Warum sollte man Sie wählen?

Torsten Blank: Ich kandidiere bei dieser Wahl mit drei Begriffen, die für eine persönliche Haltung stehen: „Vertrauen, Zusammenhalt und Fortschritt“. Ich stehe seit 15 Jahren an der Spitze einer Kommune – weiß was es heißt eine Behörde zu leiten – und ich bekomme immer wieder die Rückmeldung, dass die Bürger großes Vertrauen in meine politische Arbeit als Bürgermeister haben. Ein umsichtiger und unaufgeregter Führungsstil in den politischen Gremien und an der Spitze unserer Verwaltung, „Zusammenhalt“ und ein faires Miteinander über alle Parteigrenzen hinweg, mein offener Umgang mit den Bürgerinnen und Bürger genauso wie mit den rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wird geschätzt – das ist mir wichtig und das lebe ich tagtäglich. Ich bin fest davon überzeugt, das dies in der heutigen Zeit enorm wichtig ist, dass wir das Gemeinsame in den Mittelpunkt stellen und nicht das Trennende. Zum Thema „Fortschritt“ hoffe ich, dass ich in unserem Gespräch deutlich machen konnte, dass ich die Herausforderung und die Zukunftsaufgaben unseres Landkreises im Blick habe. Über all dem, möchte ich als Landrat, dass sich unsere Südliche Weinstraße weiter so gut entwickelt wie bisher und die Menschen auch in zehn und zwanzig Jahren noch genauso stolz auf ihre Heimat sind und weiterhin so gute Lebensbedingungen vorfinden wie dies heute der Fall ist. (yv)

Thorsten Blank im Kreis seiner Familie. (Foto: Bertold Fabricius)